Bonitätsprüfungen im Online-Glücksspiel: Fluch oder Segen?

In Großbritannien steht eine Reform rund um das Thema Glücksspiel an. Derzeit versuchen Behörden, herauszufinden, ob eine Bonitätsprüfung im Online-Sektor sinnvoll ist. Ziel ist, Spieler vor sich selbst zu schützen, ihr Vermögen zu bewahren und ihren Lebensunterhalt nicht zu gefährden. Eine Option ist, vorab die Bonität – also die Zahlungsfähigkeit oder Kreditwürdigkeit – einer Person zu prüfen. Kurzgefasst heißt das: Wer online um Geld spielen will, müsste sich vorher aus finanziellen Gesichtspunkten überprüfen lassen.

Eine Brille und ein Stift liegen auf einem Schufa-Formular.

Die Glücksspielbehörde in Großbritannien überlegt, Bonitätsprüfungen für Online-Glücksspiel zu nutzen. ©Vi5-a-Vi5/Pixabay

Was bisher geschah

Der Verband in Großbritannien, die Betting and Gaming Council (kurz BGC), hat eine Studie bei YouGov in Auftrag gegeben. Dabei handelt es sich um ein internationales Markt- und Meinungsforschungsinstitut aus Großbritannien, das zudem auch börsennotiert ist. Bei der beantragten Studie geht es darum, herauszufinden, ob eine Bonitätsprüfung im Vorfeld als Option für die anstehende Glücksspielreform eine Option ist, die wirklich infrage kommt. Erste Maßnahme von YouGov war eine Umfrage.

Was sagen Glücksspielfans dazu?

In der Erhebung von YouGov wurde abgefragt, wie hoch die Akzeptanz für eine Bonitätsprüfung unter Glücksspielfans ist. Die Antwort kam mit überwältigender Klarheit. Für eine solche Maßnahme sprachen sich nämlich nur 16 Prozent aus, dagegen waren jedoch 58 Prozent. Den meisten geht es hierbei darum, dass sie ihre persönlichen finanziellen Verhältnisse keinem Anbieter im Online-Glücksspiel offenlegen wollen. 59 Prozent glauben übrigens auch nicht daran, dass dies Spieler und Spielerinnen schützt.

Die Lage in Deutschland

Im Zuge solcher Überlegungen ist natürlich relevant, wie die Lage hier vor Ort ist. Eine Bonitätsprüfung findet hierzulande nur in Ausnahmefällen statt, wenn überhaupt. 1000 Euro einzuzahlen, sind das monatlich erlaubte Maximum und zwar anbieterübergreifend. Auf den ersten Blick kommt das fair daher, ist in der Realität jedoch eine starre Grenze. Nur wer sich um ein höheres Einzahlungslimit als dieses bemüht, muss sich gegebenenfalls mit einer Bonitätsprüfung beschäftigen.

Was ist überhaupt eine Bonitätsprüfung?

Um gleich mit Vorurteilen aufzuräumen: Bei einer Bonitätsprüfung geht es nicht darum, konkrete Zahlen über das Vermögen einer Person zu erheben. Wie bereits angesprochen, handelt es sich viel eher um eine Überprüfung der Zahlungsfähigkeit und der Zuverlässigkeit. Das heißt, dass bestehende Zahlungsverpflichtungen, Einnahmen und Ausgaben ermittelt werden. Beispielsweise spielt auch eine Rolle, ob das eigene Konto regelmäßig überzogen ist. Kurzum kann man sagen, dass beurteilt werden soll, ob jemand über seinen Verhältnissen spielt.

Ziele einer Bonitätsprüfung

Hintergrund der Überlegungen durch den britischen Verband ist der Spielerschutz. Wer spielt, soll kein Geld verspielen können, das er nicht hat, ganz simpel gesagt. Natürlich ist das ein lobenswertes und wichtiges Ziel und eine Herausforderung, die im Zuge der Glücksspielreform zu meistern ist. Fraglich ist nur, ob für die Branche der Online-Glücksspiele eine Bonitätsprüfung das richtige Mittel ist oder Glücksspielfans damit eher vor den Kopf gestoßen werden.

Hindernisse und Fallstricke

Fraglich ist und bleibt, ob eine solche Maßnahme wirklich geeignet ist, um das Ziel der Behörde zu erfüllen, egal ob in Großbritannien oder in Deutschland. Bonitätsprüfungen werden dazu führen, dass einige Menschen keinen Zugang mehr zu legalen und vor Ort lizensierten Online-Glücksspiel-Anbietern bekommen oder nur noch geringe Einsätze tätigen können. Wer hier nicht zugelassen wird, wendet sich dem Schwarzmarkt zu oder Betreibern mit ausländischen Lizenzen. Die müssen natürlich nicht zwangsläufig unseriös sein.

Umwege über Netzsperren

Ein Weg, eine solche Bonitätsprüfung verpflichtend zu machen und auch wirklich durchzusetzen, könnte über Netzsperren für nicht vor Ort lizensierte Betreiber führen. Diese lassen sich aber heutzutage auch von Laien kinderleicht mit VPN-Plugins umgehen und stellen eigentlich keine wirkliche Hürde mehr dar. Wer dort spielen will, der wird einen Weg finden, auch wenn sich die Behörden im eigenen Land quer stellen.

Abwenden vom legalen Markt

Gerade die Menschen, die durch Glücksspiel in ihrer Existenzsicherung bedroht sind, unterliegen der Gefahr, sich damit vom legalen Markt abzuwenden. Auf dem Schwarzmarkt tummeln sich viele unseriöse Betreiber, die keiner Kontrolle mehr unterliegen oder – im besten Fall – ausländische Lizenzen innehaben. Diese Spieler können dann unbegrenzte Beträge einsetzen und der Spielerschutz ist nicht mehr direkt gewährleistet.

Punktuelle Bonitätsprüfungen

Sinnvoller könnte es wiederum sein, mit punktuellen statt standardisierten Bonitätsprüfungen zu arbeiten. Wer beispielsweise häufige, hohe Einzahlungen bei einer Vielzahl von Betreibern tätigt, könnte sich irgendwann einem solchen Check unterziehen müssen. Solche Mittel könnten auch bei all jenen angewendet werden, die Anzeichen von Spielsucht zeigen, auch um eine selbstständige kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Spielgewohnheiten anzuregen.

Abwarten ist das Gebot der Stunde

Auch in Deutschland muss noch nachgebessert werden. Wie lange sich das hinzieht, ist bislang noch nicht bekannt. Klar ist aber, dass auch die deutschen Lizenzen besser ausgestaltet und damit attraktiver für Anbieter von Online-Glücksspiel gemacht werden müssen, damit diese keine Probleme mehr haben, ihre Kunden zu halten. Eingeschränkte Spielangebote helfen jedenfalls nicht, Kunden zu binden. Trotzdem lohnt sich ein Blick nach Großbritannien und zu YouGov, wenn die vollständigen Ergebnisse vorliegen.

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