Neue Kooperation für eSport im Fernsehen

Der brandneue TV-Spartensender eSPORTS1 hat sich eine Kooperation mit dem Spielehersteller Blizzard Entertainment gesichert. Ein weiterer Beweis für die Dynamik des Sektors eSport, auf dem die Entwicklung jetzt auch in Deutschland rapide voranschreitet.

Ein Gruppenbild der Charaktere des Computerspiels Overwatch.

Neu im Fernsehen: eSPORTS1 zeigt Overwatch-Matches. (©Bildquelle)

Live aus der Liga

Die frisch vereinbarte Zusammenarbeit zwischen beiden Partnern erstreckt sich nach Angaben des seit Ende Januar operierenden Pay-TV-Senders zunächst auf zwei Jahre. eSPORTS1 sicherte sich für den deutschsprachigen Raum unter anderem die Senderechte für die Live- und Highlight-Berichterstattung über die Overwatch League.

“Ein Bestandteil des neuen Kanals zu sein, passt perfekt zu unserem Ziel, die Reichweite zu erhöhen und die Overwatch League und Hearthstone eSports für deutsche Fans zugänglicher zu machen.“Jaime Pollack, Vizepräsident Geschäftsentwicklung und Medienrechte Activision Blizzard Esports Leagues

In dieser eSports-Liga treten Teams aus Asien, Europa und Nordamerika gegeneinander an, um sich im Shooter Game Overwatch miteinander zu messen, wobei ihnen Preise im Gesamtwert von fünf Millionen US-Dollar winken. Die zweite Saison der Liga beginnt am 14. Februar.

eSPORTS1 gehört zum Sender SPORT1 und ist unter anderem über Plattformen von Telekommunikationsfirmen wie Vodafone und Telekom empfangbar. Seit dem 24. Januar bietet der Kanal in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Vollprogramm mit Berichten und Übertragungen von Wettbewerben in League of Legends, Dota 2, Counter-Strike oder FIFA 19. Blizzard Entertainment hat neben Overwatch Titel wie World of Warcraft und Hearthstone entwickelt.

“Blizzard Entertainment ist mit seiner starken globalen Positionierung als einer der angesehensten Entwickler und Vertreiber von Unterhaltungssoftware ein optimaler Partner für unseren neuen Sender eSPORTS1.“Daniel von Busse, Mitglied der Geschäftsleitung der Sport1 GmbH

eSport und Glücksspiel

Das Bündnis zwischen TV-Sender und Softwareschmiede markiert eine weitere Etappe des Vordringens von eSport in Deutschland. Online Anbieter wie SpinPalace und 888sport haben Overwatch in ihrem Sportwetten Programm. Auch Online Casinos wie Betsson, pixel.bet, 22BET und Mr. Green bieten Wetten auf den Ausgang von Matches am Computer bereits an. Ein weiterer Zweig des eSports, virtuelle Sportarten, beginnen manchen klassischen Disziplinen mit Simulationen von Wettkämpfen schon den Rang abzulaufen.

Eine relativ neue Erscheinung sind so genannte Lootboxes für Computerspiele, über deren Glücksspielaspekte noch Uneinigkeit herrscht. Dabei handelt es sich um zusätzliche Ausrüstungsgegenstände und Features, die Spieler blind ordern. Sie bezahlen dafür, ohne zu wissen, was ihre Lieferung enthalten wird. Der belgische Gesetzgeber hält das für Glücksspiel, der britische nicht, andere sind sich nicht sicher. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) bekennt freimütig:

“Sind Lootboxen Glücksspiel? Gute Frage, und keine, die wir einfach und abschließend beantworten können.“

Auf Schalke und im Bundestag: eSport auf dem Vormarsch

Der FC Schalke 04 legte sich schon 2016 eine eigene eSport-Abteilung zu, die sich nicht auf die Fußballsimulation FIFA beschränkt, sondern auch das Strategiespiel League of Legends umfasst. Seit dem Sommer vergangenen Jahres nehmen die Knappen auch an der virtuellen Liga eFootball.Pro teil.

Die immer größere Beliebtheit von eSport beschäftigt auch die Politik. Dem Sportausschuss des Deutschen Bundestags liegt ein Antrag der Grünen-Fraktion vor. Darin heißt es:

“Bundesweit gibt es mittlerweile über 100 Vereine mit eSport-Angebot, auch im Universitätssport spielt eSport eine immer größere Rolle. Rund um das gemeinschaftliche Spielen von Videospielen am Computer, der Konsole oder anderen Geräten entwickelt sich so auch ein Vereinsleben mit gesellschaftlicher Funktion, das als förderungswürdig angesehen werden kann.“Katrin Göring-Eckart, Dr. Anton Hofreiter, Bundestagsfraktion BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN

Auch einen eSport-Bund Deutschland gibt es schon, er existiert seit 2017. In einer Stellungnahme für den Bundestagsausschuss erklärt er:

“Insgesamt kennen 16,5 Millionen Deutsche die Bedeutung von eSport. Mehr als 3 Millionen Menschen in Deutschland schauen mindestens einmal im Monat eSport-Matches oder sind selbst im eSport in einer AmateurLiga aktiv. 75% dieser Menschen sind dabei unter 35. Und 23% der Gamer/innen in Deutschland können sich vorstellen, im eSport auch vereinsmäßig aktiv zu sein, insbesondere in der jüngeren Zielgruppe sind es sogar ein Drittel aller befragten Gamer/innen.”

Träume von olympischem Lorbeer

Selbstverständlich hat sich die Wissenschaft des Themas bereits angenommen. Der Studie „Wie gesund zockt Deutschland?“ der Deutschen Sporthochschule Köln lässt sich entnehmen, dass die Mehrheit der Computerspieler jung, schulisch gut gebildet und sportlich aktiv ist. Aber auch, dass sie das viele Sitzen am Computer noch besser mit körperlicher Aktivität ausgleichen könnten. Sogar Sportverletzungen sind von eSport-Profis bereits bekannt. Sie betreffen zumeist die Handgelenke.

Wo der Parallelen zum „echten“ Sport so viele sind, konnte es nicht ausbleiben, dass es inzwischen Forderungen gibt, eSport ins Olympische Programm aufzunehmen. Demonstrationsmatches während der Olympischen Spiele 2024 in Paris sind immerhin schon geplant; bei den Asienspielen 2018 war eSport Demonstrationssportart und soll 2022 ihrem offiziellen Programm angehören. Zu dieser Entwicklung passt ganz gut, dass die Grünen sich in ihrem Bundestagsantrag auch schon Gedanken über die Bekämpfung von Doping beim eSport machten.

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