World Poker Tour: Fusion mit Allied Esports

Das World Poker Tour-Unternehmen WPT Enterprises geht eine Fusion mit dem global agierenden Unterhaltungsunternehmen Allied Esports International ein. Ziel ist die Kreation einer eigenen „marktführenden E-Sports-Marke“. Im Hintergrund des komplexen Deals steht die US-amerikanische börsennotierte Akquisitionsgesellschaft Black Ridge.

Ein Final Table der World Poker Tour 2017-2018.

Ein WPT Final Table der Game Season 2017-2018 – ausgetragen in einer Esports-Arena.

Das neue, aus der Fusion hervorgehende Unternehmen wird Allied Esports Entertainment (AESE) heißen und soll noch im ersten Quartal 2019 etabliert werden. Ziel der Fusion ist die Akkreditierung einer internen Schätzungen zufolge rund 2,2 Mrd. Menschen zählenden Kundengruppe. In diesem Sinne soll das Geschäftsmodell der World Poker Tour in die „aufstrebende Welt des E-Sports übertragen“ werden.

Das finanzielle Vertragsvolumen beläuft sich auf knapp 214 ​​Mio. US-Dollar (~ 187 Mio. Euro). Zukünftig wird das neue Unternehmen an der NASDAQ Capital Market Exchange notiert. Eingeleitet wurde der Deal ursprünglich mit der Akquisition beider Unternehmen durch Black Ridge Acquisition Corp. – einer sogenannten Akquisitionsgesellschaft für besondere Zwecke (Special-purpose acquisition company, SPAC) mit Hauptsitz im Bundesstaat Minnesota.

Die SPAC ist wiederum eine Tochtergesellschaft der US-amerikanischen Energiefonds-Gesellschaft Black Ridge Oil & Gas Inc., die sowohl Allied Esports, als auch WPT Enterprises im Vorfeld für insgesamt rund 150 Mio. US-Dollar (~ 131 Mio. Euro) von dem in Hongkong gelisteten Entertainment-Unternehmen Ourgame International erworben hatte. In den Kaufvertrag inkludiert wurde zusätzlich ein Aktienpaket im Wert von 112 Mio. US-Dollar (~ 98 Mio. Euro), inklusive einer Option zum Kauf weiterer Ourgame-Aktienanteile. Ourgame hatte WPT im Juni 2015 von bwin.party für 35 Mio. US-Dollar (~ 30 Mio. Euro) erworben.

Was ist E-Sport?

Zum Verständnis: Unter E-Sports (für Electronic Sports) fallen sportliche Wettkämpfe, die im Kontext von Computerspielen ausgetragen werden. Neben der Beherrschung der Games, sind hier außerdem verschiedene motorische wie auch geistige Fähigkeiten gefragt – zum Beispiel in Bezug auf die Hand-Auge-Koordination oder die Reaktionsgeschwindigkeit. Zudem spielen Verständnis und Taktik eine bedeutsame Rolle – Eigenschaften, die bekannterweise auch beim Poker von höchster Wichtigkeit sind. E-Sports-Turniere im Stil gigantischer LAN-Partys werden weltweit in immer mehr Arenen ausgetragen.

In der wachsenden Welt des E-Sports hat Allied innerhalb letzten Jahres mehrfach für Aufmerksamkeit gesorgt: Im März debütierte das Unternehmen mit der internationalen Flagship-Arena HyperX Esports im Glücksspieldelta Las Vegas. Infolge gab das Unternehmen die Gründung des weltweit ersten Partnership-Programms für Esports-Veranstaltungsorte bekannt. Das Netzwerk trägt den Namen Allied Esports Property Network und hat unlängst globale Ausmaße angenommen.

Zudem umfasst das Portfolio von Allied eine Reihe von E-Sport-Arenen auf der ganzen Welt. Ein Highlight im Sortiment sind außerdem speziell entwickelte, mobile Lastwagen, in denen Wettbewerbe ausgetragen werden.

