UKGC sieht von Einsatzlimit ab

Die Neuregulierung des britischen Glücksspielmarktes steht unmittelbar bevor – zurzeit berät die zuständige UKGC (UK Gambling Commission) über die künftigen Vorgaben. Diesbezüglich hat die Behörde eine Umfrage unter 13.000 britischen Bürgern durchgeführt. Aufgrund des Ergebnisses wird vorerst von einem monatlichen Einsatzlimit für das Online Glücksspiel abgesehen. Doch was sind die Alternativen?

Eine Spielerhand platziert Pokerchips.

Der neue britische Gambling Act wartet mit strengeren Verbraucherschutzvorgaben auf. ©Leuchtturm81/Pixabay

Reformbedarf in drei Schwerpunkten

Der Glücksspielmarkt UK wird zurzeit reformiert, der neue britische Gambling Act soll ab Oktober greifen. Immer noch ist unklar, um welche genauen Regeln das Glücksspielgesetz von 2005 erweitert wird. Um die neuen Vorgaben festzulegen und ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Industrie, der Kundennachfrage und der sozialen Verantwortung zu finden, arbeiten die Behörden UKGC und DCMS (Department for Digital, Media, Culture and Sport) engzusammen.

Infolge einer Konsultation, zu der eine Umfrage unter 13.000 Briten gehörte, wurde nun ein Update der UKGC veröffentlicht, in dem vorerst von einem ursprünglich geplanten monatlichen Einsatzlimit sowie von Bonitätsprüfungen im Bereich des Online Glücksspiels abgesehen wird. Stattdessen gelangte die Aufsichtsbehörde zu dem Schluss, an anderen Stellen nachzubessern. Die Betreiber werden dabei mit in die Verantwortung genommen.

Durch die Fallarbeit und die erbrachten Nachweise über finanzielle Ausgaben wurden drei Schwerpunkte identifiziert: Erstens sollten Spieler daran gehindert werden, in kurzer Zeit große Verluste zu machen. Zweitens sollten Schutzmaßnahmen implementiert werden, die verhindern, dass Spieler über längere Zeiträume Geld verlieren. Drittens müssten mehr Maßnahmen eingeführt werden, die gefährdete Personen schützen – schärfere Kundenkontrollen seien angebracht.

Gibt die Behörde die Einsatzlimits ganz auf? Nein. Weiche und harte Obergrenzen könnten die Branche laut UKGC noch treffen. Man arbeite an dieser Stelle eng mit dem DCMS zusammen. Weitere Überprüfungen seien erforderlich, weshalb man mit einer Konsultation zu den Einsatzlimits fortfahren wolle. Allerdings ging aus einer März-Umfrage des BGC (Betting and Gaming Council) bereits hervor, dass die Mehrheit der Briten gegen festgelegte Einsatzlimits ist. In der aktuellen UKGC-Umfrage bangten Spieler zudem um ihre Privatsphäre wegen drohender Bonitätsprüfungen.

Weitere Maßnahmen des Gambling Acts

UK-lizenzierte Betreiber müssen mit härteren Einschränkungen angesichts der neuen Gesetzeslage rechnen: Vorgesehen wird unter anderem eine Erhöhung des Mindestalters von 16 auf 18 bei Lotteriespielen. Zudem ist damit zu rechnen, dass bei Online Spielautomaten wie auch bei FOBT’s eine 2-Euro-pro-Spin-Grenze gilt. Darüber hinaus wird geplant, die Spiele zu verlangsamen und mehr Pausen zwischen den Spielrunden einzubauen.

Ein weiterer Punkt, der seit Jahren Thema ist, ist ein verbesserter Tierschutz im Pferderennsport und bei Hunderennen. In Großbritannien ist der Reitsport stark mit dem Glücksspiel verknüpft, häufig stehen die Tiere unter hohem Leistungsdruck. Schon 2019 hatte die Labour Party in einer Erklärung einen stärkeren Tierschutz in der Rennbranche gefordert. Zum Beispiel ging es um ein Verbot der Peitsche bei Pferden.

Der wohl populärste Aspekt ist die Beschränkung von Glücksspielwerbung, die sich vor allem auf die Partnerschaften zwischen Wettanbietern und Sportvereinen beziehen wird: Wahrscheinlich ist ein Verbot von Trikotwerbung, die Diskussion dreht sich aber auch um ein generelles Sponsoring- und Werbeverbot. Außerdem laufen Untersuchungen über ein potenzielles Verbot von Lootboxen.

Das Thema Wettsponsorings steht ganz oben auf der Agenda der britischen Glücksspielreform. Ausgelöst wurde die Debatte 2018 durch einen Skandal: Auf den Juniorenseiten von 15 britischen Profifußballklubs waren Wettreklamen abrufbar. Folglich wurde das Thema in Großbritannien immer relevanter: Da inzwischen über 70 Prozent der Premier League-Vereine Wettpartner haben, hatten im April mehrere christliche Gruppen ein Wett-Werbeverbot gefordert. Um die Kampagne voranzutreiben, wurde sogar eine eigene Webseite gegründet.

Reform setzt UKGC unter Druck

Bei der Neuregulierung des britischen Marktes steht die Glücksspielkommission stark unter Druck. Grund ist, dass die Behörde seit längerem von der APPG (All-Party Parliamentary Group) kritisiert wird. Die auf Glücksspiel spezialisierte, parteiübergreifende Abgeordnetengruppe hat der Aufsichtsbehörde vorgeworfen, nicht stringent genug gegen Regelverstöße vorzugehen und die Reformpläne zu langsam umzusetzen. Die Rede war gar von Überforderung, wogegen sich die UKGC vehement wehrte.

Die kürzlich erfolgte Insolvenz der Fußballbörse Football Index war weiteres Öl im Feuer: Die Abgeordnetengruppe sprach gegenüber BBC von einem Skandal und leitete eine Untersuchung auch gegen die UKGC ein. Die Behörde soll das umstrittene Unternehmen von Adam Cole (70) nicht hinreichend kontrolliert und reguliert haben. Welche Rolle die UKGC bei dem Bankrott spielt bleibt jedoch abzuwarten.

Klar ist, dass durch den Bankrott viele Spieler Tausende Pfund verloren haben. Im Vorfeld hatte Cole das Unternehmen offensiv beworben, dann konnten Dividenden nicht mehr ausgezahlt werden. Das Unternehmen habe sich in einer Situation befunden, in der Neukunden notwendig waren, um bestehende Kunden auszuzahlen, so die involvierte Anwaltskanzlei Leigh Day. Die Lizenz wurde unmittelbar nach der Insolvenz entzogen.

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