NBO kritisiert Glücksspielmonopol

Der norwegische Industrieverband für Online Glücksspiele, NBO (Norsk Bransjeforening for Onlinespill), hat das Ende des staatlichen Glücksspielmonopols gefordert. Das derzeitige System führt laut einer aktuellen Studie zu einer Zunahme der Spielsucht. Dennoch hat die Regierung jüngst ein Werbeverbot für ausländische Online Glücksspielbetreiber ausgesprochen. Wie sehen die Regularien im Detail aus?

Die Skyline der norwegischen Hauptstadt Oslo.

Oslo hat ein Gesetz erlassen, das ausländische Glücksspielwerbung im Internet unterbindet. ©ChristofferEngström/Unsplash

Besorgniserregende Entwicklung

Norwegens NBO hat die nationalen Behörden zur Beendigung des derzeitigen Glücksspielmonopols aufgefordert. Grundlage ist eine neue Studie, die belegt, dass die Glücksspielsucht in der Bevölkerung zugenommen hat. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung von der Aufsichtsbehörde Lotteri-og Stiftelsestilsynet (Lotteritilsynet). Durchgeführt wurde sie von der Universität Bergen, die insgesamt 9.000 Personen im Alter zwischen 16 und 74 Jahren befragte.

Ausgehend von einem Durchschnittswert kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass in Norwegen zurzeit 55.000 Menschen unter problematischen Spielweisen leiden. Dies ist ein enormer Anstieg, denn 2015 wurden in einer ähnlichen Umfrage 34.000 Personen ermittelt. Wie die Forscher weiter erklärten, zeige die Studie auch, dass zusätzlich 122.000 Menschen gefährdet sind, zukünftig Glücksspielprobleme zu entwickeln.

NBO-Generalsekretär Carl Fredrik Stenstrøm kommentierte die negative Entwicklung, man sei „zutiefst besorgt“ über das Ergebnis. Die einzige und effektivste Methode zur Senkung der Risiken sei demnach die Beendigung des derzeitig in Norwegen bestehenden Glücksspielmonopols. Im Rahmen einer Pressemitteilung richtete Stenstrøm deutliche Worte an die norwegische Regierung:

“Wir sehen seit langem, dass das Wachstum des Glücksspielmarktes im Internet stattfindet. Wir warnten davor, dass das Modell der Exklusivrechte veraltet ist. Spieler und Glücksspielprodukte folgen keinen nationalen Grenzen. Die Realität ist, dass etwa die Hälfte der Onlinespieler bei internationalen Anbietern spielt. Die Behörden brauchen Instrumente, um den gesamten Markt zu regulieren und unseriöse Betreiber auszusondern.”

Attraktive legale Angebote schaffen

Der zurzeit einzige Glücksspielanbieter Norwegens ist der staatliche Betreiber Norsk Tipping. Laut Stenstrøm könnte eine Gesetzesänderung dazu beitragen, die Kundenaktivitäten besser zu kanalisieren. Wenn mehr Anbietern einen regulierten Marktzugang erhalten würden, ließe sich der „Strom der Verbraucher“ auf illegale Webseiten reduzieren. Als Vergleichswert zog der NBO-Generalsekretär das frischregulierte Nachbarland Schweden heran.

Schweden eröffnete seinen neuregulierten Online Glücksspielmarkt im Januar letzten Jahres. Alle Lizenznehmer müssen strenge Vorschriften in Bezug auf verantwortungsbewusstes Glücksspiel einhalten. Dazu gehören zum Beispiel Einsatzlimits, die Integration eines Selbstausschlusssystems und die Einhaltung des Jugendschutzes. Laut Stenstrøm ließen sich ähnlich verantwortungsvolle Glücksspielvorschriften auch in Norwegen einführen. Es hieß:

“Bisher haben sich über 50.000 Schweden selbst vom Glücksspiel ausgeschlossen, das System wird von der schwedischen Regierung gelobt. Wir fordern ähnlich wirksame Maßnahmen von den norwegischen Behörden.”

Die norwegische Glücksspielaufsichtsbehörde erklärte jüngst, dass derzeitige „Modell der Exklusivrechte“ zumindest diskutieren zu wollen. Stenstrøm fordert an dieser Stelle weitere wissenschaftliche Untersuchungen, die das jetzige Modell als unzeitgemäß entlarven. „Mehr Wissen ist notwendig, und das ist etwas, was wir unterstützen“, so das nachdrückliche Kredo.

Immer strengere Werbemaßnahmen

Schon seit längerem kämpft Norwegen mit harten Bandagen gegen das weltweit boomende Online Glücksspiel. Dies drückt sich vor allem in immer strengeren Werbevorschriften aus. Trotz der Forderungen des NBO hat Oslo jüngst seine Werberichtlinien weiter verschärft. Eine Gesetzesänderung soll verhindern, dass Offshore-Glücksspielanbieter ihre Dienstleistungen über das Internet bei norwegischen Verbrauchern bewerben können.

Konkret erweitert die Änderung die Befugnisse der norwegischen Medienbehörde (Medietilsynet). Dieser ist es künftig erlaubt, nationale Internetdienstanbieter und Medienunternehmen dazu anzuweisen, den Zugang zu nicht-lizenzierten Glücksspielprodukten zu unterbinden. Glücksspielwerbung im Internet darf also nur noch über den Staatsanbieter Norsk Tipping geschaltet werden. Der Minister für Kultur und Gleichberechtigung der Geschlechter, Abid Q. Raja, erklärte:

“Diese Änderung wird den Umfang der Glücksspielwerbung verringern, dies kann wiederum dazu beitragen, die Zahl der problematischen Spieler zu reduzieren. Bisher haben wir nicht über die notwendigen Instrumente verfügt, um das Werbeverbot durchzusetzen. Aber mit dieser Bestimmung ist die Medienbehörde befugt, Internetplattformen eine Pflicht aufzuerlegen, um Werbung für illegale Glücksspiele zu verhindern.”

Änderung des Rundfunkgesetzes

Die Verabschiedung erfolgt auf Basis einer Änderung des norwegischen Rundfunkgesetzes, welche bereits im letzten März vorgenommen wurde. Die Regierung legte ein Dekret vor, mit dem ein gesetzliches Schlupfloch geschlossen wurde, welches es ausländischen Anbietern bisher erlaubte, in dem Land zu werben. Von der NBO wurde das Werbeverbot scharf kritisiert.

Besonders da sich die Liberalisierung der Märkte in anderen Ländern Europas als Erfolgsmodell erweist, habe man die Maßnahme „mit Bestürzung“ aufgenommen. Die derzeitigen Entwicklungen seien „enttäuschend, aber nicht überraschend“. Stenstrøm betonte, dass Norwegen auf die Entwicklung eines neuen Regulierungsmodells zur Legalisierung privater Betreiber hinarbeiten müsse, anstatt zu versuchen, gegen die Aktivitäten vorzugehen.

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