Teil 1: Trends der ICE Totally Gaming 2017

Die „ICE Totally Gaming“ Casino Konferenz hat gestern ihre Pforten geöffnet. Bis zum 9. Februar trifft sich die Glücksspiel Branche im Exhibition Centre London (ExCeL). An über 500 Messeständen werden neue Produkte präsentiert sowie Vorträge zur Entwicklung der Industrie gehalten. Die von Clarion Events veranstaltete Messe gilt als eines der wichtigsten Branchentreffen. An dieser Stelle möchten wir einen ersten Blick auf die vorgestellten Trends und Themen der Zukunft werfen.

Als große Themen kristallisieren sich die Personalisierung der Angebote und technische Umsicht heraus. Insbesondere die Generation der „Millennials“ (Jahrgänge 1980-2000) stellt eine Herausforderung für die Industrie dar. In einem Vortrag beschrieb Adrian Neilan, ehemaliger CEO der Firma Irish Greyhound Board, die grundsätzlich skeptischere Haltung der wichtigen Zielgruppe. Diese werde von den derzeitigen Produkten der Branche und klassischer Werbung kaum angesprochen. Für sie stehe eine verstärkt individualisierte Erfahrung und sehr schnelle Befriedigung ihrer Bedürfnisse im Vordergrund. Ein möglicher Ansatzpunkt zur Akquise seien daher beispielsweise Gratiswetten, deren Ergebnisse mit Freunden in sozialen Netzwerken geteilt werden können.

Denn erst aus dem positiven Austausch mit gleichaltrigen entstehe bei den Millennials Vertrauen in eine Marke. Laut Neilan ist es daher für die Unternehmen von elementarer Bedeutung, die Gespräche über eigene Produkte in sozialen Medien zu verfolgen und als Feedback ernst zu nehmen. Er geht davon aus, dass die Branche verstärkt auf Geschicklichkeitsspiele setzen sollte, um die mit Computerspielen aufgewachsenen Generationen besser ansprechen zu können. In eine ähnliche Richtung argumentierte Felix Rappaport, CEO der amerikanischen Spielbanken Foxwoods. Für seine Branche der stationären Casinos gehe es darum, den Millennials eine Mischung aus klassischem Glücksspielen und andersartigen Angeboten zu machen und damit verstärkt individualisierte Erfahrungen zu ermöglichen.

Zwischen Vorsicht und Aufbruch – technische Trends

Das beherrschende Thema in diesem Jahr sind die aufkommenden „Virtual und Augmented Reality“ Technologien. Dass diese erheblichen Einfluss auf die Industrie haben werden, ist dabei unbestritten. Die Meinungen zum richtigen Zeitpunkt von Investitionen gehen allerdings noch auseinander. Große Softwarehersteller wie NetEnt und BetConstruct präsentieren bereits jetzt erste Produkte in frühen Entwicklungsphasen. Doch der große Durchbruch steht 2017 vermutlich noch nicht an. Das entspricht auch den Empfehlungen von Raf Keustermans, CEO des Social Gaming Casinos Plumbee. In seinem Vortrag beschäftigte er sich mit der Frage, ob man sich noch Zeit lassen oder möglichst schnell auf die Produktion von VR-Spielen umstellen sollte. Seine Antwort:

„Derzeit sollten Unternehmen zurückhaltend sein, aber mit VR experimentieren. Sie sollten einen agilen Ansatz mit der Veröffentlichung einiger weniger Produkte verfolgen, aber noch keine große Summen investieren.“

Dabei solle es zunächst darum gehen, sich mit der Technik vertraut zu machen, um in Zukunft vorbereitet zu sein. Dabei empfiehlt er einen stetigen und kritischen Umgang mit den neuen Möglichkeiten. So verändere die Technologie das Verhalten der Nutzer grundlegend und könne auch eine negative Erfahrung bedeuten. Die Entwickler sollten sich also stets die Frage stellen, ob VR-Spiele wirklich mehr Spaß machen als die Alternativen.

„Zu diesem Zeitpunt muss der kommerzielle Markt eher die Philosophie hinter VR verstehen als Produkte entwickeln. Was macht VR mit dem Gehirn? Wie fühlt man sich nach dem Spiel? Für suchtgefährdete Spieler könnte das immersive Erlebnis sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben.“

Seiner Ansicht nach wird das Thema die Branche noch über viele Jahre beschäftigen und zunächst nur langsam an Bedeutung gewinnen. Die letzte technologische Revolution der Mobilgeräte hatte die Branche weitgehend verschlafen. Noch heute sind viele Produkte nicht vollständig auf Smartphones benutzbar. Um diesen Fehler nicht zu wiederholen werden vermutlich trotz mahnender Worte einige „early adopter“ verfrüht auf den VR-Zug aufspringen, ehe sich die benötigte Hardware auf einem für den Massenmarkt akzeptablen Preisniveau einpendelt.

Zur ICE Gaming Konferenz bringen die Hersteller aber auch neue Versionen altbekannter Produkte mit. So präsentieren die Entwickler von Yggdrasil ihren neuen Dschungelbuch Spielautomaten, nach dessen Thematik sie ihren gesamten Stand aufgebaut haben. Das junge Unternehmen kündigte des weiteren eine neue Spielmechanik namens „Fusion Reels“ an. Diese soll völlig unterschiedliche Walzenlayouts in einem Spiel kombinierbar machen und dadurch ein dynamischeres Erlebnis als vergleichbare Produkte liefern.

Playtech gab eine Erweiterung seiner Zusammenarbeit mit Warner Brothers Consumer Products bekannt. So sollen durch zusätzliche Lizenzen Blockbuster wie die „The Dark Knight“ Trilogie als Basis neuer Spielautomaten dienen. Die Live Casino Experten von Evolution Gaming präsentiere mit „Dream Catcher Lucky Wheel Live“ ein neues Spiel für die von klassischen Tischspielen dominierte Streamingbranche. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich eine Glücksradvariante, die vor allem für Kunden konzipiert wurde, die sich für Roulette und Blackjack nicht begeistern können. Insgesamt bietet die Messe damit eine Mischung aus neuen und bekannten Produkten, Technologien und Werbestrategien. Wir werden über den Fortlauf der Konferenz berichten.

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