Laut Aussagen des zukünftigen AESE Direktors, Lyle Berman, werde sich AESE folglich darauf konzentrieren Allied Esports Präsenz am Markt durch die Weiterentwicklung seines globalen Immobiliennetzwerks – einschließlich seiner Flagship-Arenen, mobilen Esports-Trucks und Partner-Arenen – zu stärken. Berman spricht an dieser Stelle von „originären Inhalten auf Partner- und Vertriebsplattformen, einschließlich digitaler, traditioneller und sozialer Medien.“ Die eher ungewöhnliche Kooperation biete „eine Reihe fantastischer Möglichkeiten“. Im Wortlaut heißt es:

“In mehr als 40 Jahren im Gaming- und Entertainment-Bereich ist dies die aufregendste Gelegenheit, der ich je gegenüber stand. Das Kapital der Black Ridge SPAC wird dazu verwendet, das globale Netzwerk von AESE auszubauen, wodurch sich der Vorsprung des Unternehmens steigern wird. Das Unternehmen baut eine Marke, die für Poker einerseits und E-Sports andererseits steht.”

Vor allem durch die Bereitstellung neu-koordinierter Multi-Plattformen und die Implementierung interaktiver Dienste für Poker- und Videospiele, sollen dem Publikum hiernach „einzigartige, persönliche Erlebnisse“ bereitet werden. Zwecks Vermarktung plant AESE eigens auch weitere Veranstaltungsorte für neue Live-Events in Betrieb zu nehmen. Des Weiteren steht eine neue Online-Pokerturnier-Plattform in den Startlöchern, die 2020 eröffnet werden soll.

WPT Enterprises, Betreiber der renommierten World Poker Tour – die neben der World Series of Poker (WSOP) und der European Poker Tour zu den bedeutungsvollsten Pokerturnieren überhaupt gehört – wird unterdessen die Elemente von AESE sowohl im Rahmen von landbasierten, als auch von Online-Turnieren vermarkten. Außerdem rechnet AESE damit, von einer Reihe WPT-Assets und Fernsehreklamen zu profitieren.

Im Januar 2018 gab die WPT im Übrigen erfolgreich ihr Deutschland-Debüt in Berlin. Sieger von satten 130.000 Euro wurde hier Dustin Mangold.

Neue AESE-Führungsriege bekannt

Neben Direktor Lyle Berman – der außerdem auch als AESE-Vorstandsvorsitzender fungieren wird – ist der ehemalige Ourgame-CEO Frank Ng zum neuen AESE-Geschäftsführer ernannt worden. Laut Berichten des New Yorker Nachrichtenportals Bloomberg werde Ng als Chief Executive fortan von vielen Mitarbeitern unterstützt, mit denen er bereits bei Ourgame zusammen gearbeitet hat. Außerdem teilt er sich die Chefetage mit dem ehemaligen Allied Esports-CEO Jud Hannigan sowie dem Ex-WPT-CEO Adam Pliska. Laut Ng werde die Transaktion im Hinblick auf das schnell expandierende Geschäft Allied Esports, eine „Transformation zu einem kapitalisierten, global verbundenen Esports-Unternehmen“ nach sich ziehen. Weiter heißt es diesbezüglich:

“Durch die Anwendung des bewährten Geschäftsmodells von WPT auf das viel größere, wachstumsstärkere globale Esports-Geschäft, schaffen wir eine Esports-Entertainment-Plattform, die langlebig ist und dazu in der Lage, die Möglichkeiten der Esport-Monetarisierung voll zu nutzen.”

Dass sich Ngs Pläne angesichts des boomenden Sektors realisieren werden, ist nicht unwahrscheinlich: Auf Grund des Erfolgs ist seit Anfang letzten Jahres sogar der Social Media-Gigant Facebook ins E-Sports Business eingestiegen. Die Entwicklungen von AESE bleiben dennoch vorerst abzuwarten.

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