Coates-Familie prüft milliardenschweren Verkauf von Sportwetten-Anbieter Bet365

  • Coates-Familie prüft vollständigen oder teilweisen Verkauf von Sportwetten-Anbieter Bet365
  • Bewertung von 9 Milliarden GBP und Börsengang in den USA möglich
  • Rückzug aus China soll das Unternehmen für US-Investoren attraktiver machen
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Bet365 könnte bald verkauft werden. © Patrick O’Canada/wikipedia

Bewertung von rund 9 Milliarden GBP im Gespräch

Laut übereinstimmenden Medienberichten erwäge die britische Coates-Familie eine vollständige oder teilweise Veräußerung von Sportwetten-Anbieter Bet365. Die Milliardärsfamilie ist Eigentümerin des Online-Glücksspielriesen.

Gespräche mit US-Investmentbanken und Beratern über strategische Optionen wie einen Börsengang an einer US-Börse oder einen Teilverkauf an Private-Equity-Investoren seien bereits geführt worden, berichtet unter anderem die britische Tageszeitung The Guardian [Link auf Englisch]. Im Raum stehe eine Bewertung von rund 9 Milliarden GBP (rund 10,6 Milliarden EUR).

Eine Entscheidung sei zwar bislang gefallen, allerdings befinde sich der Prozess in einer fortgeschrittenen Phase. Neben einem klassischen Börsengang oder Teilverkauf sei auch ein mögliches Spin-off einzelner Unternehmensteile im Gespräch, bei dem bestimmte Geschäftsbereiche ausgegliedert und eigenständig weitergeführt werden könnten.

Strategische Bereinigung und internationale Expansion

Zu den möglichen Motiven für den Verkauf würden laut Marktbeobachtern sowohl strategische als auch persönliche Beweggründe von CEO Denise Coates zählen.

Die 57-Jährige, die 58 Prozent der Anteile halte und damit im Falle eines Verkaufs über 5 Milliarden GBP (rund 5,9 Milliarden EUR) erlösen könnte, habe zuletzt zahlreiche Weichen gestellt: so habe sie Bet365 im März 2025 aus dem rechtlich heiklen chinesischen Markt zurückgezogen und die Kontrolle des familieneigenen Fußballclubs Stoke City FC an ihren Bruder John übergeben.

Bet365: Die Story hinter dem Sportwetten-Giganten

Stadion des Stoke City FC

Der Stoke City FC gehört der Familie Coates. © Oldelpaso/wikipedia

Aus einem Bürocontainer in der englischen Kleinstadt Stoke-on-Trent entwickelte sich Bet365 in nur zwei Jahrzehnten zu einem der größten Online-Wettanbieter der Welt. Geleitet von Denise Coates, die heute zu den reichsten Unternehmerinnen Großbritanniens zählt, steht das Unternehmen nun womöglich vor dem nächsten großen Schritt: einem milliardenschweren Verkauf oder Börsengang.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten im Überblick:

  • Gründung: 2000 durch Denise Coates in Stoke-on-Trent, Großbritannien
  • Eigentumsverhältnisse: Denise Coates hält 58 % der Anteile, die restlichen Anteile befinden sich hauptsächlich im Besitz anderer Mitglieder der Coates-Familie
  • Mitarbeitende: Über 7.000 weltweit
  • Internationale Präsenz: Aktiv in über 20 Jurisdiktionen, darunter Deutschland, Spanien, Argentinien und 13 US-Bundesstaaten
  • Sponsoring: Langjähriger Sponsor von Stoke City FC sowie seit 2024 offizieller globaler Partner der UEFA Champions League
  • Technologische Stärke: Pionier bei Live-Wetten (In-Play), heute zentraler Bestandteil des Angebots
  • Regulierungsprobleme: Im April 2024 verhängte die UK Gambling Commission eine Strafe von 582.120 GBP (rund 683.000 EUR) gegen Bet365 wegen Verstößen gegen Geldwäschevorgaben

Diese Schritte könnten als Vorbereitung für einen Deal mit US-Investoren gedeutet werden. Besonders der Rückzug aus dem chinesischen Markt deute darauf hin, dass Bet365 mögliche Risiken vermeiden wolle, die bei einem Börsengang in den USA durch problematische Auslandsgeschäfte entstehen könnten.

Zudem sei Bet365 zuletzt verstärkt in regulierte Märkte wie die USA, Brasilien und Peru vorgedrungen. Inzwischen sei das Unternehmen in 13 US-Bundesstaaten aktiv und habe zuletzt neue Partnerschaften geschlossen, etwa mit dem Baseball-Team St. Louis Cardinals im Bundesstaat Missouri.

Finanzlage und Bewertung sprechen für lukrativen Exit

Finanziell befinde sich das Unternehmen in einer starken Position. Für das Geschäftsjahr bis März 2024 habe Bet365 einen Umsatzanstieg um neun Prozent auf 3,72 Milliarden GBP (rund 4,36 Milliarden EUR) und einen Vorsteuergewinn von 626,6 Millionen GBP (rund 735 Millionen EUR) ausgewiesen – nach einem Verlust im Vorjahr.

Ein US-Börsengang würde Bet365 zur größten Börsennotierung eines Glücksspielunternehmens weltweit machen und könnte als Signal gelten, dass Online-Glücksspiel endgültig im Mainstream angekommen sei. Branchenkenner würden darin sogar eine neue Bewertungsgrundlage für Wettbewerber wie Flutter oder Entain sehen, da ein erfolgreicher Börsengang von Bet365 zeigen könnte, wie hoch ein großes, profitables Online-Wettunternehmen bewertet werden kann. Dies würde wiederum den Marktwert vergleichbarer Firmen beeinflussen.

Gleichzeitig würde ein Börsengang die Offenlegungspflichten des Unternehmens drastisch erhöhen – ein deutlicher Bruch mit der bisherigen, sehr zurückhaltenden Firmenkultur.

Perspektiven: Rückzug oder Reifeprüfung?

Trotz dieser Perspektiven sei unklar, ob ein Verkauf tatsächlich erfolgen werde. Die Coates-Familie sei als Alleineigentümerin nicht zum Handeln gezwungen und könne sich Zeit lassen, um den optimalen Moment abzupassen. Die zunehmende Marktreife und der wachsende Wettbewerbsdruck – insbesondere durch US-Giganten wie DraftKings – würden jedoch dafürsprechen, dass Bet365 seine nächste Wachstumsphase unter neuen Vorzeichen einläuten könnte.

Seit Jahrzehnten sagen mir die Leute, dass das einzige Unternehmen, in das sie gerne investieren würden, Bet365 ist. Und obwohl in der Branche ein gewisser Konsens darüber besteht, dass das Unternehmen ein verblassender Stern ist, ist es nach wie vor eines der besten, wenn nicht sogar das beste Online-Sportwettenunternehmen der Welt.Alun Bowden, Analyst von EKG, The Guardian

Zudem werde spekuliert, ob auch persönliche Überlegungen in der Familie Coates eine Rolle spielen könnten: Denise Coates feiert bald ihren 60. Geburtstag, und der Zeitpunkt könnte genutzt werden, um das Unternehmen nach zwei Jahrzehnten des rasanten Wachstums in neue Hände zu geben. Coates habe sich laut Branchenanalyst Paul Leyland womöglich dazu entschieden, ihr Unternehmen nicht stagnieren zu lassen, sondern reif für die nächste Entwicklungsphase zu machen.

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