FC Zürich wegen Sponsor in Erklärungsnot

Der FC Zürich blickt auf einige bewegte Spielzeiten zurück. Nach dem Abstieg in die Challenge League, die zweite Liga der Schweiz und dem direkten Wiederaufstieg krönte der Club die Saison 2021/22 mit dem 13. Meistertitel der Vereinsgeschichte. Trotz des sportlichen Erfolgs befinden sich die Blau-Weißen nun in Erklärungsnot. Schuld ist ein Sponsor, der illegales Glücksspiel vorangetrieben haben soll.

Spielkarten beim Poker.

Dem Sponsor des FC Zürich wird illegales Glücksspiel vorgeworfen. ©StockSnap/Pixabay

Undurchsichtiges Geschäftsmodell

Doch worum geht es bei den Vorwürfen gegen den Sponsor des amtierenden Schweizer Meisters eigentlich? 2019 schloss der FC Zürich einen Vertrag mit AntePAY, der eine Laufzeit von zwei Jahren hatte. Das Logo der Bezahlkarte prangte danach auf den Trikots des FC Zürich. Laut dem SRF soll die Firma nun Recherchen zufolge ein äußerst dubioses und undurchsichtiges Geschäftsmodell betrieben haben. AntePAY soll nämlich als Zahlungsmittel für illegales Glücksspiel eingesetzt worden sein.

Das Geschäftsmodell

Mittlerweile scheint festzustehen, wie der Trick funktioniert haben könnte. Im Grunde war AntePAY nämlich wie eine Prepaidkarten einsetzbar. Kunden konnten sie mit einem unterschiedlich hohen Guthaben erwerben und zur Zahlung in verschiedenen Online-Shops einsetzen. Die Transaktion wurde mittels eines Codes autorisiert und der Vorgang lief problemlos und sicher. Der Verkäufer war im Gegenzug dazu verpflichtet an die Inhaber der Bezahlkarte eine Gebühr zu entrichten. Als der FC Zürich die Zusammenarbeit mit AntePAY bekanntgab, soll das Zahlungsmittel aber nur in sechs Online-Shops einsetzbar gewesen sein. Hätten hier schon erste Alarmglocken klingeln sollen?

Nachforschungen lassen Fragen offen

Nachforschungen von SRF Investigativ und dem Recherche-Team Reflekt haben nun gezeigt, dass im weiteren Verlauf der Firmenhistorie neun weitere Shops dazugekommen sein sollen, die AntePAY akzeptierten. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass zwei der Partner der Bezahlkarte nicht mehr existierten und zwei weitere nicht einmal einen Online-Shop betrieben. Die übrigen fünf “gaben zu Protokoll, nie Umsatz mit AntePAY gemacht zu haben”. Offenblieb die Frage, wie DSCnet AG, die Firma hinter AntePAY, genügend Gewinne erwirtschaften konnte, um einen Fußballverein zu sponsern. Offenbar kam die Karte nur bei illegalem Glücksspiel im Internet zum Einsatz.

Glücksspiel in der Schweiz

Anonyme Insider-Informationen sollen den Verdacht bestätigt haben, dass die Karte vor allem auf illegalen Glücksspielseiten zur Zahlung verwendet worden sein soll. Anders als in Deutschland ist das Online Glücksspiel in der Schweiz strikter geregelt. Um ein Online Casino zu betreiben, muss eine Konzession beantragt werden, die allerdings an harte Auflagen geknüpft ist. Anbieter aus dem Ausland sind von dieser Regelung ohnehin ausgeschlossen. Die einzige Ausnahme erhalten Firmen, die eine Schweizer Niederlassung vorweisen können. Die Schweiz geht schon lange strikt gegen Verstöße vor.

Dementi der Gründer

Da DSCnet 2021 Konkurs anmeldete, sind Nachforschungen erschwert. Außerdem soll Giancarlo Tottoli, Gründer und damals alleiniger Verwaltungsrat, bestritten haben, dass AntePAY zur Zahlung auf illegalen Glücksspielseiten im Internet in den Handel gekommen sei. Außerdem erklärte er, dass es aber durchaus möglich sei, dass die Bezahlkarte durch externe Transaktionsabwickler auf den Portalen verwendet worden sein könnte.

“Es gab nie illegale Geschäftstätigkeiten.”Giancarlo Tottoli, Gründer und Verwaltungsrat von Dscnet AG, Statement gegenüber dem SRF

Verein spricht sich frei

Der FC Zürich findet sich nun in einer schwierigen Situation wieder. Laut Angaben des Vereins habe man sich auf die externe Sportvermarktungsfirma Infront Ringier Sports & Entertainment verlassen, die die Zusammenarbeit vorgeschlagen haben soll. Der Präsident des FC Zürich, Ancillo Canepa, gab des Weiteren bekannt, dass AntePAY dem Club noch mehrere hunderttausend Franken schuldet. Diese Forderungen sollen allerdings mittlerweile durch die Dscnet AG ausgeglichen worden sein. Canepa erklärte weiter, dass der Verein nicht von den illegalen Aktivitäten gewusst habe.

“Aus damaliger Sicht sprach nichts gegen diesen Vorschlag. Infront Ringier ist all ihren vertraglichen Verpflichtungen aus der Vereinbarung nachgekommen.”Ancillo Canepa, Präsident, FC Zürich, Statement gegenüber dem SRF

Wie geht es weiter?

Wie es nun weitergeht, ist unklar. Sicher ist, dass die Schweizer Behörden den Fall weiterverfolgen werden. Zuständig für die Verfolgung illegaler Spielbankenspiele ist die Eidgenössische Spielbankenkommission, die auch dafür sorgen kann, dass die Urheber von AntePAY bis zu drei Jahre im Gefängnis einsitzen müssen. Der FC Zürich hat aber keine Konsequenzen zu erwarten.

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