Westspiel geht an Gauselmann

Die Privatisierung der landeseigenen Westspiel GmbH (NRW) wurde im letzten Jahr kontroversdiskutiert. Trotz massiver Kritik von SPD und Grünen sowie Demonstrationen der Mitarbeiter setzte Düsseldorf alles daran, Westspiel an einen privaten Konzessionär abzutreten. Nun steht der neue Inhaber fest, es handelt sich um den Merkur-Inhaber und Lokalmatadoren Gauselmann (Espelkamp). Was können die Spielbanken von ihrem neuen Eigentümer erwarten?

Der Düsseldorfer Medienhafen am Abend.

In Düsseldorf ist Gauselmann als finanzstarker Sportsponsor bekannt. ©herbert2512/Pixabay

Neue Perspektive für Westspiel

Binnen letzter Monate hatte sich der umstrittene Westspiel-Verkauf immer mehr zugespitzt. Nur noch drei Bewerber waren im März um den Erhalt der Konzession im Rennen. Darunter auch die Espelkamper Unternehmensgruppe Gauselmann, die nun den Zuschlag für die Spielbanken erhalten hat. Die Suche nach einem geeigneten Betreiber, der über Eigenkapital und langjährige Erfahrung im Glücksspielgeschäft verfügen sollte, ist damit beendet.

Der deutsche Automatenkönig und Firmengründer Paul Gauselmann (86) sprach angesichts der Lizenzvergabe von einem bedeutenden Meilenstein in der nunmehr 60-jährigen Unternehmensgeschichte. Der Konzessionserhalt sei ein Beweis dafür, dass die Firma die hohe Kunst des Spiels mit und um Geld beherrsche. Westspiel biete die Chance, Gauselmanns Expertise als traditionsreiches Unternehmen im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW ein weiteres Mal unter Beweis zu stellen.

Die Übernahme biete Westspiel, so Gauselmann, eine Perspektive für eine nachhaltige Zukunft. Zudem würde das gemeinsame Knowhow den Grundstein für eine erfolgreiche Neupositionierung der Spielbanken legen. Auch die Belegschaften dürften sich über eine spannende Neuausrichtung freuen. Beweise dafür ließen sich (u. a.) in Halle, Sachsen-Anhalt, finden, wo man neue Maßstäbe im deutschen Spielbankensektor gesetzt habe.

Der Verkauf von Westspiel wurde von der Regierung mit langfristiger Misswirtschaft begründet. Finanzminister Lutz Lienenkämper nannte Westspiel ein dauerhaft defizitäres Unternehmen. Diese Meinung gründete auf den Finanzberichten von 2016 bis 2018. 2019 hatte Westspiel bereits wieder Gewinne von 3,2 Millionen Euro eingefahren. NRW nahm jährlich außerdem rund 50 Millionen Euro durch Westspiel ein. Der Betriebsrat und die Opposition im Landtag äußerten daher scharfe Kritik: Der Verkauf fuße auf übertriebenen Darstellungen und Zahlen und gehe auf Kosten der Mitarbeiter, deren Interessen an keiner Stelle berücksichtigt würden.

Merkur-Erfolgskonzept für Westspiel

Die Expertise im Betrieb von Spielbanken war eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Lizenzerhalt. Nun wolle man das Merkur-Erfolgskonzept auch auf Westspiel übertragen. Diese basiere, so Gauselmann, auf vier Stützpfeilern: Erstens den besten Technologien, zweitens den besten Spielen, dritten dem besten Ambiente und viertens den bestens geschulten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Gemeinsam mit den Belegschaften von Westspiel wolle man die Erfolgsgeschichte fortschreiben.

Laut David Schnabel, Geschäftsführer der Merkur-Spielbanken, wolle man die vier Westspiel-Spielbanken in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund (Hohensyburg) und Duisburg auch in punkto Modernität voranbringen. Gauselmann würde in der gesamten Glücksspielbranche für seine vielen wegweisenden Innovationen geschätzt. Besonders bei Spielbanken habe man binnen letzter Jahre etliche Optimierungen eingeführt, die eine stärkere Fokussierung auf die Servicekonzepte ermöglichen.

Gauselmann, der weltweit über 14.000 Mitarbeiter beschäftigt und allein in Europa über 800 Spielbanken und Spielhallen betreibt, könne an dieser Stelle auf einen gigantischen Fundus an Erfahrungen zurückgreifen. Kein anderes Unternehmen in Deutschland verfüge über eine derartige Expertise. Never change a winning team, so das Kredo von Gauselmann im Rahmen einer Pressemitteilung.

Doch nicht nur eine mindestens dreijährige Expertise im Bereich Spielbanken war für die Lizenzvergabe ausschlaggebend: Es wurde außerdem erwartet, dass der neue Konzessionär über mindestens 20 Millionen Euro an Eigenkapital verfügt und sich an die Regeln des verantwortungsvollen Glücksspiels hält. Da Gauselmann alle Bedingungen erfüllt, winkt ihm nun sogar eine weitere Lizenz, die den Betrieb von zwei zusätzlichen Spielbanken vorsieht. Die Standorte darf Merkurgründer selbst bestimmen. Es wird vermutet, dass vor allem Düsseldorf und Köln in Frage kommen.

Ein sicherer Hafen für Westspiel

Es bleibt abzuwarten, wie die rund 1.000 Angestellten von Westspiel die Lizenzvergabe an Gauselmann aufnehmen. Seit November 2019 war es vermehrt zu Demonstrationen unter den Mitarbeitern gekommen, die die Privatisierung mit allen Mitteln verhindern wollten. Croupiers, Kassierer, Techniker, Servicemitarbeiter und Verwaltungsangestellte zeigten an dieser Stelle geschlossene Solidarität. Gefordert wurde ein Ombudsmann zur Vermittlung zwischen Staat und Unternehmen.

Des Weiteren kritisierten die Belegschaften, dass sie nicht in den Entscheidungsprozess um die Zukunft von Westspiel miteinbezogen wurden. Es seien außerdem keine Standort- oder Jobgarantien ausgesprochen worden. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter würden an keiner Stelle berücksichtigt, hieß es vonseiten der Betriebsräte.

Die Übernahme durch Gauselmann bedarf noch der Zustimmung der Kartellbehörde. Es ist davon auszugehen, dass diese zeitnah erteilt wird. Mit dem selbsternannten Spielemacher erhält Westspiel dann einen ebenso finanzstarken wie loyalen Eigentümer. Gauselmann, der Tausende Mitarbeiter beschäftigt, kam selbst durch die Coronakrise ohne Kündigungen. Zudem ist das soziale Engagement des Familienunternehmers berüchtigt. Einer sicheren Zukunft sollte daher eigentlich nichts im Wege stehen.

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