Verwirrung um Trikotwerbung

Fußballclubs der spanischen Profiligen haben trotz eines Verbots Sponsoringdeals mit Wettanbietern abgeschlossen. Die Regierung in Person des Verbraucherschutzministers Alberto Garzón betonte derweil, dass ab Oktober 2020 solche geschäftlichen Vereinbarungen im Fußballbusiness gegen das spanische Recht verstoßen werden. Das neue Gesetz sieht ein einheitliches Verbot vor und ist schon seit längerer Zeit in Planung. Nichtsdestotrotz hat eine Riege von Clubs neue Sponsoringsdeals mit Wettanbietern und Buchmachern unterzeichnet.

Schriftzug des FC Barcelona.

Große spanische Clubs wie der FC Barcelona verzichten auf Trikotwerbung mit Buchmachern. ©nikolaus_bader/Pixabay

FC Málaga: William Hill als neuer Sponsor

Neben zahlreichen anderen Clubs des spanischen Profifußballs ist auch der FC Málaga einen Sponsoringdeal mit einem Buchmacher eingegangen. Das Unternehmen William Hill wurde auf der Homepage des Hafenstadtclubs offiziell als Sponsor vorgestellt. Über die genauen Details des geschäftlichen Agreements wurde Stillschweigen bewahrt, gleichwohl die Länge der Partnerschaft ein interessanter Fakt ist, da im Oktober das Werbeverbot für Glücksspielanbieter in Kraft treten wird.

William Hill ist einer der größten Buchmacher im Vereinten Königreich. Das Unternehmen verfügt über zwei Geschäftsstellen, die im Londoner Vorort Wood Green und in der Nähe von Harehills in Leeds, West Yorkshire, liegen. Der umsatzstarke Konzern beschäftigt über 15.000 Mitarbeiter und ist an der Londoner Börse gelistet. Neben Sportwetten ist William Hill auch in den Bereichen Poker, Gaming und Casino tätig.

Das kürzlich vorgestellte Trikot für die kommende Saison hat ebenfalls für öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt. Der FC Málaga knüpft zwar mit dem Design an das traditionelle Layout der vergangenen Jahren an, weicht aber in Nuancen vom alten Stil ab. Im Gegensatz zum Trikot der letzten Spielzeit ist die Vorderseite der neuen Jerseys nicht komplett in blaue Streifen gehüllt. Die Hälfte bleibt unberührt von jeder Farbe und erstrahlt in einem neutralen Weiß.

Die spanischen Medien berichten zwar von einer symbolhaften Erinnerung an die spanische Grippe, allerdings wird im gleichen Atemzug das neue Design auch aus anderem Blickwinkel interpretiert. So soll laut der Lokalzeitung Málaga hoy der Club aus der Hafenstadt mit dem neuen Trikot die Ambition verfolgen, mehr Platz für die Logos der Werbepartner zur Verfügung zu stellen. Dabei fällt auch der Name des jüngsten Sponsors William Hill.

Glückspielsponsoring: Lage spitzt sich zu

Der Themenkomplex Glücksspielsponsoring und Profifußball hat in Spanien die mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Insbesondere in den letzten Wochen ist das Thema extrem hochgekocht. Das liegt primär an den zahlreichen Vereinen der Primera und Segunda Division, die weiterhin Werbepartnerschaften mit Buchmachern und Wettanbietern eingehen. Gerade vor ein paar Tagen unterzeichnete auch der RCD Espanyol Barcelona einen Sponsoringvertrag mit dem Branchen-Powerhouse Betway.

Der spanische Verbraucherschutzminister Garzón beobachtet die jüngsten Entwicklungen mit Argwohn und hat wenig Verständnis für das Verhalten der Proficlubs. Dass trotz des bevorstehenden Werbeverbots Sponsoring-Partnerschaften mit der Glücksspielbranche abgeschlossen werden, gleiche nach Ansicht des Politikers einer absurden Kampfansage. In einem Interview mit dem Radiosender gab Garzón zu Protokoll, dass er es nicht verstehe, warum Clubs ihre Verträge mit Sportwetten-Anbietern um zwei bis drei Jahre verlängern. Diese Handhabung sei waghalsig und verlange nach Inkrafttreten des Werbeverbots eine Korrektur.

Der aktuelle Gesetzesentwurf der spanischen Regierung sieht eine starke Beschränkung der Werbung für Buchmacher und Wettanbieter vor. So wird es ab Oktober 2020 im Fernseh- und Radioprogramm sowie im Internet ausschließlich zwischen 1 und 5 Uhr morgens erlaubt sein, für Unternehmen aus der Glücksspielbranche zu werben. Diese eingeschränkte Erlaubnis gilt zudem nur für Branchenvertreter, die über eine offizielle Lizenz verfügen. Außerhalb dieses Zeitfenster sind jegliche Werbemaßnahmen rund um das Glücksspiel strengstens verboten. Das Gesetz soll vornehmlich vor Spielsucht schützen und den Zugang erschweren.

Glücksspielwerbung sei demnach nicht der einzige Bereich, den der Verbraucherschutzminister eindämmen möchte. Auch Spielmanipulationen würden immer stärker in den Fokus des Politikers rücken. Er betonte, dass die Regierung in diesem Bereich eng mit der nationalen Polizei zusammenarbeite, um der organisierten Kriminalität Einhalt zu gebieten und damit verbundene Netzwerke aufdecken zu können.

Regierung zum Zugucken verdammt

Trikotwerbung und Sponsoring-Deals mit Unternehmen aus der Glücksspielindustrie sind Stand jetzt bis zum Oktober 2020 erlaubt. Erst wenn das neue Verbot offiziell gilt, verlieren die Werbepartnerschaften der spanischen Proficlubs ihre Legitimation. Gleichwohl die kritischen Stimmen seitens der Regierung immer lauter werden, kann die Politik vorerst tatenlos zusehen, wie die Vereine der Primera und Segunda Division neue Verträge mit Glücksspielanbietern und Buchmachern eingehen. Handlungsbefugnis hat die Legislative erst, wenn das Gesetz tatsächlich in Kraft getreten ist. Da das Verbot bereits in der Vergangenheit einmal verschoben wurde, bleibt abzuwarten, ob der Oktober 2020 auch wirklich als endgültige Deadline angesehen werden kann.

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