Neuseeland: Casinos fahren hoch

Die Casinos von Neuseeland durften bereits zwischen Juni und August wieder zum Normalbetrieb übergehen, dann folgte ein zweiter Lockdown aufgrund neuer Corona-Infektionen. Jetzt kann die Industrie erneut aufatmen, denn die Regierung hat die niedrigste Alarmstufe 1 eingeleitet. In den Etablissements gelten damit keine Schutzverordnungen mehr, was besonders SkyCity, dem größten Betreiber des Landes zugutekommt.

Das Stadtzentrum von Auckland, Neuseeland, am Abend.

Eine Ausnahme ist das 1,6 Mio. Einwohner zählende Auckland, hier gilt immer noch Alarmstufe 2. ©PatrickPellegrini/Unsplash

Unbegrenzte Gästezahl und Bewegungsfreiheit

Nach einem zweiten Lockdown im August hat der Inselstaat Neuseeland, das vorübergehend als erstes Corona-freies Land der Welt galt, erneut seine Schutzmaßnahmen heruntergefahren. Fortan gilt landesweit die Alarmstufe 1, des vierstufigen Covid-19-Noptfallplans. Alle mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen sind somit aufgehoben. Eine Ausnahme bildet lediglich die Metropolregion Auckland im Norden des Landes. Hier gilt vorerst weiterhin die Alarmstufe 2.

Die Entscheidung der Premierministerin Jacinda Ardern, die derweil als Krisenmanagerin gelobt wird, kommt nicht nur dem Kultur-, Hotel- und Gaststättengewerbe zugute, sondern auch dem größten Glücksspielbetreiber des Landes, SkyCity, der vier von insgesamt sechs landbasierten Casinos betreibt. Zu dem Unternehmen gehören das Sky City Hamilton, das Sky City Queenstown, das SkyCity Wharf Casino sowie das SkyCity Auckland.

Bis auf den Standort Auckland wird SkyCity nun wieder auf Normalbetrieb schalten. In den Liegenschaften in Hamilton und Queenstown, wo sich auch das Wharf Casino befindet, dürfen die Spielaktivitäten ab sofort wieder ohne Einschränkungen aufgenommen werden. Die Gästeanzahl ist unbegrenzt, alle dürfen sich wieder frei in den Arealen bewegen. Zuletzt hatten in den Casinos nur VIP-Spieler Zutritt.

Die Spieltische und Spielautomaten gehen ebenfalls wieder in vollen Betrieb. Sicherheitsabstände, Schutzbarrieren und Warnhinweise dürfen wegfallen. Laut CEO Graeme Stephens werde das Unternehmen aber trotzdem wachsam sein und alle Risiken minimieren. Derweil arbeite man an der Umsetzung abgemilderter Maßnahmen, um Mitarbeiter und Gäste zu schützen. Ob weiterhin eine Maskenpflicht gilt, ist bis dato unklar.

Was bedeutet die Alarmstufe 2 in Auckland?

Am Hauptstandort Auckland wird weiterhin nur eingeschränkt gespielt. Nachdem das rund 5 Mio. Einwohner zählende Land im Juni als Corona-frei eingestuft wurde, kam es in dem Ballungsgebiet wieder zu Infektionen. Zuletzt wurden dort 62 aktive Fälle gemeldet (Stand 21.09.), wobei das Virus in 33 Fällen innerhalb der Gemeinden und in 29 Fällen unter zurückgekehrten Reisenden übertragen wurde. Auckland brauche mehr Zeit, heißt es von der Regierung.

Konkret bedeutet die Alarmstufe 2 einen zwei Meter-Mindestabstand sowie die Empfehlung einer Atemschutzmaske, die in öffentlichen Verkehrsmitteln Pflicht ist. Außerdem gilt eine Begrenzung von maximal 100 Personen bei Veranstaltungen. In Auckland gilt jedoch eine Sondergrenze von maximal 10 Personen und 50 Personen bei Trauerfeiern. Bei einer positiven Entwicklung ist damit zu rechnen, dass die Sonderrestriktionen in zwei Wochen ebenfalls aufgehoben werden.

