UKGC veröffentlicht Glücksspielstudie

Die UK Gambling Commission (UKGC) hat die Ergebnisse einer Feldstudie zur Glückspielentwicklung in Großbritannien präsentiert. Der Bericht enthält sowohl Angaben zum Spielverhalten, als auch über das Ausmaß glücksspielbezogener Schäden. Auf der Zielagenda stehen optimierte Präventivmaßnahmen gegen Spielsucht.

Unter dem Titel „Glücksspielverhalten in Großbritannien 2016“ hat die britische Glücksspiel-Aufsichtsbehörde, UKGC, einen dreigeteilten Sondierungsbericht über die Verhaltensprävalenzen britischer Glücksspielkunden publiziert. Die UK-umfassende Datenerhebung basiert auf den Umfragen der englischen HSE (Health and Safety Executive), der schottischen SHeS (Scottish Health Survey) sowie der walisischen WOS (Wales Omnibus Survey). Untersucht wurden Fragen (erstens) zur Häufigkeit von Glücksspielaktivitäten, (zweitens) über die bevorzugte Art des Glücksspiels und (drittens) zum Problemspielverhalten.

Demnach haben sich 2016 insgesamt rund 57 Prozent aller über 16-jährigen Briten|-innen mindestens einmal an Glücksspielen beteiligt – 62 Prozent aller Männer und 52 Prozent aller Frauen, wobei letztere laut Analyse grundsätzlich weniger zocken als erstere.

Personen mittleren Alters zwischen 35 und 64 spielten gender-unabhängig am häufigsten, die durchschnittliche Beteiligung liegt hier bei etwa 60 Prozent. Zudem bekundeten rund 46 Prozent der 16 bis 24-jährigen zumindest gelegentlich Glücksspielaktivitäten verfolgt zu haben. Alte Menschen ab 75 spielten wie zu vermuten eher selten – nur 2 Prozent der befragten Senioren|-innen kamen demzufolge überhaupt mit Glücksspiel in Kontakt.

Größter Beliebtheit erfreuten sich 2016, je nach Altersklasse, diverse Lotterieziehungen: Rund 41 Prozent der 35 bis 64-jährigen Probanden erklärte an Ziehungen der britischen Nationallotterie teilgenommen zu haben. Dahingegen bevorzugten etwa 21 Prozent der 25 bis 34-jährigen den Kauf von EuroMillions-Rubbellosen. Unter vorwiegend englischen Ü50-Vertretern steht wiederum traditionelles Bingo hoch im Kurs – die Beteiligungsquote lag hier bei etwa fünf Prozent. Rund 14 Prozent der bekennenden Lotteriespieler räumte zudem ein, auch anderweitige Lotterien gespielt zu haben. Ferner bestätigten im Schnitt vier von zehn potentiellen Glücksspielern – summa summarum rund 42 Prozent – 2016 mindestens einmal in andersartige Glücksspiele investiert zu haben. Über acht Prozent der Beteiligungen kamen dabei der Sparte Sportwetten zugute. Gesetzt wurde hier vorzüglich auf Fußballspiele und Pferderennen. Knapp 10 Prozent der Teilnehmer bekannten sich außerdem dazu in etwaigen Onlinecasinos aktiv zu sein, gemessen am Vorjahr, ein Anstieg von rund 3 Prozent. Problemspielraten konstant, aber…

Obgleich Großbritanniens Gesamt-Glückspielbeteiligung im Vorjahresvergleich um immerhin sechs Prozent rückläufig ist, verhalten sich die Problemspielraten des Vereinigten Königreichs schon seit einigen Jahren eher konstant. Bei etwa 1,2 Prozent der britischen Spieler handle es sich laut UKGC nach wie vor um Problemspieler – was etwa 0,7 Prozent der Gesamtbevölkerung UKs (~ 66 Mio.) ausmacht, welche aktuell rund 430.000 Spielsüchtige zählt. Vor dem Hintergrund des jüngst-veröffentlichten Glücksspielberichts (PDF) heißt es hierzu von Seiten des UKGC-Direktors Tim Miller:

„Die Gesundheitsumfrage zeigt zusammen mit all unseren Beweisen und Daten, dass die Problemspielrate in Großbritannien stabil ist. Wir wollen jedoch eine nachhaltige und signifikante Reduzierung des Spielsuchtpotenzials erreichen und werden die Branche weiterhin dazu bewegen, dieses Ziel zu erreichen. Das Ausmaß problematischen Glücksspiels zu erkennen, ist ein wichtiger Teil, um britisches Glücksspiel sicherer zu machen.“

Nichtsdestotrotz steht die Glücksspielkommission der relativ hohen (46 Prozent) Glücksspielbeteiligung junger Spieler zwischen 16 und 24 besonders besorgt gegenüber. Bereits seit Juni wird daher die Ausarbeitung eines gesonderten Kinderschutzprogramms vorangetrieben.

Als größten Risikofaktor für Kinder und Jugendliche deklariert die UKGC derweil das zunehmend verharmloste Glücksspiel-Sponsoring im Sport, besonders im Fußball. Seit einigen Monaten geraten diesbezüglich immer mehr britische Buchmacher, zuletzt Bet365, Ladbrokes Coral und William Hill, ins Kreuzfeuer von Medien wie Behörden. Die Rede ist gar von psychischen Schäden unter Kindern und Jugendlichen, verursacht durch aggressive, teils rechtswidrige Marketingkampagnen.

Eine weitere, zwar altbackene, aber dennoch brandgefährliche Baustelle markiert obendrein das medial immer wieder aufkochende FOBT-Fiasko. Die von Suchtexperten seit Jahren geforderte 2 Pfund-Regulierung der virtuellen Roulette-Roboter, die als das ‚Crack-Cocaine‘ der Spielautomaten berüchtigt sind, wurde überraschend bis 2020 ausgesetzt. Ein Ärgernis, sowohl für Suchtexperten und Glücksspielkritiker, als auch die Kommission.

Letztere macht sich zur Messung von problemspiel-bezogenen Tendenzen übrigens gleich zwei Instrumentarien zunutze: Zum einen das Diagnostische Statistische Handbuch der Psychischen Störungen IV (DSM-5), zum anderen den Gamcare-Problemspielindex, den sogenannten PGSI (Problem Gambling Severity Index).

Alles in allem – das heißt, in Anbetracht der Entwicklungen und trotz aller Widerstände – scheint die akribische Kommissionsarbeit langfristig immer süßere Früchte zu tragen. Insgesamt macht das Glücksspielwesen Großbritanniens in der Tat einen „stabilen“ Eindruck – vor allem angesichts der unzureichend oder vielmehr nicht regulierten Online-Glücksspielsituation am deutschen Markt, der laut BZgA mittlerweile über 600.000 Spielsüchtige zählt.

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