Schweiz: Online-Lizenz für Casinos

Das Grand Casino Bern und das Casino Interlaken dürfen nach dem Beschluss des Schweizer Bundesrats nun ebenfalls Online-Glücksspiele anbieten. Die bestehenden Konzessionen der beiden Spielbanken wurden auf das Angebot von Glücksspielen im Internet ausgeweitet. Zuvor werden die Spiele einer Prüfung durch die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) unterzogen. Bis zum Startschuss können also noch einige Wochen vergehen.

Roulette-Tisch mit mehreren Einsätzen.

In der Schweiz dürfen Online-Casinos nur von einheimischen Betreibern stationärer Spielbanken betrieben werden. ©stux/Pixabay.com

Aus vier mach sechs

Seit Beginn dieses Jahres ist in der Schweiz das neue Geldspielgesetz in Kraft und sorgt für einen legalen Betrieb der einheimischen Online-Casinos. Dabei dürfen keine ausländischen Anbieter auf den Markt drängen, sondern nur die Spielbanken, die in der Schweiz eine Konzession innehaben, dürfen Glücksspiele auch online anbieten. Bisher hatten allerdings nur vier der 21 konzessionierten Schweizer Spielbanken die Erlaubnis, Online-Glücksspiele anzubieten. Nun haben zwei weitere Spielbanken eine Konzessionserweiterung erhalten, so dass es nun insgesamt sechs sind:

  • Grand Casino Baden
  • Casino Davos
  • Grand Casino Luzern
  • Casino Pfäffikon
  • Grand Casino Bern
  • Casino Interlaken

Die ersten virtuellen Pforten haben sich im Sommer geöffnet. Das Casino Baden begann am 5. Juli auf der Seite Jackpots.ch mit dem Betrieb. Das Casino Luzern zog am 22. August mit MyCasino.ch nach. Erst im September eröffneten die Online-Casinos der Casinos Pfäffikon (SwissCasinos.ch) und Davos (Casino777.ch). Bislang gibt es noch keine Informationen zum Starttermin der neuen Online-Casinos. Die Casino Interlaken AG hat mit Starvegas.ch jedoch bereits eine Webseite an den Start gebracht.

Nachdem die ESBK alle angebotenen Spiele der Casinos Bern und Interlaken geprüft hat, werden auch hier die neuen Online-Angebote verfügbar sein. Für die erste Welle der Online-Casinos in der Schweiz wurden die erweiterten Konzessionen am 7. Juni vergeben. Dementsprechend ist auch bei den neuen Anbietern mit einer Wartezeit von mehreren Wochen zu rechnen.

In dieser Zeit prüft die ESBK jedes einzelne Spiel, das in den neuen Online-Casinos angeboten wird. Dabei werden unter anderem die Zufallsgeneratoren, die selbstverständlich fair sein müssen, und der Hausvorteil, der nicht ungewöhnlich hoch sein darf, überprüft. Dabei ist mit der ESBK nicht zu spaßen. Das Casino Baden hatte sich unlängst über die hohen Anforderungen der Kommission beschwert. Live-Games für Roulette und Black Jack wurden bislang von der Behörde nicht genehmigt, da die Anforderungen nicht erfüllt wurden.

Das führt natürlich zu Wettbewerbsvorteilen für die Konkurrenz. Der Kampf um die Kunden ist durch das neue Geldspielgesetz daher nicht leichter geworden, auch wenn die ausländischen Online-Casinos verboten sind. Dennoch gehen die vier Schweizer Spielbanken, die als erste Lizenzen für das Online-Angebot erhalten haben, im ersten Geschäftsjahr von Bruttospieleinsätzen im zweistelligen Millionenbereich aus.

Netzsperren für ausländische Anbieter

Um die ausländischen Online-Casinos vom Schweizer Markt auszuschließen, sollte der Zugriff auf die illegalen Angebote seit September durch die Telekommunikationsanbieter gesperrt werden. Technische Schwierigkeiten haben jedoch dazu geführt, dass Spieler aus der Schweiz immer noch auf Online-Glücksspiele von Anbietern, die auf der umstrittenen Blacklist stehen, zugreifen konnten. Diese schwarze Liste der illegalen Anbieter wird stetig aktualisiert. Der erste Entwurf wurde am 03. September veröffentlicht, der zweite folgte am 15. Oktober. Bis zum Jahresende will die ESBK die dritte Sperrliste veröffentlichen.

Mittlerweile funktioniert die Sperrung. Die Spieler werden auf die Stop-Seite der ESBK umgeleitet. Je nach Browser und Einstellungen funktioniert die Umleitung jedoch nicht einwandfrei, aber zumindest sind die in der Schweiz illegalen Seiten nicht mehr aufrufbar. Das ruft natürlich nicht nur Fürsprecher auf den Plan. Vor allem Spieler, die ihre Online-Casinos nicht mehr erreichen können, sind logischerweise frustriert.

“Wir haben viele Reaktionen der Spieler entgegennehmen müssen. Meist von solchen, die von der Gesetzesänderung keine Kenntnis hatten oder nicht wussten, dass das von ihnen benutzte Spiel nicht erlaubt war.”Marjorie Perusset, Kommunikationsbeauftragte, ESBK

Der erste Schritt zur Zensur?

Die Sperren der ausländischen Anbieter waren bereits vor dem Inkrafttreten des neuen Geldspielgesetzes in der Kritik. Die Gegner warnten davor, dass die Netzsperren gegen die Online-Casinos der erste Schritt zu weiteren Beschränkungen im Internet seien. Das ist aber womöglich trotz der Blacklist nur Schwarzmalerei. Den Zugriff auf illegale Inhalte einzuschränken, ist nämlich weniger Zensur denn Durchsetzung geltenden Rechts. So weit, dass in den Gesetzen Zensurmaßnahmen festgehalten werden, ist die Schweiz allerdings noch nicht.

Dabei ist es nicht verwunderlich, dass die Schweiz derartige Wege geht. Einer Studie der Uni Bern aus dem Jahr 2018 zufolge gaben die Schweizer jährlich etwa 250 Millionen Euro in den ausländischen Online-Casinos aus. Der Schweizer Fiskus hat von dem Geld nichts gesehen, da die meisten Glücksspielanbieter in Malta oder Gibraltar ihren Sitz haben.

Mit der jetzigen Regelung wird das anders sein. Die Sperre ist zwar zu umgehen. Das Gros der Spieler aus der Schweiz wird sich allerdings den dortigen Online-Casinos anschließen. Fair ist der Ausschluss ausländischer Anbieter zwar nicht, aber das soll das Gesetz wohl auch nicht sein. Hauptsache die angebotenen Glücksspiele sind es. Darüber hinaus kommen Teile der Einnahmen der Schweizer Spielbanken der dortigen Bevölkerung zugute, etwa an die Alters- und Hinterlassenenversicherung (AHV) oder an Sport- sowie Kulturvereine. Bei den ausländischen Unternehmen werden hingegen nur die Taschen der Glücksspielanbieter aufgefüllt.

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