Neue Studie warnt vor Einsatzsteuer

Der neue Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) sieht die Marktöffnung für lizenzierte Online Casinos, Online Sportwetten und Online Poker ab Juli vor. Im Zuge Regulierung will der Bundesrat eine Überarbeitung des Rennwett- und Lotteriegesetzes vornehmen – Online Poker und Online Spielautomaten sollen mit einer Steuer von 5,3 Prozent auf den Spieleinsatz belastet werden. Droht der Markt unter dieser Steuerlast zu kippen? Davon geht eine Studie der Marktforschungsagentur Goldmedia aus. Hier die Details.

Euroscheine werden vor dem Berliner Reichstag übergeben.

Massive Steuerlast: Sind lizenzierte Online Casinos in Deutschland noch konkurrenzfähig? ©Capri23auto/Pixabay

Abwanderung der Spieler von 49 Prozent

Die geplante Steuer auf die Spieleinsätze von Online Poker und Online Spielautomaten sorgt zunehmend für Kontroversen: Da es europaweit üblich ist die Bruttospielerträge zu besteuern, haben die Universitäten RUB (Bochum) und HHU (Düsseldorf) bereits vor der Einsatzsteuer gewarnt. Diese verspreche der Bundesrepublik zwar hohe Steuereinnahmen von bis zu 1,3 Milliarden Euro, doch wären die lizenzierten Anbieter nicht mehr konkurrenzfähig.

Eine von der Glücksspielindustrie in Auftrag gegebene Studie von Goldmedia, spezialisiert auf Beratungs- und Forschungsdienstleistungen in den Branchen Medien, Entertainment und Telekommunikation, gelangt nun ebenfalls zu einem alarmierenden Ergebnis: Unter dem geplanten Steuermodell droht eine Abwanderung der Kundschaft von 49 Prozent in den Schwarzmarkt. Die Kanalisierung in den regulierten Sektor – das höchste Ziel des GlüStV – würde dadurch massiv gefährdet.

In Auftrag gegeben wurde die Studie von den Glücksspielfirmen Entain (früher GVC), Flutter Entertainment und Greentube (Novomatic), die allesamt zu den ersten deutschen Lizenznehmern gehören. Goldmedia gelangte in der Untersuchung zu dem Schluss, dass die Attraktivität der legalen Angebote durch die Einsatzsteuer stark sinken würde, denn die Anbieter wären dazu gezwungen, ihre Auszahlungsquoten (Return to Player, RTP) von über 96 auf mindestens 90 Prozent zu reduzieren. Die Nutzung der legalen Angebote würde folglich auf etwa 51 Prozent fallen – 49 Prozent der Ausgaben würden auf dem Schwarzmarkt getätigt, da dort bessere Konditionen geboten würden.

Onlineumfrage in der Übergangsphase

Online Glücksspiel war in Deutschland lange verboten. Anstatt ein modernes Lizenzsystem einzuführen, hielt der Staat an einem Monopol für Lotto und Sportwetten fest. Die EU-lizenzierten Anbieter bewegten sich in einer gesetzlichen Grauzone. Eine Ausnahme bildete lediglich Schleswig-Holstein, das sich 2011 aus den Schranken des alten Staatsvertrags ausklinkte und 2012 mit der Lizenzvergabe an seriöse Online Casinos begann.

Mit dem neuen Staatsvertrag ziehen die anderen Bundesländer nach – schon seit Oktober 2020 gelten deutschlandweite Übergangsregeln, um die Marktöffnung ab Juli zu erleichtern. In diesem Sinne bezog sich die Studie von Goldmedia auf die Nutzung von Online Casinos und Online Poker in der Duldungs- und Regulierungsphase. Eine Umfrage wurde im vergangenen April unter 619 Online Casino-Nutzern durchgeführt.

Entscheidender Faktor: Auszahlungsquote

Die Ergebnisse der Umfrage sprechen eine deutliche Sprache: Für 54 Prozent der befragten Spieler ist die Auszahlungsquote der entscheidende Faktor bei der Wahl eines Online Spielautomaten. Für 31 Prozent ist hingegen die Frage bedeutsam, ob der Anbieter über einer Glücksspiellizenz verfügt, während für sechs Prozent eine große Spieleauswahl und der Spielerschutz am wichtigsten sind.

Darüber hinaus geht aus der Studie hervor, dass 31 Prozent der Befragten mindestens einmal im Monat auf illegalen Seiten spielen. Weitere 27 Prozent gaben an, regelmäßig auf Seiten zu spielen, die nicht den aktuellen Richtlinien entsprechen. Eine SEO-Analyse zeigte außerdem, dass unregulierte Angebote viel mehr Zugriffe verzeichnen als regelkonforme Angebote.

In einem Statement erklärte Goldmedia, dass zurzeit 73 bis 75 Prozent der regelmäßigen Nutzer von Online Glücksspielen auf Angebote zurückgreifen, die sich grundlegend von den neuen regulatorischen Anforderungen unterscheiden. Allerdings seien in diesem Fall nur die Auswahlpräferenzen der Spieler von Online Spielautomaten ermittelt worden. Das Ergebnis sei im Hinblick auf die Steuerdebatte jedoch eindeutig: Spielern in Deutschland sind die Auszahlungsquoten wichtiger als eine deutsche Lizenz und die damit verbundenen Sicherheitsaspekte. Hierzu zählen unter anderem ein Einsatzlimit von 1.000 Euro pro Monat sowie eine 1-Euro-pro-Spin-Grenze.

Gravierende Folgen für Online Poker

Die geplante Gleichstellung von Online Poker und Online Spielautomaten sorgt unter Experten und Spielern ebenfalls für Bedenken. Gerade für Online Poker könnte die Einsatzsteuer gravierende Folgen haben, denn dort sind die Gewinnchancen für Spieler viel geringer als am Automaten. Bei einem Pokerspiel handelt es sich schließlich um einen abgeschlossenen Geldkreislauf, die 5,3 Prozent-Steuer würde daher wie eine zusätzliche Rake wirken.

Laut Gesetzentwurf gilt beim Online Poker das ursprünglich an den Tisch mitgebrachte Geld als Spieleinsatz. Ein Spieler, der mit 200 Euro an den Tisch kommt, hat effektiv also nur 194,7 Euro. Hierdurch würde sich das Bankroll bei einem Fast Forward-Spiel innerhalb kürzester Zeit in Luft auflösen. Eine Teilnahme wäre für Spieler unter dieser Belastung wohl eher unattraktiv.

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