Paddy Power Betfair zieht Bilanz und plant US-Expansion

Die irisch-englische Buchmacher-Fusion aus Paddy Power und Betfair (PPB) hat ihre H1-Ergebnisse präsentiert und Pläne für eine US-Expansion umrissen. Unter anderem soll ein Cross-Selling-System für Sportwett- und Fantasy-Sport-Produkte etabliert werden.

Nach einem problematischen Start ins Jahr und einer Reihe pessimistischer Prognosen, scheint der britische Wettriese aus Dublin plötzlich wieder obenauf zu sein: Gemessen an seinem bedenklichen Q1-Ergebnis kann PPB für das zweite Quartal 2018 einen Anstieg der Online-Umsätze um 13% auf 462 Mio. Pfund (~ 513 Mio. Euro) verzeichnen. Doch der Großteil dieses Wachstums wird allein durch Sportwetten generiert. Lediglich 1% entfällt auf andere Sparten. Ganz klar, dass sich hier vor allem die zurückliegende Fußball-WM niederschlägt.

Insgesamt liegt die H1-Wachstumsrate bei über fünf Prozent im Vergleich zum H1 2017, was einen Anstieg des Bruttogewinns von 827 auf 867 Mio. Pfund (~ 965 Mio. Euro) ausmacht.

In Europa haben Produktverbesserungen und verbesserte Cross-Selling-Raten in den letzten Monaten zu einem stärkeren Gaming-Umsatzwachstum für beide Marken geführt, während die Kundenzufriedenheit mit der Sport-App Paddy Power zugenommen hat. Die Weltmeisterschaft war ein Vorzeigeevent für Paddy Power.Peter Jackson, CEO von PPB

Gleichzeitig kann PPB auf ein robustes Geschäft in Australien blicken, wo im H1-Jahresvergleich ein ebenfalls fünf prozentiges Wachstum von 173 auf 182 Mio. Pfund (~ 202 Mio. Euro) erwirtschaftet wurde. Zudem verzeichnet die Down Under betriebene PPB-Marke Sportsbet ein Umsatzplus über drei Prozent. Das Unternehmen, das sich erst vor kurzem noch in einem Rechtsstreit mit Hauptkonkurrent CrownBet befand, verbucht aktuell einen Bruttogewinn von 131 Mio. Pfund (~ 145 Mio. Euro).

Vom Kurseinbruch Anfang letzten Mai – die direkte Folge seiner negativen Q1-Bilanz – erholt sich die Aktiengesellschaft indessen nur schwer. Im Vergleich zu H1 2017 sind die Börsenumsätze, das heißt, die Exchange- und B2B-Geschäfte (Business to Business) des Konzerns immer noch um ein Prozent rückläufig. Hierbei handelt es sich zwar nur um Minimalverluste, dennoch sieht CEO Jackson Handlungsbedarf. PPBs diesjährige Schwerfälligkeit an der Londoner Börse führt der Geschäftsführer vor allem auf eine Flaute an den hiesigen Pferderennbahnen zurück. Im Wortlaut heißt es:

„Aufgrund der anhaltenden Schwäche bei den Pferderennen-Kommissionen gingen die Börsenumsätze um 1% zurück. Die Tatsache, dass sich diese Schwäche im zweiten Quartal fortsetzte, unterstreicht die Wettbewerbsherausforderung, verursacht durch Rennprovisionen und Preisnachlässe von kleineren Börsenkonkurrenten.“

Bereit zur Expansion

Das Fazit nach PPBs überraschend positiver H1-Präsentation: „In place to expand in the US“„Bereit, in den Vereinigten Staaten zu expandieren“. Der milliardenschwere Glücksspielkonzern hatte sich bereits Ende Mai den US-Daily Fantasy Sports-Anbieter (DFS) FanDuel über eine Mehrheitsbeteiligung von 61 Prozent einverleibt. Jackson betont, dass das Unternehmen daher „gut positioniert ist, um in den USA schnell zu wachsen“. Obgleich die FanDuel-Übernahme noch nicht im offiziellen H1-Bericht des Buchmachers enthalten ist, habe man sich in den USA binnen letzter Monate eine Präsenz aufgebaut, heißt es.

Demnach seien PPBs Übersee-Sportumsätze im zweiten Quartal um 22 Prozent gewachsen, die Gaming-Umsätze um 18 Prozent. Der Nettoumsatz sei darüber hinaus um elf Prozent gestiegen, von 55 auf 61 Mio. Pfund (~ 67 Mio. Euro). Laut CEO könnte sich diese starke Bilanz als Wettbewerbsvorteil gegenüber der wachsenden Konkurrenz am US-Markt erweisen – sie verleihe PPB wortwörtlich die „nötige Feuerkraft“. Zuletzt hatten unter anderem Ladbrokes-Inhaber GVC und William Hill ihr Arrangement auf der anderen Seite großen Teichs bekundet.

Angesichts der nur schleppend voranschreitenden Sportwettlegalisierung in den einzelnen US-Staaten, stelle die Fantasy Sport-Branche hier nicht nur eine wichtige Übergangsbasis dar, sondern biete auch optimale Cross-Selling-Möglichkeiten. Angestrebt werden ein „Gleichgewicht zwischen Free-to-Play-Spielen und Sportwetten“. In diesem Punkt sei PPB „kein Start-Up“, warnt Jackson etwaige Konkurrenten und ergänzt:

„Fantasy-Sport wird weiterhin ein wichtiges Merkmal auf dem US-Markt sein, besonders in den Staaten, in denen es eine Weile dauern könnte, bis Sportwetten reguliert werden. 100.000 Kunden in New Jersey zu haben, ist ein guter Ausgangspunkt. Unsere US-Strategie ist es, den Mark unter der Marke FanDuel zu verfolgen. Wir haben Marktzugangsvereinbarungen für 15 Staaten und damit 36% der US-Bevölkerung – einschließlich der Märkte, für die bis Ende 2019 eine Regulierung erwartet wird.“

Entgegen allem Optimismus sei PPB laut Analysen des Londoner Finanzberaters Regulus Partners allerdings „immer noch in weiter Ferne, um seinen Markteinfluss wachsen zu lassen“.

Die positiven Ergebnisse seien demnach einzig und allein dem „World Cup-Year“ geschuldet und weniger das Resultat einer konstant-verbesserten Basisausrichtung. CEO Jackson kontert diesbezüglich und erklärt, dass PPBs Q2-Umsätze schon vor der WM ein neun-prozentiges Wachstum aufwiesen. In diesem Sinne bleibt es nach wie vor abzuwarten – und spannend – welche europäischen Big Player sich letztlich am frisch legalisierten US-Markt durchsetzen werden.

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