Kredite für Spielsüchtige: Fördern britische Finanzunternehmen durch Darlehen das problematische Glücksspiel und die Spielsucht?

Britische Kreditgeber vergeben wöchentlich neunstellige Beträge an Spieler mit problematischem Glücksspielverhalten, wie Untersuchungen belegen sollen, deren Ergebnisse am Montag erstmals im The Guardian veröffentlicht wurden. Die Kreditvergabe wird vor allem deshalb kritisiert, weil die Rahmenbedingungen der Bonitätsprüfungen Experten zufolge nicht mehr zeitgemäß seien.

Ein Mann öffnet ein leeres Portemonnaie

Sind die Ersparnisse aufgebraucht, wenden sich Glücksspieler mit problematischen Spielverhalten oft an Finanzunternehmen (Symbolbild) © Emil Kalibradov/unsplash.com

Nachlässigkeiten bei der Bonitätsprüfung von Glücksspielern

Der The Guardian berichtet davon, dass britische Finanzinstitute jede Woche bis zu 174 Millionen GBP (ca. 202 Millionen Euro) an Problemspieler verleihen [Artikel auf Englisch]. Dies hätte eine Untersuchung der Marktsituation ergeben.

Die Kredit-Firma Abound habe in diesem Zusammenhang eine mit künstlicher Intelligenz gestützte Analyse seiner Kundendaten durchgeführt und sei dabei zum Schluss gekommen, dass die Vergabekriterien für Darlehen an Glücksspieler oftmals unzureichend seien:

Derzeit machen die Kreditgeber nichts falsch. Aber die Tools, die sie verwenden, wie zum Beispiel die Bonitätsbewertung, sind veraltet und können im Online-Zeitalter viele finanziell gefährdete potenzielle Kreditnehmer nicht identifizieren. Gerald Chappell, CEO von Abound, Quelle: The Guardian

Den Angaben von Abound zufolge, vergebe das Unternehmen jede Woche Kredite an 550 Menschen. Weitere 230 würden aufgrund zu hoher Glücksspielausgaben abgelehnt. Von den Abgelehnten sei es aber 15 % gelungen, Kredite von anderen Unternehmen zu erhalten.

Dies sei darauf zurückzuführen, dass Abound sich selbst hohe Standards bei der Bonitätsprüfung auferlege. Da es aber schon seit Monaten keinen Fortschritt in Bezug auf die britische Glücksspielreform gegeben habe [Artikel auf Englisch], seien die offiziellen Regularien für die Kreditvergabe an Glücksspieler noch nicht verschärft worden.

Setzen die Kreditinstitute Menschenleben aufs Spiel?

Eine Spielsucht kann Betroffene nicht nur in den finanziellen Ruin stürzen, sondern in Einzelfällen sogar zum Selbstmord führen [Artikel auf Englisch].

Gambling with Lives, eine Wohltätigkeitsorganisation, die von Familien gegründet wurde, die Opfer von Selbstmord im Zusammenhang mit Glücksspielen wurden, setzt sich für strengere Regeln, bessere Kontrollen und Hilfe für Betroffene und Angehörige ein.

Erst kürzlich hat sich die Organisation in Zusammenarbeit mit den britischen Samaritans gegen die Verharmlosung eines Zusammenhangs zwischen Selbstmorden und Spielsucht stark gemacht [Artikel auf Englisch]. Will Prochaska von Gambling with Lives kritisierte den Versuch der Branche, “Hunderte von Todesfällen pro Jahr” verbergen zu wollen.

Es bleibt abzuwarten, ob die britische Regierung schnelle Maßnahmen aus den gewonnenen Daten ableiten wird und wie sich allgemein die seit langem geplante Glücksspielreform in Großbritannien entwickeln wird.

Das Verbot der Kreditkartenzahlung für das Glücksspiel, das in Großbritannien gilt, scheint nach Meinung von Experten jedenfalls nicht ausreichend zu sein, um der schuldenfinanzierten Spielsucht Einhalt zu gebieten.

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