Illegales Glücksspiel in Österreich: Undurchsichtiges Geflecht mit einem Phantom als Geschäftsführer soll jahrelang aktiv gewesen sein

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Österreich (WKStA) ermittelt gegen eine mutmaßlich kriminelle Glücksspiel-Organisation, die seit über zehn Jahren zeitweise bis zu 55 Glücksspiellokale ohne Konzession betrieben haben soll. Hinter dem Netzwerk soll ein 66-jähriger Oberösterreicher stehen, der jedoch seine Unschuld beteuert.

Ein Mann mit einer Guy-Fawkes-Maske

Über Jahre hinweg soll ein “Phantom” ein illegales österreichisches Glücksspiel-Netzwerk geleitet haben. (Symbolbild) © Chaozzy Lin/unsplash.com

Ein komplexes Glücksspielnetzwerk wird enthüllt

Ein Anwesen in der Nähe der Stadt Wels in Oberösterreich soll der Sitz eines österreichischen Glücksspiel-Moguls sein, wie das Nachrichtenmagazin profil berichtet.

Bereits vor zwei Jahren sei die Gruppierung, die der Hauptverdächtige über Strohmänner und ein komplexes Firmengeflecht aufgebaut haben soll, zum Ziel einer Großrazzia durch das Bundeskriminalamt geworden. Damals seien insgesamt 16 Personen verschiedener Vergehen beschuldigt worden, darunter Urkundenfälschung, Bestechung, schwerer Betrug und Steuerhinterziehung.

Laut des Wirtschaftsforensikers Matthias Kopetzky habe das Glücksspielnetzwerk nicht nur illegale Glücksspielautomaten betrieben, sondern auch einige Unternehmen bewusst in Konkurs gehen lassen, um Abgaben an das Finanzamt und die Gesundheitskasse zu umgehen. Darüber hinaus seien Corona-Hilfszahlungen beantragt und ausgezahlt worden.

In einem mehr als 1000 Seiten umfassenden Gutachten habe Kopetzky das Firmenkonstrukt durchleuchtet. Dabei habe er enthüllt, dass das Phantom aus Wels, wie der mutmaßliche Kopf der Gruppe von Kopetzky genannt werde, trotz intensiver Bemühungen nicht anonym bleiben konnte:

Ich habe den Eindruck gewonnen, dass mittels Strohgeschäftsführern die tatsächlichen Weisungsketten – nur dürftig – verschleiert wurden. Matthias Kopetzky, Wirtschaftsforensiker in seinem Gutachten zu dem Fall, Quelle: profil

Die entscheidende Wendung habe der Fall allerdings erst dann genommen, als die Assistentin des Gruppen-Chefs gegen ihn ausgesagt und so einen Blick hinter die verschachtelte Fassade zugelassen habe.

Die Bekämpfung des illegalen Glücksspiels bleibt ein Tagesgeschäft

In einer Pressemitteilung des Bundesministeriums für Finanzen in Österreich wurde am vergangenen Samstag bestätigt, dass die österreichische Finanzpolizei erfolgreich zehn illegale Glücksspielstätten aufgedeckt habe.

Bei der Aktion seien 67 illegale Glücksspielautomaten konfisziert worden. Die Aufsteller müssten mit einer Strafe von bis zu 10.000 Euro pro Gerät rechnen. Zudem seien weitere Ermittlungen in Bezug auf andere Vergehen der Beschuldigten aufgenommen worden.

Neben groß angelegten Ermittlungen gegen kriminelle Organisationen scheinen für die Finanzpolizei Razzien gegen illegale Glücksspielanbieter mittlerweile fast schon zu einem Tagesgeschäft geworden zu sein. Auch in Bezug auf die Bekämpfung von Steuerhinterziehung habe die Finanzpolizei jüngst einige Erfolge vermelden können.

Der Fall ist noch nicht abgeschlossen

Der 66-jährige Hauptverantwortliche beteuere, er habe sich unternehmerisch nur mit dem Programmieren von Glücksspielen befasst und keine illegalen Aktivitäten ausgeführt. Da sein Name offiziell mit keiner der Firmen assoziiert sei, gelte für ihn bisher noch die Unschuldsvermutung.

Seit der Razzia durch das Bundeskriminalamt vor zwei Jahren habe die Gruppe ihre Aktivitäten eingestellt und es werde kein illegales Glücksspiel mehr betrieben. Allerdings stünden noch zahlreiche Vergehen aus der Vergangenheit auf der Agenda der Ermittler, die nun sorgfältig aufgearbeitet werden sollen.

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