Offener Brief an Minister: Bündnis gegen Sportwetten-Werbung fordert stufenweises Werbeverbot für Buchmacher

Das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung hat die Konferenz der Länderinnenminister in einem offenen Brief dazu aufgefordert, die Werbung für Sportwetten gesetzlich stärker einzuschränken. Der Brief sei neben Einzelpersonen auch von 13 Organisationen und Verbänden unterzeichnet worden.

Offizielles Logo des Bündnisses gegen Sportwetten-Werbung

Das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung hat sich in einem offenen Brief an die Minister der Länder gewendet. © Bündnis gegen Sportwetten-Werbung

Schwere Vorwürfe gegen Politik und Wirtschaft

Die Verfasser des Briefes, der auf der Website des Bündnisses eingesehen werden kann, nähmen die Werberegelungen des GlüStV 2021 als inkonsistent wahr, da Werbung für virtuelles Automatenspiel, Casinospiele und Poker strengeren Einschränkungen unterliege als die Bewerbung von Sportwetten-Angeboten.

Es werde vermutet, dass die finanzielle Macht der Sportwetten-Branche dazu führe, dass diese eine Sonderbehandlung erhalte. Als Profiteure sähen die Verfasser des Briefes neben den Buchmachern selbst auch die Fußballvereine des DFB und der DFL an, die hochdotierte Werbeverträge unterzeichnen würden und deren Anhängerschaft besonders gefährdet sei, eine Glücksspielsucht zu entwickeln.

Direkt an die Politik scheint der Hinweis gerichtet zu sein, dass andere Länder mit den Werberichtlinien für Glücksspiel einen strengeren Weg als Deutschland eingeschlagen hätten:

[Wir möchten] darauf hinweisen, dass Deutschlands liberaler Weg stark abweicht von dem Weg anderer europäischer Länder, in denen Glücksspiel-Werbung inzwischen zunehmend stark reguliert oder verboten wurde bzw. entsprechende Maßnahmen konkret geplant sind. Die Mitglieder des Bündnisses gegen Sportwetten-Werbung, Quelle: Bündnis gegen Sportwetten-Werbung

Zudem hätte das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung unterstellt, dass ein großer Teil der Bevölkerung sich stark von entsprechender Werbung beeinträchtigt fühle. Dies hätten Umfragen ergeben, auf die jedoch nicht weiter eingegangen wird.

Ist ein Werbeverbot für Glücksspiele sinnvoll?

Ein mögliches Werbeverbot für Glücksspiele im Allgemeinen und Sportwetten im Speziellen wird seit längerer Zeit in der Medien- und Politiklandschaft diskutiert.

Burkhard Blienert, Suchtbeauftragter der Bundesregierung, gilt als starker Verfechter eines Verbotes von Sportwetten-Werbung und erhält dabei unter anderem Untersützung durch den Bremer Innensenator Ulrich Mäurer.

Es gibt aber auch Gegenstimmen, allen voran vom Deutschen Sportwetten Verband (DSWV), aber auch von Werbefachmann Dr. Andreas Blaue, der das Schwarz-Weiß-Denken der Diskussionsgegner kritisiert.

Ein häufig angebrachtes Argument der Befürworter von moderater Glücksspiel-Werbung ist, dass ein vollständiges Werbeverbot indirekt den Schwarzmarkt begünstigen könnte. In Italien hat die European Gaming and Betting Association (EGBA) daher Kritik am vollständigen Werbeverbot für Glücksspiele geübt.

Stufenweise Umsetzung von Maßnahmen gefordert

Das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung habe eine Anpassung des § 5 des GlüStV 2021, in dem die Werbung für Glücksspiele geregelt ist, in drei Phasen gefordert.

  • In der ersten Phase solle eine Angleichung der Rahmenbedingungen für Sportwetten-Werbung an die anderer Glücksspiele erfolgen, sodass die gleichen Bedingungen für alle Marktteilnehmer gelten würden.
  • Im zweiten Schritt solle die werbefreie Zeit für Glücksspiele auf die Zeit von 6 bis 23 Uhr (bisher 21 Uhr) ausgeweitet werden, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen.
  • Letztendlich solle die Glücksspiel-Werbung langfristig im Fernsehen, Internet, Radio und im Stadion vollständig untersagt werden.

Es bleibt abzuwarten, wie die Politik auf den offenen Brief reagieren wird und ob sich eine zielführende Diskussion entwickelt. Bisher scheint die Thematik sowohl politisch als auch medial noch sehr kontrovers gesehen zu werden.

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