Am 21. März kündigte die Regierung die Einführung eines landesweiten Alarmstufensystems an, das den neuseeländischen Feuerwarnsystemen ähnelt. Es gibt vier Stufen, wobei 1 die geringste und 4 die höchste Infektionsgefahr darstellt. Zum Zeitpunkt der Ankündigung befand sich Neuseeland auf Stufe 2. Jede Stufe bringt zusätzliche Einschränkungen für Aktivitäten mit sich. Jede Region kann eine individuelle Alarmstufe haben, die Stufen können jederzeit geändert werden.

Wirtschaftliches Auf und Ab bei SkyCity

In Bezug auf die Wiedereröffnung war es für SkyCity bisher ein schwerwiegendes Auf und Ab. Dies gilt für vor allem für den Hauptstandort Auckland. Das Casino wurde am 14. Mai wiedereröffnet, nachdem es seit dem 23. März geschlossen war. Am 09. Juni kehrte das Etablissement kurzweilig zum Normalbetrieb zurück, bevor es am 12. August erneut für mehrere Wochen, bis zum 31. August, geschlossen wurde.

Klar ist, dass sich eine derartige Achterbahnfahrt auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmensgruppe auswirkt. Zeitweise lag der Umsatzeinbruch bei über 40 Prozent. Anfang dieses Monats meldete SkyCity jedoch einen Anstieg der Einnahmen um 36,8 Prozent auf 1,13 Mrd. US-Dollar. Grund sind günstige Gewinnraten und Versicherungsauszahlungen aus einem Brand im Jahr 2019, die den Auswirkungen von Covid 19 entgegenwirken.

Die normalen Einnahmen aus dem Glücksspielgeschäft sind jedoch um 24,3 Prozent rückläufig. Auf der anderen Seite leistete in diesem Jahr zum ersten Mal das Onlinegeschäft von SkyCity einen wertvollen Beitrag. Die Einnahmen belaufen sich zurzeit auf 10,2 Millionen US-Dollar. Grundlage für die Vertikale ist ein Online Casino-Deal mit GiG aus Mai 2019.

Laut Aussagen des Geschäftsführers müsse ein breites Spektrum an strategischen Entscheidungen und Maßnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen von Covid-19 abzumildern. Man habe die Belegschaft rasch umstrukturiert und um etwa 25 Prozent reduziert. SkyCity sei damit kurz- bis mittelfristig nachhaltig positioniert. Außerdem habe man eine Schuldenumstrukturierung vorgenommen.

Gekündigte Mitarbeiter werden weiterbezahlt

Um die wirtschaftliche Misere zu überstehen und sich auf einen vorwiegend inländischen Kundenstamm zu fixieren, hat SkyCity knapp 700 Mitarbeiter entlassen, was etwa ein Drittel der rund 3.000 Teil- und Vollzeitarbeitsplätze ausmacht. Die Kündigungen erfolgten hauptsächlich in Auckland. Das Management sprach von einer schwerwiegenden Entscheidung.

Laut Aussagen von CEO Stephens seien vor allem Reinigungskräfte, Bar- und Cafépersonal sowie Hotel- und Spielbetriebspersonal von dem Stellenabbau betroffen. Als Grund gab das Unternehmen eine schwächere Volkswirtschaft aufgrund der Corona-Krise an. Unter anderem wurden langfristige Reisebeschränkungen für die Entscheidung verantwortlich gemacht.

Joe Carolan von der Gewerkschaft Unite Union kritisierte die Entscheidung vehement, erklärte jedoch parallel, dass man schon seit längerem von den Plänen wüsste und eine besondere Kündigungsklausel erwirkt habe. Hiernach würden gekündigte Mitarbeiter, die 20 Jahre oder länger angestellt waren, zumindest bis zu einem halben Jahr weiterbezahlt. Ob es nun tatsächlich beim Normalbetrieb bleibt und von weiteren Entlassungen abgesehen wird, ist abzuwarten.

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