Verbände: Kritik an Restriktionen

Die Glücksspielbranche hat in vielen Ländern derzeit mit harten Restriktionen zu kämpfen. Genau dagegen laufen die Glücksspielverbände Sturm. Der schwedische Branchenverband für Online-Glücksspiele (BOS) hat in dieser Woche eine erste Zwischenbilanz zu den neuen Restriktionen gezogen, die in Schweden seit Anfang des Monats gelten. In Schottland ist man derweil schon einen guten Schritt weiter. Hier hat die Regierung nach Bekanntgabe von strengen Restriktionen nun erst einmal wieder zurückgerudert.

Die Stadt Glasgow in Schottland.

In Schottland wurden die strengen Restriktionen der Behörden jüngst aufgehoben. ©leppäkerttu/Pixabay

BOS: Restriktionen fördern Chaos

Am 2. Juli 2020 sind in Schweden neue Spielerschutz-Verordnungen in Kraft getreten. Die Branche stand diesen von Beginn an, wenig überraschend, skeptisch gegenüber. Ob diese Skepsis gerechtfertigt ist, zeigt nun eine erste Zwischenbilanz des schwedischen Branchenverbandes für Online-Glücksspiel. Der BOS teilte in seiner Pressemitteilung mit, dass sich erkennen lasse, dass die Restriktionen bisher vor allem für Unsicherheit und Chaos auf dem Markt sorgen würden.

Zudem sei laut BOS feststellbar, dass offenbar nicht alle Glücksspielanbieter gleichermaßen vorgehen. Demnach scheint es so, als würden die Unternehmen die neuen Vorgaben zum Teil ganz unterschiedlich interpretieren.

Probleme sieht der Branchenverband in diesem Zusammenhang aber nicht nur auf Seiten der Glücksspielunternehmen. Auch die Spieler würden sich verunsichert fühlen, so der Bericht. Dadurch komme der Spielerschutz unweigerlich ins Wanken. Es steige die Gefahr, dass Spieler auf Angebote zurückgreifen, die keine Lizenz halten und somit nicht den bestmöglichen Spielerschutz gewährleisten könnten.

Eigentlich sollten die neuen Vorgaben aber genau das garantieren. Immerhin hat Sozialversicherungsminister Ardalan Shekarabi für aktuell niedrigere Einsatzlimits, Bonusbeschränkungen und Zeitvorgaben bei den Online Casinos gesorgt. Ausgenommen sind hiervon, und das sorgte für enorme Kritik, lediglich die staatlichen Anbieter von Sport- und Pferdewetten.

Scharfe Kritik gegen Restriktionsvorgaben in Schweden

Eben jene Ausnahme sei ein weitere Treiber für die Verunsicherung auf Seiten der Unternehmen. Zahlreiche Konzerne wüssten zum Beispiel nicht, welche Regelung für sie gelte, wenn sie Online Casinospiele und Sportwetten gleichermaßen anbieten würden. Der Verband teilte mit, man habe mit den Anwälten einiger Glücksspielkonzerne Rücksprache gehalten.

Auch diese würden die Meinung teilen, dass es sich bei der Verordnung um ein unvollendetes und schlecht formuliertes Werk handele. Ein weiterer Vorwurf des BOS: Die Regierung habe die eingeführten Maßnahmen nicht ausreichend begründet und im Vorfeld keine korrekte Abschätzung der möglichen Folgen durchgeführt.

Der Verband sieht die Hauptlast nun bei der Glücksspielbehörde. Die Spelinspektionen war zwar ebenfalls nicht gegen eine Verschärfung der Gesetzeslage, wird diese nun aber laut BOS aufschlüsseln müssen.

Insgesamt drängt der Verband hier vor allem auf eine zeitnahe Lösung. So heißt es, dass die Gefahr der Spieler-Abwanderung auf den illegalen Markt zunehme, je länger die schwedische Glücksspielbehörde keine Auskunft geben würde.

Schottland: Regierung mit Rückzieher bei Buchmacher-Restriktionen

Mit den staatlichen Restriktionen ist die Branche in Schweden nicht allein. Auch in Schottland wurden im Rahmen der Corona-Pandemie jüngst Verschärfungen im Glücksspielgesetz verabschiedet. Noch bevor diese aber wirklich umgesetzt werden konnten, sind sie bereits wieder Geschichte. Und das hat die Branche vor allem dem Betting and Gaming Council (BGC) zu verdanken. Dieses setzte sich bei der schottischen Regierung ein und konnt so erwirken, dass die eigentlich für den 22. Juli geplanten Restriktionen nun doch nicht in dieser Form umgesetzt werden.

Die Unternehmen müssen lediglich die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln gewährleisten und dafür sorgen, dass alle Besucher den Mindestabstand zueinander einhalten. Dafür werden andere Vorgaben aber gestrichen. So dürfen die Betreiber künftig wieder Sitzgelegenheiten anbieten, Spielautomaten aufstellen oder Sportveranstaltungen in Live-Streams zeigen. All das hätte eigentlich ab dem 22. Juli verboten sein sollen. Dementsprechend zufrieden gab man sich auf Seiten des BGC. Der Verband erklärte, dass es sich um gute Neuigkeiten für die rund 900 Wettbüros in Schottland handele. Und das man sich freue, dass die schottische Regierung zugehört und reagiert habe. Man freue sich nun darauf, wieder für einen Anstieg in der Wirtschaft sorgen zu können.

Schottische Casinos weiterhin geschlossen

Während bei den Buchmachern in Schottland jetzt erst einmal wieder durchgeatmet werden kann, gelten für die Casinos noch immer strenge Vorgaben. Im Detail bedeutet das: Die Spielcasinos in Schottland sind weiterhin geschlossen. Auch hier ist das BGC laut eigener Aussage in Gesprächen und hofft darauf, schon bald zu einer Eröffnung der Spielcasinos beitragen zu können. Ob die Regierung in Schottland hier jedoch hartnäckiger bleibt, werden die kommenden Tage und Wochen zeigen müssen. Insbesondere Ministerin Nicola Sturgeon gilt nicht gerade als Freundin der Glücksspiel-Aktivitäten. Sturgeon war es auch, die deutlich strengere Regeln in Schottland in den letzten Wochen einführte, als dies in den anderen britischen Ländern der Fall war. Dennoch hofft die Casino-Branche darauf, dass das BGC auch hier wieder erfolgreich ist.

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