Milliarden-Verlust für Entain trotz Umsatzsteigerung: Wie geht es mit dem Glücksspielkonzern weiter?

Der Glücksspielkonzern Entain hat seine Geschäftszahlen für das Jahr 2023 kommuniziert und einen Verlust von 936,5 Millionen GBP (ca. 1,1 Milliarden Euro) bestätigt. Ein großer Teil davon sei auf Altlasten aus der Vergangenheit zurückzuführen. Operativ sei Entain laut Aussagen der Geschäftsführung hingegen gewachsen.

Symbolhafte Darstellung eines fallenden Aktienkurses

Entain musste für 2023 einen hohen Verlust melden, was den Aktienkurs belastete (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E

Außerordentliche Ausgaben erklären das Ergebnis

Im November 2023 hat Entain einen Vergleich mit der britischen Finanzbehörde HM Revenue & Customs (HMRC) geschlossen, der zu einer noch die dagewesenen Strafzahlung in Höhe von 585 Millionen GBP (ca. 686 Millionen Euro) führte.

Laut einem Bericht im Fachmagazin iGaming Business sei dies einer der Hauptgründe dafür, warum Entain im abgelaufenen Jahr einen hohen Verlust von umgerechnet über 1 Milliarde Euro zu verkraften hatte [Artikel auf Englisch].

Letztlich erkläre die Rekord-Strafe aber nur einen Teil des Verlustes. Auch höhere Betriebs- und Marketingkosten von rund 12 % sowie außerplanmäßige Abschreibungen und Finanzierungskosten hätten das Ergebnis stark belastet. Viele dieser Aufwendungen seien jedoch einmalig gewesen.

Gleichzeitig sei der Konzernumsatz auf 4,77 Milliarden GBP angestiegen, was insbesondere auf das Online-Geschäft zurückzuführen sei. Zudem seien die Einnahmequellen von Entain stark diversifiziert und deshalb sehr vielversprechend.

Entain soll operativ gesund sein

Die Geschäftsführung von Entain scheint überzeugt davon, dass der eingeschlagene Kurs der richtige sei und dass Entain sogar seine operativen Ziele erreicht habe, wie Interims-CEO Stella David klargestellt habe:

Wir konzentrieren uns voll und ganz auf operative Exzellenz […] und sind daher zuversichtlich, dass wir auf dem Weg sind, zukünftiges Wachstum zu erzielen. […] Wir haben das neue Geschäftsjahr mit einem klaren Plan zur Beschleunigung unserer operativen Strategie begonnen und machen erfreuliche Fortschritte. Stella David, CEO von Entain, Quelle: iGaming Business

Ein Blick auf das EBITDA, also den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, gebe der Managerin, die den Posten von Ex-CEO Jette Nygaard-Andersen im Dezember 2023 übernommen hatte, recht. Hier liegt das Konzernergebnis bei rund 1 Milliarde GBP und damit etwa 1,5 % über dem Vorjahr.

Die Neuausrichtung von Entain

Noch vor knapp einem Jahr war Entain für seinen aggressiven Expansionskurs bekannt, der eng mit Jette Nygaard-Andersen verbunden wurde. Unter der ehemaligen Geschäftsführerin wurden zahlreiche neue Märkte ins Visier genommen und etablierte Marken akquiriert. Zudem geriet das Unternehmen mit fragwürdigen Lobbyismus-Bemühungen in die Schlagzeilen.

Seit dem Führungswechsel hat sich hingegen eine Trendwende bei Entain abgezeichnet. Der Konzern hat sich aus unregulierten Märkten zurückgezogen und ging vor Gericht gegen Geschäftspartner aus der Vergangenheit vor, die dem Konzern Strafzahlungen eingebracht hatten.

Entain muss sich beweisen

Die Anleger von Entain reagierten scheinbar geschockt auf das negative Konzernergebnis, was sich darin zeigte, dass der Aktienkurs auf einen neuen Tiefstand rutschte, der zuletzt vor rund vier Jahren erreicht wurde.

Es wird sich zeigen, ob die Bekräftigungen der aktuellen Geschäftsleitung ausreichen, um einerseits wieder Gewinne zu schreiben und andererseits das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Das Jahr 2024 könnte demnach sehr entscheidend für die Zukunft von Entain werden.

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