Runde 2: Ivey vs. Borgata Casino

Der seit 2012 andauernde Streit zwischen dem Pokerstar Phil Ivey und dem Borgata Casino geht weiter und droht zu eskalieren – mit juristischen Folgen. Denn aktuell bemüht sich das Borgata Casino, neue rechtliche Schritte einzuleiten, sofern es dafür eine rechtliche Grundlage gibt. Ziel ist noch immer, die laut Casino zu Unrecht gewonnenen 10 Mio. US-Dollar aus einem Baccarat-Turnier zurückzuholen. Der Streit könnte erneut vor Gericht landen, dieses Mal allerdings auf Initiative von Phil Ivey.

Richterhammer liegt auf hölzernem Richtertisch.

Bald wird womöglich das Gericht entscheiden, ob Phil Ivey oder doch das Borgata Casino den Streit gewinnt. ©Daniel_B_photos /Pixabay

Ivey betrügt mit Edge Sorting

Wir hatten bereits im September letzten Jahres über die neuen Entwicklungen im Streit zwischen dem Pokerstar Phil Ivey und dem Borgata Hotel Casino & Spa in Atlantic City berichtet.

Zur Einordnung: Phil Ivey war 2012 vom Casino zu einem Baccarat-Turnier eingeladen worden. Zusammen mit Cheung Yin Sun soll Ivey mithilfe von Edge Sorting das Spiel manipuliert und somit illegal gewonnen haben. Der Schaden für das Casino wird auf 10 Mio. US-Dollar geschätzt.

Was ist Edge Sorting?“Edge Sorting ist nichts anderes als Kartensortieren. Konkret handelt es sich dabei um eine komplexe Technik, bei der die Rückseiten von Spielkarten genau beobachtet und auf Unterschiede in der Musterung analysiert werden. Durch Edge Sorting lassen sich Karten in Tief und Hoch sortieren, wodurch Spieler Vorteile erhalten. Deswegen haben gerichtliche Instanzen Edge Sorting als illegal eingestuft. Bekannt wurde die Technik erst durch die Anwendung von Phil Ivey und Cheung Yin Sun.”

Casino im Recht – Ivey behält Geld

Doch damit nicht genug. Wie wir ebenfalls schon berichteten, stellten auch die Pokerspieler Daniel „Jungleman“ Cates sowie Illya Trincher Ansprüche. Demzufolge sollen die beiden Pokerspieler den Buy-in für die damalige Poker Players Championship im Zuge der WSOP 2019 für Ivey übernommen haben.

Als Gegenleistung soll Ivey den Spielern zugesagt haben, ihnen den Buy-in plus Boni umgehend auszuzahlen, sofern er im Preisgeld lande. Phil Ivey erreichte den achten Platz und gewann 124.410 US-Dollar. Ein Gerichtsvollzieher beschlagnahmte jedoch das Geld und leitete dieses an das Borgata Casino weiter.

Cates und Trincher wollen dies so jedoch nicht akzeptieren und betrachten ihre Vereinbarung mit Phil Ivey als unabhängig von den Forderungen des Borgata Casinos. Beide hatten deswegen Ende 2019 die auf Glücksspiel spezialisierte Anwaltskanzlei Chesnoff und Schonfeld beauftragt, rechtliche Schritte gegen das Casino einzuleiten. Etwas fragwürdig erscheint jedoch, dass die Kanzlei auch Phil Ivey vertritt.

Wie diese Konstellation genau zu erklären ist, konnte bis dato noch nicht aufgeklärt werden. Fakt ist, dass ein Gericht die Forderungen des Borgata Casinos bereits für rechtsgültig erklärte. Phil Ivey behauptet seither jedoch, keine liquiden Mittel oder anderweitige Vermögensreserven zu besitzen, wodurch das Casino weiterhin auf das Geld warten muss. Jetzt will Ivey sogar noch einen Schritt weitergehen und dieses Mal selbst Klage gegen das Borgata Casino einreichen.

“Ivey’s holdings have been estimated at $100 million, and the above shows these holdings, at least those that are ascertainable, are based in Nevada.”

Ivey erhebt kuriose Vorwürfe gegen Borgata

Wie nun bekannt wurde, wirft die lebende Pokerlegende dem Borgata Casino vor, selbst am Betrug mitgewirkt zu haben. Iveys Anwalt, Jeremy Klausner, ist sich dieser Sache gar so sicher, dass er diese Behauptung vor Gericht beweisen will.

Sollte sich dieser Vorwurf als wahr herausstellen, wären weitreichende Folgen für alle beteiligten Akteure die logische Konsequenz. Speziell Phil Ivey dürfte aber profitieren, da seine frühere Verurteilung zwar weiter rechtskräftig wäre, der Schadensersatzanspruch des Borgata Casinos dürfte dann aber nichtig sein.

Konkret soll es die Strategie von Ivey und Klausner sein, eine Mitschuld der Casino-Dealer nachzuweisen, die am damaligen Baccarat-Spiel beteiligt waren. Diese hätten Ivey auf Nachfrage nämlich freiwillig die umgedrehten Decks der Spielkarten gezeigt, wodurch sie nach Meinung von Ivey und Klausner indirekt am Edge Sorting mitgewirkt hätten. Zudem sei eine einfache Nachfrage an den Dealer, ob er das Deck umdrehen könne, noch keine strafbare Tat.

Ob diese Strategie am Ende wirklich aufgehen kann, erscheint auf den ersten Blick zwar fraglich, würde Ivey aber weitere Zeit verschaffen, sich eine Lösung für sein finanzielles Problem auszudenken – oder weitere Turniere zu bestreiten und Preisgelder zu sammeln. Phil Ivey selbst zumindest ist von seinem Erfolg weiterhin überzeugt. Letztlich spielt er überhaupt nur wegen des Geldes.

“I’d work on my game online and at casinos, build my bankroll, find good games and try to put myself in a position to keep winning and earn a steady income.”

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