Niederlande: Legalisierung lässt Schwarzmarkt schrumpfen

Es sind gute Nachrichten für die ganze Glücksspielbranche, die von der niederländischen Glücksspielaufsicht Kansspelautoriteit in ihrem Jahresbericht 2021 veröffentlicht wurden. Darin ist die erste Übersicht ihrer Art zu finden, seit im Oktober 2021 das Online-Glücksspiel in den Niederlanden legalisiert wurde. Das Fazit lautet klar: Der Schwarzmarkt ist erheblich geschrumpft. Legalisierung ist der Weg zur Bekämpfung illegaler Angebote. Seit Eröffnung des Bewerbungsverfahrens für Online-Glücksspiel-Konzessionen gingen 33 komplette Bewerbungen bei der KSA ein, mittlerweile sind 18 Lizenzen erteilt worden.

Jemand zeigt zwei Asse auf einem Pokertisch.

Nach der Legalisierung von Online-Glücksspiel zieht es Spieler zu seriösen Angeboten.
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Glücksspielfans bevorzugen legale Angebote

Ein klarer Indikator dafür ist die Analyse von Anfragen bei Suchmaschinen im Herbst 2021, wo eine deutliche Trendumkehr ablesbar wurde. Vor der Legalisierung gab es zehntausende Suchen mehr zu illegalem Glücksspiel als zu legalen Alternativen. Dies hat sich mit den neuen Beschlüssen jedoch gravierend geändert, die Gewichtung hat sich genau umgekehrt. Die Suchanfragen für illegale Online-Casinos sind auf ein Rekordtief gefallen.

Ein Blick auf die Ursachen

Dass Spielern und Spielerinnen nun ein attraktives, umfangreiches und vor allem legales Angebot zur Verfügung steht, ist sicherlich ein großer Teil der Trendwende. Aber auch dass die KSA aktiv gegen unseriöse Anbieter oder solche ohne Lizenzen vorgegangen ist, scheint gewirkt zu haben. Die niederländische Glücksspielaufsichtsbehörde hat in 2021 nämlich auch Geldstrafen von mehr als zwei Millionen Euro verhängt. Beispielsweise musste Online-Glücksspiel-Konzern Tipico eine halbe Million Euro zahlen.

Ein weiterer Baustein: Glücksspielwerbung

Um die Spieler und Spielerinnen vom Schwarzmarkt auf den legalen Markt zu bringen, ist auch kontrollierte Werbung ein wichtiges Stichwort, das die Branche nicht vernachlässigen sollte. Es ist die Aufgabe der vielfältigen Betreiber auf dem Markt, dies als Instrument verantwortungsbewusst und maßvoll einzusetzen. Das ist ein Balanceakt, denn einerseits geht es darum, Spieler und Spielerinnen auf ihre neuen Angebote aufmerksam zu machen, andererseits sollen keine direkten Spielanreize dabei gesetzt werden.

Ebenfalls Anstieg von Ausschlüssen verzeichnet

Laut Jahresbericht hatte die Legalisierung nicht nur Auswirkungen darauf, welche Angebote genutzt werden. Parallel ist auch die Anzahl der Ausschlüsse gestiegen. Bei den Betroffenen handelt es sich um Personen, die vom Online-Glücksspiel als Ganzes ausgeschlossen sind. Der Selbstausschluss sowie der Fremdausschluss durch dritte Akteure bei problematischem Spielverhalten dauert mindestens sechs Monate.

Das nationale Selbstausschluss-Register

Das nationale Selbstausschluss-Register in den Niederlanden, kurz CRUKS, ist seit Oktober 2021 einsatzbereit. Bis Ende des Jahres waren insgesamt 6727 Personen dort registriert. Inzwischen ist die Zahl jedoch angestiegen auf mehr als 10.000 Mitte März 2022. Es ist ein gutes Signal, dass Spieler und Spielerinnen, die spielsuchtgefährdet sind, vom Selbstausschluss-Register CRUKS Gebrauch machen und sich selbst einschränken, um die Kontrolle über ihr Spielverhalten zurückzugewinnen.

Bewegung auf dem niederländischen Markt

Die niederländische Glücksspielaufsichtsbehörde erwartet für das Geschäftsjahr 2022 ein weiterhin starkes Wachstum des legalen Markts. Außerdem sind noch zusätzliche Anträge für Lizenzen in Bearbeitung, über die voraussichtlich ebenfalls bald entschieden werden wird. Jüngst kündigte zudem der niederländische Rechtsschutzminister Franc Weerwind ein partielles Verbot für Werbung rund um Online-Glücksspiel an. Es ist eine umstrittene Entscheidung.

Die Rahmenbedingungen des Teilverbots für Werbung

Es sind weitreichende Beschränkungen für Glücksspielwerbung, die in den Niederlanden kommen sollen. Radio, Printmedien und Plakate, all das soll künftig verboten sein, zumindest für „riskante Glücksspiele“. Nur noch im Fernsehen zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens soll Werbung noch gestattet sein. Betroffen sind dabei vor allem die jüngst lizensierten legalen Anbieter von Online-Glücksspiel. Aber auch für besonders risikoträchtige Formen wie Automatenspiele vor Ort sollen die Restriktionen greifen.

Gründe und Absichten dahinter

Wenn Glücksspielwerbung im Fernsehen nur noch in den Abend- und Nachstunden erlaubt ist, so die Verantwortlichen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die richtige Zielgruppe angesprochen wird. Die Rede ist natürlich von Erwachsenen. Außerdem soll so die schlichte Menge an Werbung pro Anbieter reduziert werden. Je mehr Lizenzen vergeben werden, desto mehr Effekt hat dies auch auf das Werbevolumen einzelner Betreiber.

Legalisierung und Werbeverbot

Es bleibt zu hoffen, dass das partielle Werbeverbot die Kanalisierung von Spielenden hin zum legalen Glücksspielmarkt nicht gefährdet. Schließlich ist es eines der wichtigsten Ziele gewesen, den Schwarzmarkt auszuheben und seriöse Alternativen zu bieten. Das Angebot muss aber auch attraktiv und präsent genug sein, um auch Kunden und Kundinnen anzuziehen. Lizensierte Anbieter sollen also in Maßen Werbung schalten dürfen, um sich von illegalen Betreibern abgrenzen zu können.

Die Branchenverbände stimmen zu

Minister Weerwind hat sich mit den Branchenverbänden NOGA und VNLOK abgestimmt, als die neuen Werberichtlinien erarbeitet wurden. Die Verbände haben den angedachten Maßnahmen und Regeln zugestimmt und zugesagt, diese so schnell wie möglich umzusetzen. Stichtag der Einführung soll der 1. April 2022 sein und dann für die Mitglieder verbindlich werden. Die Gesetzesänderung soll aber erst im Juni 2022 folgen. Das heißt, die Selbstregulierung geht der juristischen Seite voraus.

Keine Gefährdung der Zielsetzung

So lassen es zumindest alle verlauten, die an den neuen Regelungen zum partiellen Werbeverbot mitgewirkt haben. Deshalb macht die Glücksspielaufsichtsbehörde es auch weiterhin zu ihrer Priorität, gegen illegale Angebote vorzugehen. Auch einige Zahlungsanbieter kooperieren mit der Behörde, damit Transaktionen an Unternehmen, die keine gültige Lizenz besitzen, gestoppt werden können. Als Gesamtpaket klingt das vielversprechend. Ob die gewünschten Effekte eintreten, bleibt abzuwarten.

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