Spielbank Bad Homburg: 1,1 Mio. € gestohlen

Trotz eines funktionierenden Sicherheitskonzepts ist es drei Mitarbeitern der Spielbank Bad Homburg gelungen in einem videoüberwachten Raum ganze 1,1 Mio. € zu unterschlagen. Ein Verdächtiger sitzt bereits U-Haft, die Fahndung nach seinen Komplizen läuft. Die Betreiberfirma bezog zu dem Vorfall indessen Stellung. Welche Details stecken hinter dem Geschehen?

Die Spielbank Bad Homburg im Bundesland Hessen.

Die Spielbank Bad Homburg wurde bereits 1841 eröffnet und gilt als eines der berühmtesten Casinos Europas. © Wikipedia

Diebstahl trotz Kameraüberwachung

Wegen millionenschwerer Unterschlagung ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft bereits seit Beginn des Jahres gegen drei Mitarbeiter der Spielbank Bad Homburg (Hessen). Nachdem sich die Spielbankbetreiber bis letzte Woche nicht zu dem Vorfall geäußert hatten, traten nun der Geschäftsführer Lutz Schenkel, Direktor Holger Reuter und der Wirtschaftsjurist Dr. Christian Schoop vor die Presse. Die Begründung der verspäteten Bekanntmachung: Man habe eine Sondersitzung des Verwaltungsrates abwarten wollen, es habe für das Unternehmen dabei außer Frage gestanden, dass der Vorfall öffentlich gemacht wird.

Seit Ende letzter Woche ist nun klar: Der Haupttäter ist seit viereinhalb Jahren ein kaufmännischer Angestellter des Unternehmens und sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Von seinen Komplizen fehlt zurzeit allerdings noch jede Spur, ebenso wie von dem Geld. Die Täter sind allesamt zwischen 20 und 31 Jahre alt. Wie es den Angestellten gelingen konnte 1,1 Mio. € in einem Raum zu unterschlagen, der laut Reuter „nicht nur von einer Kamera“ überwacht wird, kann man sich bis dato noch nicht erklären: „Wenn es ein Ortskundiger gewesen wäre, der nicht an die Decke guckt, vielleicht“, so das fast scherzhaftes Statement des Direktors.

Täter nutzen interne Schnittstellen

Wie es darüber hinaus heißt, machten sich die Täter an dieser Stelle eine „interne Schnittstelle“ zunutze, der genaue Tatablauf bleibt jedoch weiterhin unklar. Laut Reuter habe es sich hier um einen eher schleichenden Prozess gehandelt, was auch die verspätete Bekanntmachung des Geschehens erklärt: Zu einem ersten Vorfall kam es demnach im Januar, als im Bereich Devisen ein Verlust von über 300.000 € festgestellt wurde. Der Kreis an Tatverdächtigen war groß, auch ein externer Täter kam infrage, weshalb man umgehend die Polizei einschaltete. Das Geschäft ließ man vorerst ganz normal weiterlaufen. Reuter hierzu im Zitat:

“Es ist es nicht so, dass morgens ein Mitarbeiter die Einnahmen aus dem Tresor holt und sie zu Fuß zur Bank bringt. Wir haben eng mit Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft zusammengearbeitet, unser internes Kontrollsystem angepasst sowie eine Top-Forensikerin und eine renommierte Kanzlei einbezogen.”

Durch das überarbeitete Konzept minimierte sich folglich die Anzahl infrage kommender Täter maßgeblich. Als es im März zu einem weiteren Vorfall kam, bei dem satte 800.000 € entwendet wurden, schnappte die Falle binnen 48 Stunden zu. Letzten Endes wurde der Hauptverdächtige dabei gefilmt, wie er Geld aus dem Tresor entfernte. „Das Sicherheitssystem hat funktioniert, aus dem Verdächtigen wurde ein mutmaßlicher Täter“, so Reuter.

Zur endgültigen Festnahme des Täters kam es jedoch erst Ende April, was vor allem auf bürokratische Abläufe zurückzuführen ist. Zum einen ist die Verspätung dem Abrechnungszeitraum der Spielbank Bad Homburg geschuldet, die die fehlenden Summen dokumentarisch belegen musste. Zum anderen stehen die Ermittler in Deutschland laut Schoop vor hohen rechtlichen Hürden, wenn es um die Auswertung von Videomaterial geht. „Erst nach der Tat im März konnten wir uns auf einen Verdächtigen fokussieren“, so der Jurist.

„Hochkriminelle Energie“

Laut Reuter habe der Täter, der intern mit der Einzahlung der Tresorsummen auf das Konto der Spielbank betraut war, mit „hochkrimineller Energie“ gehandelt. Dennoch dürfe man nicht „hinter jedem Busch einen Verbrecher“ vermuten. Der Direktor verweist darauf, dass in Deutschland bis zur Beweiserbringung die Unschuldsvermutung gelte, erklärte jedoch auch, dass er sich in nunmehr 33 Jahren immer wieder auch mit kriminellen Machenschaften auseinandersetzen musste. Reuter weiterführend im Wortlaut:

“Man wird immer wieder mal ein faules Ei im Körbchen haben. Wir sind auch ein Spiegelbild der Gesellschaft, allerdings geht es bei einem solchen Unternehmen mit rund 240 Mitarbeitern nicht ohne Vertrauen.”

Haupttäter ist bereits entlassen

Die Betreiberfirma der Spielbank Bad Homburg ist die François-Blanc Spielbank GmbH (FBS), eine Tochtergesellschaft der Kur- und Kongress-GmbH, zu der auch die Spielbank gehört. Infolge des millionenschweren Diebstals sehen sich die Betreiber folglich nicht nur mit einem erheblichen finanziellen Schaden konfrontiert, sondern auch mit den bürokratischen Konsequenzen des strafrechtlichen Verfahrens. Außerdem stehen sowohl arbeitsrechtliche als auch haftungstechnische Fragen im Raum.

Was die finanziellen Einbußen betrifft, heißt es abwarten: Im Vorfeld muss geklärt werden, ob und wie viel Geld bei den Tatverdächtigen eingeholt werden kann. Laut Reuter wurden etwaige Versicherungen schon früh in den Fall miteinbezogen. Auch das Kontrollsystem der Spielbank soll zukünftig weiter ausgebaut werden.

Laut aktuellen Presseberichten ist der mutmaßliche Haupttäter (natürlich) nicht mehr für die Spielbank Bad Homburg im Einsatz: „Der im Verdacht stehende Mitarbeiter ist nicht mehr für die FBS tätig“, so das knappe Statement. Dasselbe gilt laut Anwalt Schoop auch für die beiden Komplizen, obgleich es hier aus juristischer Sicht bislang noch unklar ist, ob es sich tatsächlich um vorsätzliche Mittäterschaft handelt. Die Frage, ob die beiden vermeintlichen Mittäter im Falle eines Freispruchs wieder ins Unternehmen aufgenommen werden können, bleibt an dieser Stelle ebenfalls offen. Die Entwicklungen sind vorerst abzuwarten.

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