Wynn verliert Rechtsstreit

Die Glücksspielbehörde von Nevada, NGCB (Nevada Gaming Control Board), hat eine Beschwerde des früheren Glücksspielunternehmers und Multimilliardärs Steve Wynn abgewiesen. Mit einem Antrag wollte der Wynn Resorts-Gründer dagegen vorgehen, dass die Behörde finanzielle Forderungen an Wynns Privatvermögen geltend macht. Welche Entwicklungen sind in dem Fall zu erwarten?

Ein Wynn-Casinohotel in Las Vegas.

Wynn Resorts Reputation wurde durch die Vergehen des früheren CEOs massiv geschädigt. ©RJA1988/Pixabay

NGCB weiterhin zuständig

Die Glücksspielaufsicht von Nevada ermittelt derzeitig gegen Steve Wynn wegen etlichen sexuellen Missbrauchsvorwürfen. Mitte letzten Monats hatte Wynn einen Antrag gegen die Ermittlungen der Behörde über seine Anwälte eingereicht, dieser sollte verhindern, dass die NGBC Forderungen an Wynns Privatvermögen stellen kann. Außerdem verlangte die Behörde, dass Wynns Glücksspiellizenzen außerhalb von Nevada entzogen werden. Der Antrag des ehemaligen „Königs von Las Vegas“ wurde nun jedoch abgelehnt. Die Glücksspielbehörde ist damit weiterhin für den Fall zuständig.

Wynns Anwälte hatten in ihrer Beschwerde vor allem gegen die Zuständigkeit der Behörde argumentiert. Diese sei mit Wynns Rückzug aus dem Casinokonzern Wynn Resorts erloschen. Obwohl das Unternehmen aufgrund der Vergehen ihres Ex-CEOs bereits mit einer 20 Mio. US-Dollar Rekordstrafe belangt wurde, musste Wynn selbst bislang nicht in die eigene Kasse greifen. Dies könnte sich mit dem jetzigen Entscheid allerdings ändern.

Zum Vergleich: Das bisher höchste Bußgeld gegen einen US-Casinokonzern lag bei 5,5 Mio. US-Dollar, was die Schwere von Wynns Vergehen nochmals unterstreicht. Laut Staatsanwaltschaft beschreibe die Strafe jedoch „nicht einmal annähernd, das wahre Ausmaß der Übergriffe“.

Lizenz bindet Wynn an Nevada

Die NGCB folgte der juristischen Forderung nicht. Laut Berichten der Zeitung Las Vegas Review-Journal habe Wynn in seinem Amt als Geschäftsführer sowohl gegen Firmenrichtlinien als auch Strafgesetze verstoßen, die Glücksspielaufsicht von Nevada sei in diesem Sinne „voll und ganz zuständig“. Außerdem erklärte die Behörde, dass Wynn auch deshalb in die Zuständigkeit falle, da er immer noch eine Glücksspiellizenz in Nevada besitzt. Die Aufgabe der Lizenz könne wiederum nur durch den Zuspruch der Behörde erfolgen.

Eine Stellungnahme vonseiten Steve Wynns steht bis dato noch aus. Klar ist indessen, dass die Behörde den Unternehmer durchaus persönlich strafbarmachen darf. Wynn wurde angeraten zu der Sache Stellung zu beziehen. Womöglich wird er sich spätestens im neuen Jahr vor einem Komitee der NGCB verantworten müssen.

Einigung mit Anteilseignern

Obgleich Wynn im nächsten Jahr mit weiteren juristischen Problemen rechnen muss, wurde zumindest sein Exit aus Wynn Resorts endgültig unter Dach und Fach gebracht. Laut Medienberichten hat sich Wynn mit den Anteilseignern von Wynn Resorts über einen Vergleich in Höhe von 41 Millionen US-Dollar geeinigt. Wie es heißt, soll Wynn persönlich 20 Millionen US-Dollar an Wynn Resorts zahlen. Weitere 21 Millionen US-Dollar soll Wynns Versicherung aufbringen. Der Betrag ist nicht zuletzt auch als Ausgleichszahlung für die millionenschweren Schäden an der Firma zu betrachten.

Dass Steve Wynn die Summe ohne Weiteres verschmerzen kann, dürfte klar sein, denn Wynn hat nach dem Ausstieg aus seinem Unternehmen eine Abfindung von rund 330 Millionen US-Dollar erhalten. Laut Forbes belief sich Wynns Vermögen im Jahr 2018 auf über 3,5 Mrd. US-Dollar.

Skandal um Steve Wynn

Wynn Resorts hatte sich infolge des Sexskandals umgehend von seinem Chef distanziert. Ausschlaggebend hierfür war ein Artikel des Wall Street Journal in dem Wynn von etlichen ehemals angestellten Frauen des sexuellen Übergriffs bezichtigt wurde. Gespräche führten die Journalisten mit insgesamt 150 (!) betroffenen Personen.

Die Vorwürfe erstrecken sich über Jahrzehnte. Im Rahmen der Gespräche wurden Vorwürfe laut, dass Wynn seine Arbeitnehmerinnen mehrfach zum Geschlechtsverkehr zwang. Zudem soll er eine Angestellte unter Androhungen von Gewalt zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen haben, was bereits 2007 mit einer Schadensersatzzahlung an das Opfer von 7,5 Mio. US-Dollar geahndet wurde. Obgleich Wynn die Vorwürfe bis heute allesamt von sich weist, sah er sich unter dem wachsenden medialen Druck dazu gezwungen, seine Ämter niederzulegen.

Neben seinem Ausstieg bei Wynn Resorts, trat er auch als Finanzvorstand des Republikanischen Nationalkomitees zurück. Den Posten hatte er von niemand geringerem als dem derzeitigen US-Präsidenten Donald Trump kurz nach seiner Wahl erhalten. Infolge wurde Wynns Name auch von diversen wirtschaftlichen Gebäuden entfernt und aus den Forschungseinrichtungen etwaiger US-amerikanischer Universitäten gestrichen. Außerdem sieht sich Wynn bis heute mit mehreren Klagen verärgerter Aktionäre konfrontiert.

Paradigmenwechsel bei Wynn Resorts

Infolge der Klagewelle haben Wynn Resorts und das NGCB im Sommer eine Einigung erzielt, durch die das Unternehmen seine Glücksspiellizenz überhaupt erst behalten durfte. Wynn Resorts bestätigte in diesem Kontext auch die von der Presse aufgestellten Behauptungen, dass mehrere Führungskräfte und Vorstandsmitglieder über Jahre hinweg in die tragischen Sexualvergehen von Steve Wynn involviert waren.

Zuletzt hieß vonseiten Wynn Resorts, dass man einen „Paradigmenwechsel“ in der Unternehmensführung anstrebe, die Hälfte der Vorstandsmitglieder seien inzwischen Frauen, womit man die „Unternehmenskultur erneuern“ wolle. Dass die von Steve Wynn verursachten Schäden unweigerlich noch langjährige Konsequenzen nach sich ziehen werden, steht dennoch außer Frage. Alle weiteren Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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