Glücksspiel-Werbung beim Online-Fußball: Sportwetten-Anbieter schalten Werbung auf Fantasy Premier League Seiten

Die englische Premier League ist in die neue Fußball-Saison gestartet. Für Millionen von Spielern beginnt damit auch wieder die Fantasy Premier League – ein Online-Managerspiel, das sich an den realen Ereignissen in der Premier League orientiert. Auf vielen Webseiten rund um die Fantasy Premier League befindet sich Werbung für Sportwetten-Anbieter, die auch von Minderjährigen wahrgenommen werden kann.

Eine Außenaufnahme des Emirates-Stadium von Arsenal London

Millionen von Fußballfans interessieren sich für die Fantasy Premier League und sind daher eine potenzielle Zielgruppe für Sportwetten-Anbieter. (Symbolbild) © Who’s Denilo ?/unsplash.com

Sportwetten-Werbung auf Fantasy-Football-Portalen nimmt zu

Einem Bericht der BBC zufolge, seien in letzter Zeit immer wieder Werbeanzeigen für Sportwetten-Anbieter auf Websites aufgetaucht [Artikel auf Englisch], die sich mit der Fantasy Premier League befassen.

Bei der Fantasy Premier League handelt es sich um ein offizielles Spiel der englischen Fußball-Liga, doch rund um das beliebte Spiel, das ca. 11 Millionen Nutzer haben soll, gibt es zahlreiche Webseiten und Podcasts mit Tipps, die eine große Reichweite erzielen.

Eine solche Website ist Fantasy Football Scout. Hier sei vor kurzem ein Artikel erschienen, der das neue Fantasy-Glücksspiel von Bet365 bewerbe. Zudem seien Werbebanner auf zahlreichen Seiten aufgetaucht, die sich an die Zielgruppe der Fantasy Premier League richten.

Auch Kinder könnten die Werbeanzeigen sehen

Fantasy Football online Tor mit Schützen

Sportwetten-Anbieter machen vermehrt Werbung auf Seiten für den Fantasy-Fußball © Jannes Glas auf Unsplash

Die Werbekampagnen der Buchmacher seien deshalb so problematisch, weil die Fantasy Premier League sich auch an ein jüngeres Publikum richte und Registrierungen ab einem Alter von 13 Jahren möglich seien. So könnten auch Minderjährige mit Glücksspielwerbung konfrontiert werden.

Ein Sprecher des Betting and Gambling Council (BGC), welches Glücksspielfirmen in Großbritannien vertritt, habe jedoch angegeben, seine Mitglieder hätten Maßnahmen getroffen, um Minderjährige vom Glücksspiel fernzuhalten:

Unsere Mitglieder verpflichten sich zu einer strengen Altersüberprüfung bei allen ihren Angeboten, um das Spielen durch Minderjährige zu verhindern, während die BGC das 10 Millionen Pfund teure Young People’s Gambling Harm Prevention Program finanziert. Sprecher des BGC, Quelle: BBC

Die aktuellen Entwicklungen seien unter anderem von der britischen Abgeordneten Carolyn Harris als “zutiefst besorgniserregend” bezeichnet worden. Tom Fleming von der Organisation Gambling with Lives habe erklärt, die Situation sei “schockierend, aber nicht überraschend”. Er vermute, dass die Sportwetten-Anbieter die Spieler der Fantasy Premier League als einen “fruchtbaren Boden” für das Heranwachsen der “nächsten Generation von Kunden und Süchtigen” ausgemacht habe.

Kostenlose vs. kommerzielle Fantasy Football Angebote

Neben den kostenlosen Fantasy-Football-Spielen gibt es auch Anbieter, wie z.B. FanTeam oder DraftKings, die ein Wettformat anbieten, das dem Prinzip der Fantasy Premier League sehr nahe kommt.

Allerdings schlüpft der Spieler hier nicht von Anfang an in die Rolle des Managers und stellt ein Team zusammen, sondern kann dies gegen Geldeinsatz vor jedem Spieltag neu tun. Gleich ist jedoch, dass die Teilnehmer voraussagen müssen, wie gut bestimmte Sportler an einem Spieltag performen. In Abhängigkeit davon fallen die Gewinne aus.

In Deutschland gab es mit dem Anbieter Spitch für kurze Zeit eine Firma, die sich in diesen Bereich vorwagen wollte. Allerdings musste das Projekt offline gehen, weil dem Unternehmen keine Lizenz durch die deutsche Glücksspielbehörde vorlag und auch heute noch nicht klar ist, wie Fantasy-Spiele in Zukunft bewertet werden.

Kontroverse Meinungen zum Spielsucht-Potential

Es scheint plausibel zu sein, dass kommerzielle Fantasy-Sports-Anbieter potenzielle Kunden in der Zielgruppe der kostenlosen Fantasy-Football-Spiele finden könnten. In Studien sei dieser vermutete Zusammenhang bereits bestätigt worden. Akademische Untersuchungen in den USA hätten ergeben, dass das Spielen kostenloser Fantasy-Sportarten die Wahrscheinlichkeit erhöhe, dass jemand in der Folge auch um echtes Geld spielen könnte.

Es gibt jedoch auch andere Meinungen. So schlägt beispielsweise die britische Spielerschutz-Organisation GamCare die Gründung einer Fantasy-Football-Liga mit Freunden als Gegenmaßnahme zum zwanghaften Glücksspiel vor [Artikel auf Englisch].

Sollten diese Personen rund um ihr Fantasy-Football-Spiel aber massiv mit Glücksspielwerbung konfrontiert werden, scheint die Effektivität dieser Maßnahme jedoch eher zweifelhaft zu sein.

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