Spanien: Sportwett- und Online Casino-Boom im Q1

Der spanische iGaming-Markt hat seine Q1-Ergebnisse veröffentlicht und damit fulminante Zuwachsraten in den Sparten Online Sportwetten und Online Casino präsentiert. Gemessen am ersten Quartal des Vorjahres verzeichnet der Online Glücksspielsektor einen Wachstumsschub von robusten 20 Prozent. Gleichzeitig wird in Madrid allerdings über ein Werbeverbot debattiert. Wie sehen die Entwicklungen im Detail aus?

Abgeordnetenhaus Madrid

Trotz hoher Umsätze wird im spanischen Abgeordnetenhaus zurzeit über ein Glücksspielwerbeverbot diskutiert. (©Wikipedia)

Online Sportwetten als Zugpferd

Weltweit boomt der Sektor für Online Glücksspiele, diesbezüglich bildet auch der regulierte Online Markt Spaniens keine Ausnahme: Die jüngst veröffentlichte positive Q1-Bilanz des Landes kann vor allem auf wachsende Einnahmen in den Sparten Online Sportwetten und Online Casino zurückgeführt werden. Die Brutto-Gaming-Erlöse für den spanischen igaming-Markt beliefen sich in den ersten drei Monaten 2019 auf satte 193,3 Mio. Euro. Zum Vergleich: 2018 waren es zur selben Zeit noch 163,3 Mio. Euro.

Allein gemessen am vierten Quartal 2018 verbucht der spanische Glücksspielsektor somit ein Plus von 2,14 Prozent. Der Wachstumsschub war Ende 2018 bereits abzusehen, die Einnahmen beliefen sich schon zu diesem Zeitpunkt auf 189,2 Mio. Euro. Verbesserte Leistungen sowohl in der Sportwett- als auch in der Casinobranche trugen letzten Endes dazu bei, dass sich die spanischen Online-Gaming-Erlöse im ersten Quartal um insgesamt 20,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigerten. Veröffentlicht wurden die beeindruckenden Ergebnisse von der spanischen Regulierungsbehörde La Dirección General de Ordenación del Juego (DGOJ).

Wie aus dem Bericht der DGOJ hervorgeht, kann das Sportwettgeschäft als Haupteinnahmequelle der lizenzierten Betreiber am spanischen Markt bezeichnet werden. Der Anteil von Sportwetten am Gesamtmarkt betrug im Q1 unglaubliche 52,2 Prozent. Die Umsätze legten gemessen am Q1 2018 um robuste 26,2 Prozent zu, konkret kletterten die Einnahmen damit von 81,7 Mio. Euro auf einen neuen Rekordwert in Höhe von 100,8 Mio. Euro.

Einen deutlichen Wachstumsschub verzeichnete darüber hinaus die Sparte der lizenzierten Online Casinos. Hier wurde im Q1-Vergleich ein Umsatzplus von 20,2 Prozent erzielt, die Einnahmen stiegen dabei von 56,6 Mio. Euro auf 67,1 Mio. Euro. Im ersten Quartal 2019 generierten die Online Casinos somit 34,7 Prozent des gesamten Wachstums am spanischen iGaming-Markt. Am beliebtesten waren dabei Online Slots, mit denen die höchsten Umsätze in der Sparte erzielt wurden.

Online Poker und Bingo rückläufig

Während es für Buchmacher und Online Casino steil nach oben geht, verzeichnet die Rubrik Online Poker gemessen am Q1 des Vorjahres einen leichten Abschwung. Die Umsätze sanken hier um insgesamt 1,4 Prozent auf 21,2 Mio. Euro. Ein besonders auffälliges Minus verbuchte an dieser Stelle die Marke Cash Games, die Umsätze des Onlineanbieters rutschten im Q1 2019 gleich um 5,7 Prozent auf 7,5 Mio. Euro ab.

Im Bereich des Kartenspiels trumpfte lediglich die Spielform Online Baccara auf – gemessen am Q1 2018 verzeichnete das Spiel einen Wachstumsschub von fast 1.400 Prozent. Obgleich es sich um die höchste prozentuale Zuwachsrate der aktuellen Q1-Bilanz handelt, machen die Online Baccara-Umsätze hier jedoch nicht einmal 3 Mio. Euro des Gesamtumsatzes aus.

Weiterhin rückläufig ist außerdem der spanische Sektor für Online Bingo. Hier fielen die Umsätze gleich um 8,6 Prozent auf 3,2 Mio. Euro zurück.

Höhere Kosten für Marketing

Die steigenden Einnahmen sind auf der anderen Seiten auch auf erhöhte Aufwendungen im Bereich Marketing zurückzuführen. Die Kosten stiegen hier im Vorjahresvergleich um satte 21,4 Prozent an und belaufen sich somit auf 92,3 Mio. Euro.

In der Aufschlüsselung gaben die spanischen Lizenznehmer unter dem Strich 47,9 Mio. Euro für Werbung aus, dazu 29,3 Mio. Euro für exklusive Werbeaktionen, weitere 10,2 Mio. Euro für Affiliate-Marketing und obendrein 4,9 Mio. Euro für Sponsoring. Gemessen am Q4 2018 sind die Marketingkosten jedoch um 6,5 Prozent gesunken. Gleichzeitig erhöhte sich Anzahl aktiver Spielerkonten um 13,1 Prozent und stieg damit auf 900.513.

Droht ein Glücksspielwerbeverbot?

Obgleich Spanien erst im Juli letzten Jahres seine Online Glücksspielsteuer von 25 auf 20 Prozent gesenkt hat, um seinen Markt für europäische Glücksspielunternehmen lukrativer zu gestalten, wird seit Oktober über ein Glücksspielwerbeverbot nach italienischem Vorbild debattiert, worauf sich vermutlich auch die sinkenden Marketingkosten seit Ende 2018 zurückführen lassen. Vorangetrieben wird die Diskussion durch den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez (Podemos), der in diesem Kontext eine Gleichsetzung von Glücksspiel- und Tabakwerbung anstrebt. In der EU ist Tabakwerbung seit 2007 sowohl im TV als auch im Radio und auf Printmedien untersagt.

Zuletzt wurde ein absolutes Glücksspielwerbeverbot auch durch den spanischen Bürgerbeauftragten Francisco Fernández Marugán befürwortet. Widerstand gegen das Verbot erfahren die Politiker hingegen von Seiten der Asociación Española de Anunciantes, der spanischen Vereinigung für Werbetreibende.

Der Interessenverband bezieht sich in seiner Argumentation vorwiegend auf die EU-weit garantierte Freiheit der Gesellschaft. Demnach müssen Werbetreibende stets „dort inserieren dürfen, wo sie inserieren wollen“. Dies seien die „Spielregeln einer freien und demokratischen Gesellschaft“, so das Kredo der Organisation. Die Debatte um das Gesetz dürfte somit noch weiter anhalten, die weiteren Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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