Ligen fordern Wettreform in Kanada

Mehrere nordamerikanische Sportligen setzen sich für eine Wettreform in Kanada ein. Gemeinsam mit der CGA (Canadian Gaming Association) wird die Einführung von Sportwetten auf Einzelergebnisse gefordert. Das derzeitige Gesetz sieht lediglich Wetten auf mindestens drei Spiele oder mehr vor. Argumentiert wird mit zusätzlichen Einnahmen für Staat und Sport, die den Weg aus der Corona-Krise erleichtern könnten.

Ein volles Stadion während eines NBA-Spiels in Los Angeles.

Einer der einflussreichsten Befürworter der Reform ist NBA-Kommissar Adam Silver. ©TimHart/Unsplash

Eindämmung illegaler Wetten

In einer gemeinsamen Erklärung hat sich eine Koalition der größten nordamerikanischen Spitzensportligen für die Einführung von Einzelwetten in Kanada ausgesprochen. Das Dokument wurde von der kanadischen CGA veröffentlicht. An der Aktion beteiligt sind die NHL (National Hockey League), MLS (Major League Soccer), MLB (Major League Baseball), CFL (Canadian Football League) und NBA (National Basketball Association).

Die Einführung der Wetten könnte demnach für einen enormen wirtschaftlichen Schub sorgen. Zugleich würden den Fans noch mehr Möglichkeiten geboten, sich intensiver mit ihren favorisierten Sportarten zu befassen. Da ein komplett legaler und regulierter Sportwettmarkt in Kanada sowohl dem Sport als auch den Fans zugutekommen würde, drängen die Ligen auf ein sofortiges Handeln der Regierung, um die Pläne zu verwirklichen.

Die kanadische Glücksspielbehörde CGA erklärte in dem Zusammenhang, dass Sportwetten auf Einzelergebnisse in Kanada bereits illegal stattfinden. Die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens würde die Verbraucher von illegalen Märkten auf einen legalen und sicheren Marktplatz verlagern. Die Regulierung von Einzelwetten könnte zudem einen starken Verbraucherschutz und den Schutz der Integrität des Sports ermöglichen.

Einzelwetten gegen die Corona-Krise

Das Dokument wurde von einflussreichen Sportkommissaren unterzeichnet. Zu den wichtigsten Vertretern, die sich für Einzelwetten einsetzen, zählen Gary Bettman von der NHL, Don Garber von der MLS, Rob Manfred von der MLB, Adam Silver von der NBA und Randy Ambrosie von der CFL. Die Funktionäre sind der Meinung, dass eine Reform den Weg aus der Corona-Krise beschleunigen könnte.

Auch laut CGA könnten Wetten auf Einzelergebnisse zusätzliche Einnahmen für den Staat und den Sport generieren und Kanada die Erholungsphase erleichtern. Die These wird auch von dem konservativen Parlamentsabgeordneten Kevin Waugh unterstützt. Dieser erklärte, dass jährlich schätzungsweise 14 Mrd. Dollar illegal gewettet werden. Eine Legalisierung würde nicht nur das Problem aus der Welt schaffen, sondern auch einen lukrativen Markt eröffnen.

Überarbeitung des Strafgesetzes

Gemäß Paragraph 207(4)(b) erlaubt das Strafgesetzbuch derzeitig nur Wetten auf mindestens drei Spiele oder mehr. Dies bedeutet, dass Wetten auf einzelne Spiele oder Ereignisse bis dato illegal sind. Kevin Waugh drängt nun darauf, dies mit dem sogenannten Dekret C-218 zu ändern, einem Gesetz über sichere und regulierte Sportwetten, welches im Februar in die erste Lesung des Unterhauses ging.

Der Gesetzentwurf zielt darauf ab, den benannten Paragraphen aufzuheben, um Einzelwetten zu ermöglichen. Der Ansatz ist bereits der dritte Versuch, die kanadischen Sportwettgesetze zu ändern. Diesmal könnte die Reform jedoch tatsächlich erfolgreich verlaufen, denn Waughs Gesetzentwurf wird von Brian Masse (New Democratic Party) unterstützt. Masse war derjenige, der die beiden vorherigen Versuche eingeläutet hat.

Weitere Änderungen auf Provinzebene

Die Einführung von Einzelwetten wäre nicht die einzige Änderung der kanadischen Glücksspielgesetze. Die Provinz Ontario plant derweil eine Liberalisierung des Online Glücksspielmarktes. Laut Aussagen des Branchenmagazins iGamingBusiness steht die Marktöffnung bereits zum 01. Juli an. Hierbei handelt es sich allerdings bis dato nur um Gerüchte aus Politik- und Industriekreisen. Klar ist, dass sich die Umstrukturierung 2020 weiter fortgesetzt hat.

Die Pläne zur Marktöffnung existieren bereits seit April 2019 und wurden im Rahmen des Haushaltsplans veröffentlicht. Seitdem hält die iGaming-Industrie kollektiv den Atem an. Die Branche wartet, ob die progressiv-konservative Regierung ihr Versprechen tatsächlich einlöst. Ziel der Reform ist dabei die Schaffung eines wettbewerbsfähigen Marktes für Online Glücksspiele, womit den Verbrauchern mehr legale Wahlmöglichkeiten geboten werden können, als bislang möglich.

Mehr Kontrolle, weniger Bürokratie

Hintergrund der Liberalisierungspläne ist die Tatsache, dass die Einwohner Ontarios nach Schätzungen der Regierung rund 500 Mio. Dollar pro Jahr bei Graumarkt-Webseiten ausgeben. Die Summe soll nun in legale, sichere und natürlich steuerpflichtige Bahnen gelenkt werden. Um dies zu erreichen, muss jedoch ein attraktives Umfeld für die Verbraucher geschaffen werden.

Derzeit sind die Ontario Lottery and Gaming Corporation (OLG) und die Alcohol and Gaming Commission of Ontario (AGCO) für die Verwaltung und Regulierung des Online Glücksspiels in Ontario zuständig. Internationale Betreiber, die ihre Produkte in Ontario anbieten möchten, müssen sich bei der AGCO anmelden und einen kommerziellen Vertrag mit der OLG abschließen, um über die Plattform PlayOLG.com zum lizenzierten Anbieter zu werden.

Dies ist jedoch ein notorisch langsamer und teurer Prozess. Unternehmen, die ihn durchlaufen, sind laut Insidern oft frustriert, da sie nach den Investitionen immer noch gegen einen beträchtlichen nichtregulierten Markt in Ontario antreten müssen. Es bleibt vorerst abzuwarten, ob das enorme Potenzial des Landes in Zukunft tatsächlich voll ausgeschöpft wird.

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