Razzia: 750 Spielautomaten konfisziert

Bei einer großangelegten Glücksspiel-Razzia der österreichischen Polizei sind in einer Lagerhalle bei Wels rund 750 illegale Spielautomaten sichergestellt worden. Außerdem kam es zu mehreren Hausdurchsuchungen. Österreich befindet sich seit Jahren in einem regelrechten Krieg gegen die Automatenmafia. Die Situation ist kaum zu kontrollieren. Hintergrund sind gesetzliche Versäumnisse der Regierung. Wie sehen die Entwicklungen im Detail aus?

Pistolen werden auf einem Tisch ausgestellt.

Bei den Durchsuchungen wurden auch Handfeuerwaffen sichergestellt. ©jasongillman/Pixabay

Schlag gegen internationale Kriminalität

Erneut ist es in Österreich zu einer großen Glücksspiel-Razzia gekommen: Einsatzort war die Stadt Wels, welche inzwischen als Hochburg des illegalen Glücksspiels gilt. An der Aktion waren 140 Beamte des Bundeskriminalamts, des Landeskriminalamtes, der Finanzpolizei und der Steuerfahndung beteiligt. Dazu waren Ermittler der Dienststelle für Sonderzuständigkeiten des Finanzamts im Einsatz, ebenso wie die Sondereinheit EKO Cobra und eine Polizeihundestaffel.

Das Großaufgebot hat sich für die Ermittler gelohnt, denn bei der Razzia wurden in einer Lagerhalle unglaubliche 750 illegale Spielautomaten sichergestellt, so die Meldung des Innenministeriums. Darüber hinaus wurden 13 Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten im Großraum Wels vorgenommen. Hierbei wurden unter anderem zwei Pistolen gefunden und konfisziert.

Des Weiteren stellten die Ermittler eine Langwaffe sowie Bargeld im niedrigen sechsstelligen Bereich sicher. Obendrein fanden sich auch Mobiltelefone Laptops und Speichermedien sowie 270 Kartons mit Firmenunterlagen, die im Zusammenhang mit betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauch stehen könnten. Die beschlagnahmten Spielautomaten sollen als Nachschub für Lokale gedient haben, in denen es bereits zu Beschlagnahmungen gekommen ist.

Neben Wien und Salzburg gilt Wels inzwischen als Hochburg des illegalen Glücksspiels in Österreich. Derartige Polizeieinsätze waren dort in den letzten Monaten keine Seltenheit: Mitte September 2020 kam es unter anderem zu einem Großeinsatz (Operation Jackpot) bei dem 177 Spielautomaten, hohe Summen Bargeld und etwaige Wertgegenstände sichergestellt wurden. Etwa 320 Beamte waren beteiligt. Der Einsatz vollzog sich parallel auch Wien, wo erst kurz zuvor ein illegaler Pokerraum geschlossen wurde. Die vorgefundenen Spielautomaten waren allesamt zwecks Gewinnmaximierung manipuliert worden.

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) gratulierte den Ermittlern folglich zu dem gelungenen Einsatz. Illegales Glücksspiel gehe oftmals auch Hand in Hand mit Suchtmittelkriminalität. Daher seien derartige Aktionen auch ein Schlag gegen andere Formen der internationalen Kriminalität.

Auch Salzburg im Visier der Polizei

Nicht nur Wien und Wels befinden sich momentan im Visier der Ermittler, sondern auch Salzburg, wo es erst Mitte März zu vier großangelegten Razzien der Polizei kam. 69 Spielautomaten wurden dabei konfisziert und Geldstrafen in Höhe von 500.000 Euro gegen die Betreiber illegaler Spiellokale ausgesprochen. Im Vorfeld war die Polizei einer Reihe von anonymen Hinweisen nachgegangen.

Die Einsätze vollzogen sich über den Zeitraum von einer Woche, mehr als 60 Beamte waren dabei im Einsatz. Laut Innenministerium lag der Wert der beschlagnahmten Spielautomaten bei rund 250.000 Euro. Die Ermittler stießen bei den Zugriffen auch auf Personen, die, teils stark alkoholisiert, an dutzenden illegalen Geräten spielten. Eine der Razzien fand in einem Lokal in der Innenstadt von Salzburg statt, welches als herkömmliches Café getarnt war.

Laut Polizei waren die Fenster des fragwürdigen Etablissements verklebt, zudem prangte ein Aufkleber am Eingang, der darauf hinwies, dass die Einrichtung wegen Corona geschlossen sei. Eine zweite Razzia bezog sich auf ein Lokal am Hauptbahnhof, welches als Sonnenstudio getarnt war. Eine dritte Razzia erfolgte in einem benachbarten Lokal, in welchem erst Mitte Dezember elf illegale Spielautomaten sichergestellt wurden.

Mit Blick auf die Razzien erklärte die Polizei, dass die Betreiber und Lokaleigentümer gleich gegen sechs Gesetze verstoßen: Erstens gegen das Glücksspielgesetz, zweitens gegen das Wettunternehmergesetz, drittens gegen das Sozialversicherungsgesetz (ASVG), viertens gegen die Gewerbeordnung, fünftens gegen den Nichtraucherschutz und sechstens gegen die Covid-19-Schutzverordnungen. Auch Spieler, die illegal spielen, müssten mit Anzeigen rechnen. Finanzminister Gernot Blümel erklärte, dass vorwiegend organisierte Banden aus dem Osten versuchen würden, sich im österreichischen Glücksspielsektor festzusetzen.

Erbitterter Kampf gegen illegale Automaten

Seit 2012 gelten in Österreich strenge gesetzliche Vorgaben für das Aufstellen von Spielautomaten. In guter Lage erzielen die Geräte Einnahmen von über 10.000 Euro pro Monat. Da die Behörden zu lange nicht stringent genug gegen illegale Spielautomaten vorgegangen sind, hat sich inzwischen eine Automatenmafia etabliert, die nur noch schwer kontrollierbar ist.

Die Offensive der Finanzpolizei gleicht dem redensartlichen Kampf gegen Windmühlen. Teilweise werden die illegalen Spielautomaten über Nacht ersetzt. Zudem lassen sich die Drahtzieher immer gewieftere Methoden einfallen, um den Ermittlern ihre Arbeit zu erschweren Die Spielgeräte werden teils mit Gewindestangen und Spezialbefestigungen fest am Boden verankert. Häufig werden sie sogar einbetoniert.

Die Situation gleicht seit längerem einem bewaffneten Kampf. Immer häufiger sehen sich die Beamte mit tätlichen Angriffen konfrontiert. Berichte von präparierten Geräten, welche bei Öffnung Reizgas verströmen, sorgten schon häufiger für Schlagzeilen. Außerdem werden Türen teils unter Strom gesetzt, sobald sich die Ermittler dem jeweiligen Einsatzort nähern. Ein Ende dieses bewaffneten Kampfes scheint nicht in Sicht.

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