Vorwürfe gegen neues Bostoner Encore Casino

Nur einen Monat nach seiner Eröffnung sieht sich das neue Encore Boston Harbor Casino im US-Bundestaat Massachusetts mit einer Sammelklage konfrontiert. Eine Gruppe von Spielern wirft dem zu Wynn gehörenden Etablissement unfaire Bedingungen beim Blackjack vor. Infolge einer Untersuchung hat die Massachusetts Gaming Commission (MGC) jedoch Entwarnung gegeben. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.

Das neue Encore Resort in Boston während der Baumaßnahmen.

Das Encore Resort in Boston zählt zu den teuersten Gebäuden der Welt und wurde vor einem Monat eröffnet. (©Wikipedia)

Schwerwiegende Vorwürfe

Einen Monat nach der großspurig inszenierten Neueröffnung des Encore Boston Harbor Casinos werden den Betreibern des Luxusresorts von einer Gruppe Kunden „massive illegale Praktiken“ unterstellt. Die Anschuldigungen beziehen sich auf unrechtmäßige Quoten beim Blackjack und nicht ausgezahlte Wechselgelder an Spielautomaten. Darüber hinaus wird dem Casino vorgeworfen, die Gelder aus nichteingelösten Gewinntickets in den eigenen Finanzetat zurückfließen zu lassen, anstelle diese – wie vom Gesetz vorgeschrieben – der staatlichen Hilfsorganisation „Commonwealth Gaming Revenue Fund“ zuzuführen.

Speziell geht es im Kontext Blackjack um vermeintlich irreguläre Quoten, demnach soll das Casino von der üblichen Standardquote 2:3 abgewichen sein und stattdessen eine Quote von 6:5 benutz haben – angeblich ohne das Spiel entsprechend zu modifizieren. Hierdurch habe sich das Casino entscheidende Spielvorteile gesichert: Der Casino-Vorteil sei auf diesem Weg „maximiert worden, was weit über das hinausgehe, was erlaubt ist“, so das Kredo der betroffenen Spieler. Obendrein soll das Casino an den Ticket-Terminals kein Wechselgeld ausgezahlt haben, da diese nur ganze Dollarscheine, jedoch kein Münzgeld auszahlen können.

Im Rahmen einer Sammelklage, angeführt von dem New Yorker A. Richard Schuster und seinem Anwalt Joshua N. Garrick, wird daher behauptet, dass das Encore Resort „gegen staatliche Vorschriften an seinen Blackjack-Tischen und Spielautomaten“ verstoßen hat. Die Massachusetts Gaming Commission hat umgehend eine entsprechende Untersuchung eingeleitet, kommt allerdings zu dem Schluss, dass sämtliche Vorwürfe haltlos seien. Schuster und Garrick gaben unmittelbar bekannt, auch weiterhin an einem gerichtlichen Prozess interessiert zu sein. Man sei über die Entscheidung der Kommission „sehr enttäuscht“, so das Fazit der Klägerschaft.

MGC gibt Entwarnung

Mit Blick auf die Sammelklage fiel die Entscheidung der MGC am Donnerstag (18.07.) infolge einer einschlägigen Untersuchung durch die Sonderabteilung IEB (Investigations and Enforcement Bureau). Das Encore Boston Harbor Casino habe demnach „gegen keine Vorschriften verstoßen“, zudem sei „kein Fehlverhalten“ festgestellt worden. Die Erhebung von 6:5-Quoten beim Blackjack gilt laut IEB als „regelkonforme Spielvariante“, sofern die Quote den teilnehmenden Spielern ersichtlich ist. Bruce Band, der stellvertretende Direktor der Kommission, diesbezüglich im Wortlaut:

“Unsere Spielagenten des IEB haben die Vorwürfe überprüft und vorläufig festgestellt, dass Encore die Regeln und Vorschriften der Kommission für die Auszahlung von Blackjack-Gewinnen einhält. Es gibt eine 6:5 Blackjack-Variante, was eine bestimmte Art von Blackjack darstellt und die getrennt von standardmäßigen Blackjack-Spielen unterschieden wird.”

Laut Band biete ein 6:5 Blackjack-Spiel natürlicherweise auch 6:5 Gewinnchancen, anstatt die üblichen 3:2. Ein Spieler, der auf Blackjack setzt, würde unter einer 3:2-Quote, bei einem Einsatz von 50 US-Dollar, demnach 75 US-Dollar erhalten, während demselben Spieler unter einer 6:5-Quote insgesamt nur 60 US-Dollar ausgezahlt werden.

Die 6:5-Auszahlung wird daher von der Regulierungsbehörde in Massachusetts erlaubt, sofern sich die Casinos an entsprechende Bedingungen halten, die die Chancen der Spieler verbessern – zum Beispiel müssen weniger Decks im Spiel verwendet werden. Dass dies bei Encore der Fall ist, dokumentieren Beweisfotos des IEB. Band verweist fortführend darauf, dass 65 Prozent der Blackjack-Tische im neuen Encore Resort eine 3:2-Quote anbieten, während an den restlichen Tischen eine 6:5-Quote gilt.

Kasse für Wechselgeld vorhanden

Auch die Vorwürfe, dass den Spielern des Casinos an den Automaten kein Wechselgeld ausgezahlt wird, weist Band ab. Da die Automaten nur ganze Dollarscheine auszahlen, müssen die Spieler ihre Tickets gegebenenfalls zu einer Kasse bringen, um Wechselgeld zu erhalten. Eine solche Kasse sei im Casino vorhanden, so das Kredo des Behördensprechers, der jedoch einräumt, dass dies von Encore „wahrscheinlich nicht deutlich genug propagiert wurde“. Für eine Klage seien die Vorwürfe aber dennoch nicht ausreichend. Zudem habe das Casino indessen Schilder an den Automaten zur Einlösung von Tickets angebracht, der Schriftzug lautet:

“Automaten geben nur ganze Beträge aus. Bitte bringen Sie das Ticket zur Kasse, um es einzulösen und Wechselgeld zu erhalten.”

Laut Encore Präsident Robert DeSalvio wird man infolge der Beschwerden die Installation von Münzautomaten vornehmen, dies könne das Casino „relativ schnell“ umsetzen. Gegenüber der nationalen Tageszeitung The Boston Globe hat der Präsident außerdem betont, dass die Gelder aus nicht eingelösten Tickets allesamt am Ende des Geschäftsjahres an den Staat abgeführt werden und somit keinesfalls in die eigene Haushaltskasse fließen.

Zum Verständnis

Das 2,6 Mrd. US-Dollar teure Encore Casino eröffnete am 23. Juni. Das US-Magazin Forbes sprach bereits im Vorfeld von einem Las Vegas in Massachusetts. Das Casino Resort verfügt über 672 Zimmer, die Casinofläche umfasst 210.000 Quadratmeter und bietet 3.100 Spielautomaten sowie 231 Tischspiele. Laut Unternehmensangaben zählt das Etablissement zu den 30 teuersten Gebäuden der Welt.

Inhaber des Casinos ist im Übrigen der in Las Vegas sitzende Glücksspielkonzern Wynn Resorts. Dass die Unternehmensgruppe infolge der Missbrauchsvorwürfe gegen Steve Wynn zurzeit schwer angeschlagen ist, ist kein Geheimnis. Erst im April wurde das Management auf Grund von Unterlassung zu einer 20 Mio. US-Dollar Rekordstrafe verurteilt. Trotz der Entwarnung durch die MGC kommt die aktuelle negative Publicity daher denkbar ungelegen. Die weitern Entwicklungen bleiben an dieser Stelle abzuwarten.

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