Niederlande: Rekordeinnahmen 2018

Der niederländische Glücksspielmarkt erwirtschaftete 2018 einen neuen Rekordumsatz von 2,05 Mrd. Euro und übertraf damit erstmals in seiner Geschichte die 2 Mrd. Euro-Marke. Vor allem in Bezug auf den Onlinesektor befindet sich der niederländische Markt zurzeit in einer Neuregulierungsphase. Anfang 2020 soll mit neuen Lizenzprüfungen begonnen werden. Der große Ansturm an Bewerbern sorgte zuletzt für organisatorische Schwierigkeiten. Hier ein Überblick zur Entwicklung.

Das niederländische Parlament in Den Haag.

Die Regierung in Den Haag erhofft sich weitere Wachstumsschübe infolge der Liberalisierung des Onlinesektors. (©pxhere)

Höhere Umsätze und Steuereinnahmen

Aktuelle Zahlen der niederländischen Regierungsbehörde CBS (Centraal Bureau voor de Statistiek) zeigen, dass die landbasierten Glückspieleinnahmen von 2015 bis 2018 um satte 11 Prozent zugelegt haben. Konkret bedeutet dies einen Rekordanstieg von 1,85 Mrd. Euro auf 2,05 Mrd. Euro. Allein im Jahr 2018 kam es zu einem Zuwachs der Umsätze in Höhe von 50 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr. Das Umsatzwachstum wurde laut CBS durch eine stetige Zunahme der Konsumausgaben begünstigt, wobei die Spieler in den Niederlanden 2018 insgesamt 12 Prozent mehr Sportwetten platzierten als in den Jahren davor. Die getätigten Einsätze beliefen sich dabei auf insgesamt 2,5 Mrd. Euro.

Wie die CBS darüber hinaus erklärt, haben die höheren Einnahmen im Glücksspielsektor gleichzeitig auch zu einem Anstieg der Steuereinnahmen geführt – diese beliefen sich 2018 auf exorbitante 529 Mio. Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 betrugen die Steuereinnahmen aus Glücksspielen noch 476 Mio. Euro.

Parallel zu der positiven Marktentwicklung steigen auch die Beschäftigungsaussichten des Sektors: Ende 2017 waren in der Branche insgesamt 8.300 Menschen beschäftigt. Gegenüber 2014 ist dies ein Anstieg von ebenfalls 11 Prozent, doch das Schwert ist zweischneidig: Gegenüber 8.900 Mitarbeitern zum Jahresende 2010 bedeutet die vermeintliche Zunahme einen Rückgang. Die genauen Beschäftigungszahlen für 2018 stehen bis dato noch aus.

Bemerkenswert ist, dass das Wachstum im niederländischen Glücksspielsektor erfolgte, obwohl das Land derzeit nur landgebundene Spielaktivitäten als legal deklariert. Die CBS zitiert in diesem Kontext Zahlen aus dem Jahr 2015 und betont, dass es immer noch Probleme mit irregulären Glücksspielanbietern im Land gebe. Im Jahr 2015 generierte der irreguläre Sektor demnach ganze 170 Mio. Euro Umsatz, was damals immerhin 9,0 Prozent der gesamten Markterträge ausmachte.

Neuer Remote Gaming Act

Um der Situation Herr zu werden und die vermeintlich illegalen Anbieter offiziell in die niederländische Marktwirtschaft zu integrieren, verabschiedete der Senat erst im vergangenen Februar einen neuen Remote Gaming Act. Konkret handelt es sich hierbei um ein sogenanntes Fernspielgesetz, dass die Eröffnung eines regulierten Marktes und die Inklusion europäischer Online Glücksspielanbieter unter bestimmte Lizenzbedingungen vorsieht. Dass infolge der Maßnahme weitere Wachstumsschübe erzielt werden sollen, liegt auf der Hand.

Das neue Glücksspielgesetz wurde indessen durch das nationale Justiz- und Sicherheitsministerium geprüft und soll ab Juli 2020 in Kraft treten. Laut dem Nachrichtenportal iGamingBusiness wird die niederländische Glücksspielregulierungsbehörde Kansspelautoriteit (KSA) jedoch schon ab Januar 2020 mit den Lizenzprüfungen beginnen.

Ansturm auf niederländischen Onlinesektor

Obgleich das neue Gesetz bereits 2020 in Kraft gesetzt wird, wurde die letztendliche Marktöffnung erst kürzlich auf Januar 2021 verschoben. Grund ist ein regelrechter Ansturm auf den niederländischen Onlinemarkt, was jüngst zu einigen organisatorischen Schwierigkeiten führte. Laut KSA haben inzwischen bereits 183 europäische Online Glücksspielanbieter ihr Interesse an einer niederländischen Lizenz bekundet. Das Anmeldefenster für eine Bewerbung lag zwischen dem 05. und 21. Juni. Die Behörde versuchte auf diesem Weg zu ermitteln, mit wie vielen Interessenten am niederländischen Markt zu rechnen sei. Die Erwartungen wurden an dieser Stelle jedoch bei weitem übertroffen, der organisatorische Aufwand ist bis dato kaum abzusehen.

Eindämmung durch strenge Auflagen

Klar ist jedoch, dass die Anzahl der erteilten Lizenzen deutlich niedriger ausfallen wird, als die Anzahl der Bewerber. Laut KSA sind mehr als die Hälfte der Interessenten ausländische Betreiber, von denen wiederum 83 bereits über eine iGaming-Lizenz in einem anderen Land verfügen. Weitere 74 potenzielle Bewerber sind darüber hinaus bereits auf dem niederländischen Markt für landgestützte Spielanbieter tätig. Die Zahl der letztlich zugelassenen Unternehmen soll daher durch „besonders strenge Sorgfaltsprüfungen“ und „erhebliche finanzielle Kosten“ reduziert werden.

In diesem Kontext wird von den Bewerbern erwartet, dass sie eine Lizenzgebühr von 45.000 Euro entrichten und nach dem Lizenzerhalt zudem ein Budget von 830.000 Euro bei einer niederländischen Bank hinterlegen. Außerdem haben künftige Lizenznehmer mit einem satten Steuersatz von 29,1 Prozent auf ihre jährlichen Bruttospieleinnahmen zu rechnen.

Darüber hinaus werden die Lizenznehmer „eingehenden Stichprobenkontrolle“ unterzogen und müssen eine Reihe „qualitätssichernder Bedingungen“ erfüllen. Konkret geht es um die Darlegung einer verantwortungsbewussten Marketingstrategie sowie um Maßnahmen zur Suchtprävention und zur Identitätsprüfung. Ob sich die Anzahl an Interessenten auf diesem Weg tatsächlich eindämmen lässt, bleibt an dieser Stelle vorerst abzuwarten.

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