Kassel möchte eigenes Online-Casino eröffnen: Opposition und Diakonisches Werk kritisieren Vorhaben der Regierung

Die Stadt Kassel möchte ein eigenes legales Online-Glücksspielangebot schaffen, um den Schwarzmarkt einzudämmen. Während die Regierung von dem Projekt überzeugt ist, gibt es Kritik aus der Opposition und vom Diakonischen Werk, die das städtische Online-Casino verhindern möchten.

Symbolhafte Darstellung einer Werbung für das Online-Casino von Kassel

Kassel möchte ein eigenes legales Online-Casino eröffnen (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E

Kassel müsste 30.000 Euro investieren

Das Online-Casino-Projekt der Stadt Kassel solle in Kooperation mit der Stadt Wiesbaden, den Betreibergesellschaften der Spielbanken in Kassel und Wiesbaden sowie Lotto Hessen ins Leben gerufen werden, wie die HNA berichtet.

Stadtkämmerer Matthias Nölke von der regierenden FDP habe von einer “Plattform zum begrenzten, geordneten und überwachten Online-Casinospiel unter Gewährleistung des Jugend- und Spielerschutzes” gesprochen, die im Rahmen der Kooperation geschaffen werden solle.

Die Entwicklung der Plattform würde rund 150.000 Euro kosten. Rund 30.000 Euro solle die Stadt Kassel beisteuern. Das Risiko der Investition werde als gering eingestuft, weil hohe Einnahmen für eine schnelle Amortisation sorgen dürften.

Opposition und Diakonisches Werk üben Kritik an Plänen

Linken-Fraktionschefin Sabine Leidig habe das Vorhaben jedoch als “Schnapsidee” bezeichnet und darauf verwiesen, dass es ihrer Meinung nach wichtigere Projekte in Kassel gebe:

Es ist ein Hohn, dass die Koalition noch im Februar die Haushaltsanträge des Kasseler Jugendrings im Volumen von etwa 30.000 Euro abgelehnt hat, weil kein Geld vorhanden sei. Und jetzt stehen plötzlich 30.000 Euro zur Verfügung, um ein Online-Glücksspielunternehmen auf die Beine zu stellen. Sabine Leidig, Fraktionschefin der Linken in Kassel, Quelle: HNA

Kritische Stimmen gebe es auch von der SPD und dem Diakonischen Werk. Andreas Fux, der als Fachberater beim Diakonischen Werk arbeitet, habe das Projekt mit einem möglichen Coffeeshop für Cannabis in Kassel verglichen, um die seiner Meinung nach vorliegende Absurdität des Plans zu illustrieren.

Fux habe ebenso wie Leidig auf das Suchtpotenzial von Online-Glücksspielen verwiesen. Die Jamaika-Koalition halte hingegen an der Argumentation fest, dass es legale Glücksspielangebote geben müsse, um den wachsenden Schwarzmarkt einzudämmen.

Wie groß ist der Schwarzmarkt für Glücksspiel in Deutschland wirklich?

Eine Studie der Stadt Leipzig aus dem vergangenen Jahr hat gezeigt, dass der Anteil des illegalen Glücksspiels am gesamten Spielaufkommen unterschätzt werde. Inzwischen gehe man davon aus, dass das legale und illegale Angebot jeweils etwa die gleichen Marktanteile hätten.

Die mutmaßlich hohe Dunkelziffer erschwere es zudem, die tatsächlichen Verhältnisse greifbar zu machen. Es sei in diesem Zusammenhang auch kritisiert worden, dass die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) bisher immer mit der erfolgreichen Kanalisierung des Glücksspiels geworben habe.

Mittlerweile scheint die GGL aber ebenfalls die Auffassung zu vertreten, dass die Forschung rund um den Schwarzmarkt für Glücksspiel in Deutschland intensiviert werden müsse. Hierfür habe die GGL jüngst ein Forschungsbudget in Millionenhöhe zur Verfügung gestellt.

Wie weit sind die Planungen des Kasseler Online-Casinos?

Laut dem HNA-Bericht seien die einzelnen Parteien noch nicht über den Beginn der groben Planungsphase hinausgekommen. Unklar sei zudem, ob die Spielbank Bad Homburg sich ebenfalls an dem Projekt beteiligen wolle.

In jedem Fall seien die Vorüberlegungen zunächst nur im Magistrat besprochen worden und eine Abstimmung stehe noch aus. Zwar könne die Jamaika-Koalition ihre Mehrheit im Kasseler Rathaus durchsetzen, wenn alle Parlamentarier fraktionstreu abstimmen sollten, doch über den Ausgang einer solchen Abstimmung kann derzeit nur spekuliert werden.

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