Las Vegas: Millionen für Amok-Opfer

Drei Jahre nach dem Massaker von Las Vegas, bei dem 58 Menschen starben, hat das zuständige Bezirksgericht entschieden, dass die Opfer des Amoklaufs eine millionenschwere Entschädigung erhalten. Einen Teil davon trägt der Casinoriese MGM Resorts, der im Vorfeld mit einer Sammelklage konfrontiert wurde. Dem Konzern wurde vorgeworfen, den Täter nicht daran gehindert zu haben, Waffen und Munition im Mandalay Bay zu bunkern.

Das Mandalay Bay am Las Vegas Strip.

Aus dem 32. Stock des Mandalay Bay erschoss ein Heckenschütze im Oktober 2017 58 Menschen. ©Gamundia/Pexels

800 Mio. US-Dollar werden aufgeteilt

In einem dreijährigen Rechtsstreit wurde darüber entschieden, wer die Opfer des Mandalay Bay-Amoklaufs von 2017 entschädigen muss. Das Bezirksgericht Clark County, Nevada, hat die Summe für Überlebende und Angehörige auf eine Höhe von 800 Mio. US-Dollar (~ 680 Mio. Euro) festgelegt. Der Casino- und Hotelgigant MGM Resorts International trägt davon 49 Mio. US-Dollar, die Restsumme wird von den Versicherern des Konzerns übernommen.

Die leitende Richterin Linda Bell sprach in ihrem Plädoyer von einer fast einstimmigen Beteiligung potenzieller Antragsteller an der Einigung. MGM gehört das Mandalay Bay Resort and Casino, von wo der Amoklauf stattgefunden hatte. Der Konzern sah sich daher mit einer Sammelklage konfrontiert, über 4.000 Personen bezichtigten MGM der Nachlässigkeit, der Täter und die Räumlichkeiten sollen nicht hinreichend überprüft worden sein.

Die Vereinbarung zwischen dem Konzern und den Klägern über die Entschädigung wurde bereits 2019 erzielt, doch erst durch die aktuelle Rechtsprechung des Gerichts wird diese auch wirksam. Der Betrag von 800 Mio. US-Dollar wird nun unter den Klägern aufgeteilt. Der Konzern dankte dem Gericht für die Billigung der Vereinbarung, die genau am dritten Jahrestag der Tragödie erteilt wurde.

Am 01. Oktober 2017 feuerte der 64-Jährige Stephen Paddock aus einer Hotelsuite im 32. Stock des Mandalay Bay über zehn Minuten lang aus 23 Sturmgewehren auf rund 22.000 Besucher eines Country-Festivals. Anschließen beging er Selbstmord. Die Bilanz der Wahnsinnstat: 58 Tote und 851 Schwerverletzte, zudem wurden tausende Menschen traumatisiert. Das Massaker gilt als verheerendster Amoklauf der jüngeren US-Geschichte. Viele Fragen, zum Beispiel nach den Motiven des Täters, sind immer noch ungeklärt.

MGM reagierte zuerst mit Gegenklage

Das Unternehmen MGM, welches im Januar erklärte, das Mandalay Bay an Blackstone zu verkaufen, sorgte im Juli 2018 mit einer Gegenklage gegen die Opfer des Amoklaufs für weltweit Empörung. Mit einem Sammelsurium an Feststellungsklagen setzte der Glücksspielriese damals zu einem juristischen Schlag gegen mehr als 1000 Betroffene an. MGM wies alle Verantwortung von sich, Schadensersatzansprüche sollten im Keim erstickt werden.

MGM bezog sich auf einen 2002 in Washington D.C. erlassenen Anti-Terrorparagraphen, den sogenannten Saftey Act, der sämtlichen Sicherheitsfirmen Schutz vor Schadenersatzansprüchen garantiert, welche erstens vom US-Heimatschutz lizensiert sind und zweitens Anti-Terrorismus-Technologien einsetzen. Eine ebensolche Firma, nämlich CSC-USA, sei auf dem Country-Festival für MGM tätig gewesen, so die Argumentation der damaligen Pressesprecherin Debra DeShong.

Das Festivalgelände sei außerdem durch den staatlichen Sicherheitsdienst Homeland Security überprüft und als sicher eingestuft worden. Die Besucher seien demnach nicht nur durch die Schüsse des Amokläufers zu Opfern geworden, sondern auch weil sie nicht schnell genug aus der Schussbahn geflohen seien. Der vermeintliche Amoklauf müsse in Anbetracht seines tragischen Ausmaßes ohnehin als Terrorakt eingestuft werden, so das Fazit des Konzerns.

Angesichts der besagten Faktoren dürfe MGM keinesfalls für die Todesopfer, Verletzungen und sonstigen Schäden haftbar gemacht werden. Alle diesbezüglichen Klagen müssten abgewiesen werden. Erst nachdem die weltweite Kritik vonseiten der Medien und Öffentlichkeit immer größer wurde, sah MGM von seiner Klage gegen die Opfer ab und lenkte in die Schadensersatzforderungen ein. Doch auch die aktuelle Vereinbarung käme laut MGM keinem Schuldeingeständnis gleich.

Las Vegas gedenkt Opfern der Tragödie

Die Überlebenden würden durch die Klage von MGM erneut zu Opfern gemacht, lautete 2018 das Kredo der Opfervereinigung Vegas Strong Resiliency Centre (VCRC). Zum nunmehr dritten Jahrestag des Amoklaufs war die Vereinigung auch federführend an einer umfassenden Gedenkveranstaltung beteiligt. Diverse Events erinnerten am vergangenen Donnerstag an das Ausmaß des Massakers, gleichzeitig wurden Signale für ein friedvolles Miteinander gesetzt.

Der Gedenktag begann um 7 Uhr morgens bei Sonnenaufgang unter Beteiligung der örtlichen Feuerwehr und der Polizei. Es wurde erklärt, dass viele der Betroffenen bis heute unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. Infolge der Auswirkungen seien viele arbeitslos geworden und wegen Suizidgefahr in Behandlung.

Aufgrund von Covid-19 fanden die Veranstaltungen online oder per Live-Stream statt. Den Abschluss machte die Bürgermeisterin Carolyn Goodman, die die Namen der Opfer verlas. Am vergangenen Wochenende fand außerdem eine Biker-Demo statt, womit den Opfern ebenfalls Tribut gezollt werden sollte. Außerdem wurde eine Gedenkskulptur des Bildhauers David Fay in Downtown Las Vegas enthüllt, die vom anonymen Künstlerkollektiv Indecline in Auftrag gegeben wurde.

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