Sportradars eSports-Chef James Watson stürzt über Wettskandal

Nach Abschluss interner Untersuchungen hat sich Sportradar von James Watson getrennt. Der „Head of eSports“ des Sportdatenunternehmens hatte selbst Wetten platziert und damit gegen Firmenvorschriften verstoßen. Ob er Insiderwissen zu seinem Vorteil nutzte, ist unklar.

Screenshot der Unikrn Webseite

Watson wurde zunächst über das Voice-Tool Discord mit den Vorwürfen konfrontiert. Danach ging Unikrn an die Öffentlichkeit. (© Unikrn)

Den Anstoß zu der Untersuchung des Verhaltens von Watson gab am 14. März 2018 Rahul Sood via Twitter. Der CEO der eSport-Wettplattform Unikrn warf Watson vor, unter Verwendung mehrerer Accounts „Andere manipuliert“ und „aggressiv gewettet“ zu haben. Gleichzeitig habe er sich negativ über Unikrn geäußert und nach der Konfrontation mit den Vorwürfen in Unikrn‘s Kommunikationstool weitere Gespräche verweigert. Wer „derartigen Mist“ in seiner Firma machen würde, müsste sich laut Sood nach einem Job in einer anderen Branche umschauen.

Mit diesen Vorwürfen traf Sood offenbar einen wunden Punkt bei Sportradar. Die Firma, zu deren Kernanliegen eigenen Angaben zufolge Integrität im Wettgeschäft gehört, kündigte umgehend eine Untersuchung an. An deren Ende steht nun die einvernehmliche Trennung von dem leitenden Mitarbeiter. Dieser habe zwar weder privilegierte Informationen verwendet, noch anderweitig versucht, die Preise zu manipulieren – doch alleine mit der Abgabe von Wetten habe er die internen Vorgaben von Sportradar verletzt. Im Gegensatz zu den Angaben von Rahul Sood verneint Sportradar also die Manipulationsvorwürfe und spricht auch nur von kleineren Einsätzen des eSports-Experten. Diese Einschätzung wird auch von der „eSports Integrity Coalition“ geteilt, so Sportradar.

Sportradar reagiert schnell – aus gutem Grund

Entscheidender als dieser Verstoß gegen interne Regeln dürfte allerdings die negative öffentliche Wahrnehmung des Vorfalls gewesen sein. Die Vorwürfe waren für die tausenden Leser des Twitteraccounts von Sportradar sichtbar, es drohte ein immenser Imageschaden. Das Unternehmen war also gut beraten, sich auf demselben Wege zu dem Fall zu äußern und auch ein öffentliches Statement zur Trennung von Watson abzugeben.

Denn der junge Wettmarkt auf eSports gilt ohnehin als anfällig für Manipulationen, Kontrollstrukturen sind nur in Ansätzen vorhanden und durch teilweise niedrige Gehälter gelten auch die Profispieler als beeinflussbar. Eine Firma wie Sportradar, die Buchmacher mit Informationen über eSports versorgt und damit die Quoten mitbestimmt, kann sich fragwürdige Wetten eines leitenden Angestellten kaum leisten. Esports und entsprechende Wetten gelten als vielversprechender Wachstumsmarkt, Sportradar gehört seit 2014 zu den Vorreitern im Geschäft mit den begehrten Rohdaten, aus denen sich Buchmacher gewinnbringende Quoten ableiten können. Dabei betont das Unternehmen stets die Wichtigkeit der Integrität solcher Wetten, Qualität gehe stehts vor Quantität.

Watson äußert sich bislang nicht

Dieser Philosophie fühlte sich auch James Watson verpflichtet – das geht zumindest aus vergangenen öffentlichen Äußerungen hervor. Was ihn dazu bewogen haben mag, seine Karriere in dem Sektor im wahrsten Sinne des Wortes aufs Spiel zu setzen, ist nicht bekannt. Bislang äußerte er sich nicht öffentlich zu den Vorfällen. Im Jobportal linked-in bedankte er sich lediglich für „sechs unglaubliche Jahre bei Sportradar“, es sei nun Zeit für einen Wechsel.

Er sucht bereits einen neuen Job – im Bereich Wetten und eSports.

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