Sazka fokussiert britische Lotterie

Die britische Glücksspielkommission (UK Gambling Commission, UKGC) hat Ende August das Verfahren zur Vergabe der vierten Lizenz für die britische Nationallotterie eingeleitet. Mehrere Betreiber liefern sich nun ein Rennen um die Betriebserlaubnis. Einer der motiviertesten Bewerber ist der tschechische Lotterie- und Glücksspielgigant Sazka Group. Das Unternehmen hat bereits spezialisierts Personal eingestellt. Wie sehen die Pläne im Detail aus?

Bälle bei einer britischen Lottoziehung.

Seit ihrer Gründung 1994 hat die Lotterie 41 Mrd. Pfund für den guten Zweck gesammelt. ©DylanNolte/Unsplash

Attraktivität der Lotterie steigern

Die Frage, wer neuer Verwalter der Nationallotterie wird, rückt immer mehr ins Zentrum der britischen Glücksspielwelt. Im September 2021 soll sich entscheiden, welcher neue Betreiber das Ruder in die Hand nimmt oder ob die Lotterie weiterhin in der Obhut von Camelot bleibt. Das Verfahren zur nunmehr vierten Ausschreibung hatte die UKGC im August eröffnet und dabei einige neue Bedingungen festgelegt.

Potenzielle Bewerber wurden gebeten, ihr Interesse an der Teilnahme der Ausschreibung formell zu bekunden. Ein Bewerber, der sich schon seit längerem für die Verwaltung der Lotterie interessiert, ist die Sazka Group, unter anderem bekannt als alleiniger Inhaber der tschechischen Nationallotterie sowie als größte Anteilseigner der Casinos Austria. Anfang Oktober gab die Unternehmensgruppe bekannt, sich für die Ausschreibung zu bewerben.

Laut Sazka sei die britische Nationallotterie eine angesehene Institution mit einer stolzen Geschichte seit ihrer Gründung im Jahr 1994. Als einer der führenden Betreiber von Lotterien könnte Sazka das Fachwissen und die nötigen Ressourcen mitbringen, die für einen hochmodernen Lotteriebetrieb erforderlich sind. Außerdem würde man neue Denkansätze liefern, die die Attraktivität der Lotterie steigern, womit mehr Geld für gute Zwecke generiert werde. Ob die Argumentation dazu führt, dass Camelot abgelöst wird, bleibt abzuwarten.

Mit fünf Neuzugängen in die Vollen

Da der Konkurrenzkampf um die Nationallotterie stark ist, hat die Gruppe ihre Argumentation bereits mit Neuzugängen untermauert. Fünf Mitarbeiter, spezialisiert auf Großbritannien, wurden eingestellt. Darunter Emma Young, die die Verantwortung beim Ausschreibungsverfahren tragen soll. Zu ihren früheren Aufgaben gehörte die Beratung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Außerdem leitete sie der Telekommunikationsdienste bei der Olympiade und Paraolympiade 2012 in London.

Darüber hinaus wurde Gerry Walsh als Leiter des Bereichs Supply Chain Management für Sazka in London eingestellt. Er wird für die Gestaltung und Entwicklung von Sazkas künftiger Lieferketten- und Beschaffungsstrategie sowie für deren Umsetzung verantwortlich sein. Walsh war zuvor als Geschäftsführer des Chartered Institute of Procurement & Supply und als Beschaffungsdirektor bei den Olympischen und Paralympischen Spielen 2012 in London tätig.

Sazka hat außerdem Rob Clarke zum Organisationsleiter ernannt. Dieser soll die Personalabteilung in Großbritannien beaufsichtigen. Clarke verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Personalplanung, dies sowohl im Bereich Glücksspiel und Einzelhandel als auch bei großen Sportveranstaltungen. Er war unter anderem als HR-Berater für das IOC und als Berater des HR-Direktors bei der Expo 2020 in Dubai tätig.

Ein weiterer Neuzugang ist Steve James, der als Netzwerkbereichsleiter für das Bewerbungsverfahren in Großbritannien eingestellt wurde. Er wird für die Gestaltung aller damit verbundenen Datenkommunikationsdienste und Tech-Lösungen verantwortlich sein. James verfügt über Erfahrung in der Implementierung und dem Betrieb von Telekommunikationsdiensten. Er hat unter anderem an Projekten für die FIFA Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022 mitgearbeitet.

In der Zwischenzeit wurde auch bekannt, dass Sir Keith Mills (70) das neue Sazka-Team, welches für die Bewerbung um die UK National Lottery zuständig ist, anführen wird. Der Unternehmer war bereits eine treibende Kraft bei den Olympischen Spielen 2012 in London und hat außerdem die Kundenbindungsprogramme Air Miles und Nectar ins Leben gerufen. Laut eigenen Aussagen wolle er eine Beteiligung an Sazka erwerben, sofern das Unternehmen die Position als neuer Lotterieverwalter erhält.

Wie läuft das Bewerbungsverfahren ab?

Die vierte Ausschreibung der Nationallotterie wird anders als in den Vorjahren ablaufen. Die UKGC setzt zwar nach wie vor auf Vielfalt unter den Bewerbern, dennoch gelten einige neue Vorgaben. Die Lizenz wird für eine feste Laufzeit von zehn Jahren vergeben. Dies, so die Kommission, würde dem Lizenznehmer einen klaren Zeitraum für seine Investitionsplanung geben.

Das Verfahren begann mit der formellen Interessensbekundung. Im Rennen sind, neben Sazka, natürlich der jetzige Betreiber Camelot sowie der indische Lotterie- und Tech-Anbieter Sugal & Damani. Die Interessenten erhalten nun eine Einladung zur Bewerbung sowie unterstützende Dokumente, die bearbeitet werden müssen. Die Ausschreibung wird über ein Jahr, bis zum September 2021 laufen.

Dem künftigen Lizenznehmer soll mehr Flexibilität in der Art und Weise eingeräumt werden, wie er die Lotterie betreibt. Der Spielraum für die Maximierung der Erträge soll vergrößert werden, dies allerdings nur unter der Einhaltung höchstmöglicher Spielerschutzstandards. Die Nationallotterie sei ein nationaler Schatz, sie habe den Ruf, unterhaltsame Spiele und ein hohes Maß an Verbraucherschutz zu bieten, so das Kredo der Behörde.

Auch der britische Minister für Sport, Tourismus und Kultur, Nigel Huddleston, meldete sich zu Wort und erklärte, dass die Lotterie einen positiven Einfluss auf Gemeinden in ganz Großbritannien habe. Diesen guten Ruf zu wahren, habe bei der Ausschreibung höchste Priorität. Der Lizenzprozess müsse die Zukunft und Integrität der Lotterie sichern. Wer das Rennen machen wird, bleibt abzuwarten.

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