Las Vegas führt Maskenpflicht ein

Die Glücksspielaufsichtsbehörde des US-Bundesstaats Nevada, NGBC (Nevada Gaming Control Board), hat die Corona-Schutzmaßnahmen für die Casinos von Las Vegas aktualisiert. Ab sofort gilt unter anderem eine Maskenpflicht für jeden, der an den Spieltisch möchte. Experten für Glücksspiel befürchten nun, dass das Risiko für Raubüberfälle ansteigen könnte. Sind die Bedenken gerechtfertigt?

Das New York-New York Casino in Las Vegas.

Das New York-New York wurde bereits von einem Täter mit Atemschutzmaske überfallen. ©3168057/Pixabay

Erhöhte Anforderungen an die Casinos

Nur zwei Wochen nach der Wiedereröffnung von Las Vegas hat die örtliche Glücksspielaufsichtsbehörde NGBC die Sicherheitsbestimmungen in den Casinos verstärkt. Ab sofort gilt eine Maskenpflicht an allen Spieltischen, an denen keine Schutzbarrieren vorhanden sind. Zudem besagen die aktualisierten Vorschriften, dass alle Etablissements den Kunden Masken zur Verfügung stellen müssen, sofern diese eine Maske benötigen.

Um das Risiko einer Ansteckung weiter zu minimieren, sind die Casinos außerdem dazu verpflichtet worden, die Belegung um 50 Prozent zu reduzieren. Insbesondere gelten Spielerlimits für Tischspiele. Beim Blackjack ist die Anzahl auf drei Spieler pro Tisch begrenzt. Am Craps-Tisch sind sechs Spieler erlaubt, während an Tischen für Poker und Roulette höchstens vier Spieler Platz nehmen dürfen. Sicher und ansteckungsfrei spielt man übrigens Poker- und Roulette online in virtuellen Casinos.

Darüber hinaus müssen alle Casinos sicherstellen, dass die Spielautomaten so aufgestellt sind, dass eine angemessene soziale Distanz zwischen den Gästen erzeugt wird. Spezifische Richtlinien, die zu befolgen sind, wurden an dieser Stelle nicht vorgegeben, die Aufsichtsbehörde schlug jedoch vor, zusätzlich die Stühle an den Automaten zu entfernen. Auf diese Weise könne mehr Platz generiert werden, was die Einhaltung der Abstandsregelungen erleichtern würden.

Eingeschränkte Lizenznehmer – das heißt, Unternehmen, deren Haupteinnahmequelle nicht das Glücksspiel ist, denen es jedoch gestattet ist, Spielautomaten anzubieten – müssen ähnliche Abstandsregeln an den Spielautomaten einhalten. Auch diese Spielstätten dürfen nur mit einer maximalen Kapazität von 50 Prozent ausgelastet sein. Darüber hinaus dürfen Konzerte, Sportveranstaltungen wie Boxkämpfe und andere Live-Events vorerst nur unter Ausschluss des Publikums stattfinden.

Pläne für den Infektionsschutz gelten weiter

Kurz nach der Aufhebung des Casino-Shutdowns am 04. Juni galten die stringenten Vorschriften noch als Richtlinien. Das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung war eine Empfehlung der NGBC. Die Etablissements wurden im Vorfeld selbst dazu angehalten, entsprechende Sicherheitspläne für die Zeit nach der Wiedereröffnung zu erarbeiten und umzusetzen.

Die Pläne der Lizenznehmer sollten im Einzelnen darlegen, wie die Einhaltung der Belegungsgrenzen gewährleistet werden soll. Dazu gehört der Einsatz von Sicherheitspersonal, die Nutzung der bestehenden Überwachungssysteme und des Buchhaltungssystems. Außerdem mussten die Pläne Einzelheiten darüber enthalten, wie Spielautomaten und Tische desinfiziert und Warteschlangen vermieden werden können.

Die Pläne zur Wiedereröffnung sind von den Casinos weiterhin umzusetzen. Zu den ersten Konzernen, die eigene Konzepte vorstellten, gehörten Caesars Entertainment, MGM Resorts und Wynn. Alle Betreiber standen durch die Corona-Krise enorm unter Druck und wollten ihre Casinos schnellstmöglich wiederöffnen.

Werden Schutzmaßnahmen missachtet?

Dass die Glücksspielaufsicht die Corona-Schutzmaßnahmen verschärft, kommt nicht von ungefähr, denn bereits am Tag der Wiedereröffnung zeigte sich, wie schwer die Situation zu kontrollieren ist. Schon um Mitternacht bildeten sich Wartschlangen vor einigen Casinos, Abstandregelungen wurden kaum beachtet. Viele Besucher schienen sich über die potenzielle Covid-19-Bedrohung keine Sorgen mehr zu machen.

Die Casinos selbst sollen sich weitestgehend an die eigenen Sicherheitspläne und Vorgaben der Behörde gehalten haben. Die Mitarbeiter trugen allesamt Atemschutzmasken. Zwischen den Spieltischen und Spielautomaten wurden Abstände eingerichtet und Trennscheiben installiert. Wie aus Medienberichten hervorgeht, hat jedoch nur die Hälfte der Gäste eine Maske getragen, zudem sei es zu Drängeleien an den Spieltischen gekommen.

Dass die Gäste sich derart unbedacht verhalten ist überraschend, denn Nevada wurde von dem Coronavirus schwer getroffen. Clark County, wo Las Vegas liegt, weist immer noch die höchste Anzahl an Infektionen im gesamten Bundesstaat auf. Zuletzt wurden 6.923 Infektionen gezählt, während man in ganz Nevada nach Angaben des Gesundheitsministeriums 8.935 Fälle registrierte. Allein m Tag der Wiedereröffnung zählte der Staat 429 Todesfälle.

Steigt das Risiko für Raubüberfällen?

Davon gehen zurzeit Forscher an der Universität von Las Vegas aus. Die Experten befürchten, dass Kriminelle die neue Maskenpflicht vermehrt für ihre Zwecke ausnutzen könnten. Die Hypothese hat sich bereits einmal bewahrheitet. Das New York-New York Casino in Las Vegas wurde nur eine Woche nach der Wiedereröffnung Opfer eines Raubüberfalls. Der Täter trug eine Atemschutzmaske und erbeutete knapp 5.000 US-Dollar.

Die Person konnte als William C. identifiziert werden. Um 2 Uhr Morgens hatte er einer Kassiererin einen Zettel mit seiner Forderung nach Bargeld überreicht. Mit einem Griff in die Tasche deutete er an, bewaffnet zu sein. Durch die Schutzmaske soll er im Vorfeld unscheinbar gewirkt haben. Später wurde er in seinem Zimmer im MGM Grand verhaftet, der Polizei war er bereits durch mehrere Straftaten bekannt.

Anthony Cabot von der Universität von Las Vegas erklärte, dass die Sicherheitssysteme der Casinos vor allem von der Auswertung der Überwachungskameras abhängen. Der Glücksspielexperte und Professor des Bostoner College, Richard McGowan, sieht die Casinos daher mit einer neuen Herausforderung konfrontiert – das Tragen von Masken erweitere das Spektrum krimineller Handlungsmöglichkeiten. Ob es zu weiteren Vorfällen kommt, bleibt vorerst abzuwarten.

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