Melco im Clinch mit ILGA

Der Glücksspielkonzern Melco (Hongkong) befindet sich zurzeit in gerichtlichen Auseinandersetzungen mit der australischen Glücksspielbehörde ILGA (Independent Liquor and Gaming Authority). Die Behörde verlangt die Herausgabe von Finanzdokumenten, welche in Verbindung mit einem Kauf von Crown Resorts-Aktien stehen. Melco-CEO Lawrence Ho wird verdächtigt mit chinesischen Verbrechersyndikaten zu kooperieren. Hier ein Überblick.

Ein Blick auf die Millionenmetropole Honkong.

Der Marktriese Melco, gegründet 1910, gehört zu den 100 ältesten Unternehmen Hongkongs. ©SimonZhu/Unsplash

Behörde legt Berufung ein

Die Ermittlungen gegen Melco aufgrund dubioser Aktiengeschäfte mit Australiens Casinomarktführer Crown Resorts laufen bereits seit Monaten. Zur Beweissicherung hatte die nationale Glücksspielbehörde ILGA auf die Herausgabe bestimmter Dokumente geklagt. Anfang der Woche konnte Melco jedoch einen Sieg erringen, das höchste Gericht des Bundestaates New South Wales entschied, dass der Glücksspielkonzern um seinen Geschäftsführer Lawrence Ho die Schriftstücke nicht aushändigen muss.

Melco hatte die geforderten Dokumente schon im Vorfeld „aus rechtlichen Gründen privilegiert“. Die Aufsichtsbehörde ist nun in Berufung treten. Ein Sprecher kündigte an, unmittelbar Einspruch zu erheben, da sonst die Gefahr bestünde, dass die geführten Untersuchungen gegen Melco beeinträchtigt werden. Weitere Angaben über zukünftige Entwicklungen stehen noch aus. Gegenüber den nationalen Medien erklärte die Behörde:

“Da der Fall erneut vor Gericht gehen wird, wäre jeder weitere Kommentar zu diesem Zeitpunkt unangemessen.”

Dubiose Geschäftsbeziehungen?

Bei den geforderten Finanzpapieren handelt es sich um insgesamt neun vertrauliche Dokumente, die sich um einen geplanten Aktienkauf über 20 Prozent an dem australischen Casinobetreiber Crown Resorts drehen. Aufgrund der staatlichen Ermittlungen hat Melco die Transaktion inzwischen abgebrochen. Infolge der Vorkommnisse ist Crowns dritte Resorts-Lizenz in Gefahr.

Da Melcos Geschäftsführer Lawrence Ho, genau wie sein Vater, der Ex-Melco-CEO Stanley Ho, seit längerem im Verdacht steht, mit chinesischen Verbrechersyndikaten zu kooperieren, sind die Verbindungen zwischen Melco und Crown Resorts immer mehr ins Visier australischer Behörden geraten. Unter anderem betreiben beide Unternehmen gemeinsam das Studio City Casino in Macau. Dort hat das Coronavirus zurzeit alle Casinos lahmgelegt.

Die Geschäftsbeziehungen zwischen den Konzernen stellen die beteiligten Behörden vor eine Reihe ungeklärter Fragen. Klar ist jedoch, dass die 2014 erlassenen Lizenzbestimmungen von NSW eindeutig vorschreiben, dass Crown keinerlei Beziehungen mit Personen oder Unternehmen eingehen darf, die mit dem Ex-Melco-CEO Stanley Ho in Verbindung stehen.

Aktiendeal trotz Verbot

Trotz der Auflagen hatte Crown-Inhaber James Packer im März 2019 versucht, Aktiengeschäfte mit Stanley Hos Sohn, Lawrence Ho, abzuwickeln. In Aussicht gestellt wurde ein Aktienanteil von 20 Prozent an Crown, zu einem Kaufpreis von umgerechnet 1,04 Mrd. Euro. Eine erste Transaktion über 535 Mio. Euro soll laut ILGA bereits im Juni erfolgt sein. Der Restbetrag sollte bis Ende September überwiesen werden. Justin Field, ein NSW-Parlamentsmitglied, erklärte:

“Dass ein Unternehmen, das mit Individuen in Verbindung steht, die mit Geldwäsche und Kriminalität in Verbindung stehen, geeignet sein kann, ein Casino zu führen, das vorwiegend auf High Roller abzielt, ist nur schwer zu akzeptieren.”

Die Ansage ist als klare juristische Drohung an Crown zu verstehen. Im Rahmen einer umfassenden Ermittlung wird derzeitig überprüft, ob es sich bei Crown „tatsächlich um einen geeigneten Lizenznehmer“ handelt. Sofern das Urteil der Behörde negativ ausfällt, müsste Crown zukünftig „einige Überzeugungsarbeit“ leisten, um wieder als „geeignet“ eingestuft zu werden.

Als sei dies nicht genug sorgte Anfang August ein investigativer Bericht der Zeitungen The Sydney Morning Herald, The Age und 60 Minutes für Skandal um Crown Resorts. Im Zentrum stehen hierbei die Junket Operators-Geschäfte des Konzerns. Auch in diesem Fall stellt sich die Frage, ob mit chinesischen Verbrechersyndikaten zusammengearbeitet wird.

Melco unter Beobachtung

Melco blinkt zurzeit nicht nur auf dem Radar der ILGA, sondern befindet sich auch im Visier der Glücksspielbehörde Zyperns. Wie bei Crown stehen hier die sogenannten Junket Operator-Geschäfte im Fokus, wobei es sich um Organisatoren von VIP-Paketen handelt. Bestimmte Mittelsmänner werden von Casinoketten dafür eingesetzt, Glücksspielreisen für schwerreiche VIP-Kunden zu organisieren.

Die Junket Operators selbst verdienen dabei auf Provisionsbasis an den Ausgaben ihrer Schützlinge. Geboten werden in der Regel kostenlose Flüge und Übernachtungen in Luxushotels. Zudem erhalten die finanzstarken Spieler Zugang zu den VIP-Lounges, wo bekanntlich um hohe Summen gespielt wird. Das Geschäftsmodell gilt als umstritten.

Die Kontrolleure der Cyprus Gaming and Casino Supervision Authority nehmen Melcos diesbezügliche Aktivitäten daher seit Ende November 2019 genauer unter die Lupe. Die Untersuchung bezieht sich hierbei auf das City of Dreams Mediterranean-Casino, wobei es sich um das erste Casino Resort in der Geschichte Zyperns handelt.

Das Etablissement soll Ende 2021 eröffnen. Zu 75 Prozent gehört das Casino Melco. Die restlichen 25 Prozent gehören der lokalen Firma Cyprus Phassouri Ltd (CPZ). Bis dato flossen umgerechnet über 450 Mio. Euro in das Projekt. Ob die Behörde grünes Licht für die Inbetriebnahme erteilen wird, hängt nun von den Ergebnissen der Untersuchung ab. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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