Macau-Konkurrenz: Kambodscha plant Megacasino

Um dem asiatischen Glücksspielparadies Macau Konkurrenz zu machen, plant der Unterhaltungsriese NagaCorp ein 3,5 Mrd. US-Dollar teures Casino Resort in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh zu errichten. Hier werden vor allem Kunden aus China erwartet, wo Glücksspiele, mit Ausnahme der staatlichen Lotterien, verboten sind. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.

Die Spieltische eines 5-Sterne NagaWorld-Casinos in Phnom Penh.

Ein Einblick in ein 5-Sterne NagaWorld-Casino in Phnom Penh, wo vor allem chinesische Kunden spielen. (©flickr)

Ergänzung der NagaWorld-Resorts 1 und 2

Wenn es um die Stadt mit den höchsten Glücksspielumsätzen der Welt geht, hat die chinesische Stadt Macau das US-Glücksspieldelta Las Vegas längst überholt. Jetzt könnte das redensartliche „Las Vegas Asiens“ allerdings harte Konkurrenz aus unmittelbarer Nachbarschaft bekommen: Der Unterhaltungskonzern NagaCorp will ein 3,5 Mrd. US-Dollar schweres Megacasino in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas errichten. Das Luxusressort soll unmittelbar an den Ufern des Mekong errichtet werden, wo es den bis dato größten kambodschanischen Casinohotelkomplex (NagaWorld-Resort 1 und 2) um etliche Gastronomiebetriebe, Freizeitangebote sowie einen Theatersaal mit 2.000 Plätzen erweitern wird.

Allein das Bauland des neuen Etablissements umfasst eine Fläche von 17.000 Quadratmetern. Das Projekt trägt den Titel Naga 3. Geplant sind insgesamt fünf neue Hochhäuser mit bis zu 66 Etagen, die mit knapp 5.000 Zimmern aufwarten. Die Casinofläche soll den Kunden 2.500 Spielautomaten und 800 (!) Spieltische bieten, außerdem werden eine Sportwett-Lounge und ein Pokerraum etabliert. Dazu kommen mehrere Edelrestaurants sowie verschiedene Entertainment- und Einkaufsmöglichkeiten.

Die Betreiber sprechen daher schon jetzt von einem „Hightech-Vergnügungspark“ auf insgesamt 28.000 Quadratmetern, der Schätzungen zufolge etwa 1,65 Millionen Besucher pro Jahr anziehen soll. Mit Blick auf die großspurigen Pläne äußerte sich aktuell das Management von NagaCorp. Im Wortlaut hieß es:

“Nach seiner Fertigstellung wird das Naga 3 das größte integrierte Resort des Landes sein. Es wird die bereits bestehenden Einrichtungen von Naga 1 und Naga 2 mit einem hohen Qualitätsstandard ergänzen, um mit den integrierten Resorts in Macau zu konkurrieren.”

Wie die Unternehmensführung darüber hinaus mitteilte, soll bereits im September mit den Bauarbeiten begonnen werden. Um das Projekt Naga 3 vollständig umzusetzen, ist eine Bauzeit von etwa fünf Jahren angesetzt worden. Der Betrieb der NagaWorld-Casinos 1 und 2 soll dabei von den Bauarbeiten unberührt bleiben. Innerhalb der besagten Zeitspanne kann in den Etablissements somit auch weiterhin rund um die Uhr an hunderten Spieltischen und tausenden Automaten gespielt werden.

Wachstum durch chinesische Spieler

Auf Grund des in China geltenden Glücksspielverbots – mit Ausnahme der staatlichen Lotterien – wird in Phnom Penh künftig ein massiver Ansturm chinesischer Spieler erwartet. Die chinesischen Kunden weichen durch die Beschränkungen immer öfter auf Nachbarländer oder die chinesische Sonderverwaltungszone Macau aus. Hier machen die Casinoumsätze inzwischen ganze 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Umsätze in Macau sind inzwischen sechsmal so hoch wie die des einstigen Marktführers Las Vegas.

Durch den Bau des Naga 3 erhofft sich NagaCorp folglich eine Abschöpfung der chinesischen Kunden in Macau. Eine wichtige Rolle spielt dabei der internationale Flughafen der kambodschanischen Hauptstadt – die Flugzeit in die Millionenmetropolen Südchinas beträgt von dort lediglich zwei Stunden. Darüber hinaus wird zusätzlich ein Ansturm aus dem Nachbarland Vietnam erwartet.

Zum Verständnis: Schon seit Jahren ist China ohnehin der wichtigste Handelspartner Kambodschas. Das Land beteiligt sich unter anderem am Bau neuer Infrastrukturen. Zwischen 2013 und 2017 investierte China in diesem Zusammenhang insgesamt 5,3 Mrd. US-Dollar in die Modernisierung Kambodschas. Das chinesische Engagement kommt nicht von ungefähr, denn durch seinen direkten Seezugang zum Golf von Thailand spielt Kambodscha auch in Bezug auf die fernöstliche Militärpolitik Chinas eine bedeutsame Rolle. Laut deutschen Medienberichten haben die beiden Staaten erst kürzlich einen Geheimvertrag unterzeichnet, die es China erlaubt, einen kambodschanischen Marinestützpunkt zu nutzen.

Wichtigster Wirtschaftsfaktor: Tourismus

Wie bereits angedeutet spielt der Tourismussektor für Kambodschas Wirtschaft eine tragende Rolle. Dieser generiert in dem über 16 Millionen Einwohner zählenden Land inzwischen über 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Einen tragenden Eckpfeiler des Tourismussektors bildet wiederum die Glücksspielbranche. Der Markt wurde innerhalb der letzten Jahre immer weiter ausgebaut und diversifiziert. Auch in Zukunft soll der Industriezweig eine bedeutende Wirtschaftsstütze des Königreichs Kambodscha einnehmen.

Laut Angaben des kambodschanischen Tourismusministeriums reisten im Jahr 2018 etwa 6,2 Millionen Touristen nach Kambodscha. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Wachstumsschub von über 11 Prozent. 70 Prozent der Einreisenden waren wie zu vermuten Chinesen.

Weitere wichtige Sektoren bilden die Landwirtschaft, das Baugewerbe sowie die Bekleidungsindustrie. Die Voraussetzung für weitere Wachstumsschübe sind jedoch weitere nachhaltige Investitionen aus dem Ausland, zum Beispiel durch China. Das Land beteiligt sich maßgeblich am Aufbau und investiert besonders in den Luxustourismus, unter anderem in diverse Themenparks. In diesem Sinne flossen allein 2018 über 1,2 Mrd. US-Dollar nach Kambodscha. Ob es dem Land, insbesondere seiner Hauptstadt, jedoch tatsächlich gelingen wird, Macau als Glücksspielmetropole der Region abzulösen, bleibt vorerst abzuwarten.

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