Modellprojekt: Merkur Spielbank geöffnet

Der deutsche Glücksspielmarktführer und Merkur-Eigentümer Gauselmann hat offenbar den Weg zurück in die Normalität eingeschlagen: Seit Freitag (21.05) ist die Merkur Spielbank Magdeburg als erste Spielbank Deutschlands wiedergeöffnet. Hierbei handelt es sich um ein Modellprojekt. Um die Genehmigung zu erhalten, musste Gauselmann das Hygiene- und Infektionsschutzkonzept des Etablissements erneut überarbeitet. Wie sehen die Vorgaben im Detail aus?

Spielautomaten in einer herkömmlichen Spielhalle.

Merkur-Inhaber Paul Gauselmann (86) hatte den Bund für die Lockdown-Politik kritisiert. ©Mayya666/Pixabay

Zur Freude für regionale Glücksspieler

Erst vor zwei Wochen machte der Merkur-Inhaber Gauselmann mit einer eigenen Impfkampagne zur Eindämmung des Coronavirus von sich reden. Jetzt ist das in Espelkamp, NRW, sitzende Unternehmen Teil eines Modellprojekts zur Wiedereröffnung der Spielbanken. Als erstes Etablissement Deutschlands durfte die Merkur Spielbank Magdeburg (Sachsen-Anhalt) am vergangenen Freitag die Pforten öffnen. Für regionale Glücksspielkunden ein Grund zur Freude.

Die Laufzeit des Projekts beträgt vorerst vier Wochen. Bevor das Wirtschaftsministerium die Wiedereröffnung genehmigte, hatte das Gesundheitsamt eine umfassende Überprüfung der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen bei Gauselmann durchgeführt. Nach fast sieben Monaten im Lockdown dürfen nun wieder Gäste empfangen werden. Man könne es kaum erwarten, so das Kredo von Knuth Achilles, Direktor der Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt Magdeburg wird von Achilles als besonders positiv beschrieben. Das Modellprojekt sei schnell und unkompliziert umgesetzt worden. Man sei dankbar für die gute Zusammenarbeit, welche zu einer kurzfristigen Wiedereröffnung beigetragen habe. In der kreisfreien Stadt Magdeburg können zurzeit auch weitere ähnliche Modellprojekte beantragt werden. Hierfür gelten allerdings einige Voraussetzungen in Bezug auf die Entwicklung der Pandemie.

Grundlage für die Durchführung neuer Modellprojekte ist laut Gauselmann eine 7-Tage-Inzidenz unter 100 je 100.000 Einwohner. Darüber hinaus wird von der Merkur Spielbank eine lückenlose Testung aller Gäste erwartet, ebenso muss eine digitale Kontaktnachverfolgung ermöglicht werden. Eine qualifizierte Auswertung aller Daten wird ebenfalls verlangt. Trotz der hohen Anforderungen bieten die Modellprojekte die Möglichkeit, neue Daten zu gewinnen und Wiedereröffnungen unter entsprechenden Schutzmaßnahmen auszuprobieren. Es gehe um ein verantwortungsvolles Leben mit dem Virus, so das Unternehmen.

Überarbeitung der Sicherheitskonzepte

Um die Genehmigung für den Standort Magdeburg zu erhalten, musste Gauselmann seine bereits bestehenden Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen abermals überarbeiten und optimieren. Der Schutz der Gäste und Mitarbeiter habe, so Gauselmann, nach wie vor die oberste Priorität. Das nunmehr erweiterte Sicherheitskonzept soll dazu beitragen, diesen Schutz zu gewährleisten. Die Gäste müssten sich sicher fühlen, dasselbe gelte für das Personal.

Laut Achilles habe das Gesundheitsamt das Sicherheitskonzept bei Gauselmann bewilligt – nur so konnte die Stadt Magdeburg den Antrag für die Wiedereröffnung beim Wirtschaftsministerium stellen. Eine Gefahr stellen allerdings immer noch potenziell steigende Inzidenzwerte da: Sollte der Wert an fünf aufeinanderfolgenden Tagen den Wert von 100 je 100.000 Einwohner übersteigen, greife die Bundesnotbremse und das Projekt würde vorzeitig beendet.

Dass ausgerechnet eine der drei Merkur Spielbanken in Sachsen-Anhalt für das Modellprojekt ausgewählt wurde, verwundert kaum, denn diese gehören zu den renommiertesten des Landes. Seit Februar 2020 sind die Merkur Spielbanken Leuna-Günthersdorf, Magdeburg und Halle Träger des begehrten ECA-Zertifikats der European Casino Association. Vergeben wird das Zertifikat für herausragende Verdienste im Bereich des Verbraucherschutzes. Ein Team aus spezialisierten Auditoren hatte die Spielbanken einer dreitägigen Prüfung in acht Kriterien unterzogen. Darunter die Felder Kooperation mit Aufsichtsbehörden und die Schulung und Betreuung des Personals.

Auch bei kommunalen Politikern stehen die Spielbanken hoch im Kurs. In Bezug auf die 2019 erfolgte Neueröffnung in Halle hatte Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand das Konzept von Merkur Spielbank als passend begrüßt. Innerhalb der Bevölkerung herrsche eine große Nachfrage, die Spielbank sei ein Tourismusfaktor, der sich sehen lassen könne und zur positiven Entwicklung der Stadt beitrage.

Massive Umsatzverluste durch Krise

Der deutsche Automatenkönig Paul Gauselmann (86) kam bisher zwar ohne Kündigungen durch die Coronakrise, steht inzwischen aber stark unter Druck: Fast 700 Spielhallen in ganz Europa sind dicht, beinahe alle 14.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Erstmals in seiner 63-jährigen Geschichte meldete das familiengeführte Unternehmen im vergangenen Februar rote Zahlen. Der Umsatz im Jahr 2020 ist gegenüber dem Vorjahr um satte 30 Prozent rückläufig.

Diesbezüglich ließ der Glücksspielriese kein gutes Haar an der deutschen Coronapolitik: Die vom Staat zugesagten 75-Prozent-Hilfen für November und Dezember seien stark eingeschränkt gewesen. Um angemessene Hilfe zu bekommen, müsse man gegen einen Apparat aus Bürokratie ankämpfen. Gauselmann kritisierte auch die Lockdowns – die Schließungen seien völlig undifferenziert und unverhältnismäßig.

Es sei unverantwortlich, so Gauselmann, dass keine Rücksicht auf die Besonderheiten von Spielhallen genommen werde. In den Einrichtungen stehe genügend Raum zur Verfügung. Die Einhaltung eines Mindestabstands von zwei Metern sei gewährleistet. Zudem würden Maskenpflicht und Hygienevorschriften eingehalten. Die Politik würde dennoch pauschale Entscheidungen treffen. Mit dem neuen Modellprojekt in Magdeburg kann Gauselmann nun empirische Beweise für seine Thesen liefern.

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