KSA präsentiert Vision 2020

Auf dem Weg zur Neuregulation des niederländischen Glücksspielsektors hat die Aufsichtsbehörde KSA (Kansspelautoriteit) eine Agenda für 2020 präsentiert. Die Prioritäten liegen dabei vor allem auf dem Kinder- und Jugendschutz sowie auf der Eindämmung von problematischen Spielweisen. Die Marktöffnung ist für den 01. Juli 2021 geplant. Hier ein Überblick zur Entwicklung.

Die Innenstadt von Amsterdam.

In den Niederlanden gilt bis dato eines der strengsten iGaming-Gesetze Europas. ©Skitterphoto/Pixabay

Behörde zurzeit voll ausgelastet

Die niederländische KSA hat im Rahmen ihrer „Vision 2020“ einen Maßnahmenkatalog vorgestellt, der die bedeutsamsten Schritte auf dem Weg zur Neuregulation des Glücksspiels priorisiert. Hierbei werden insgesamt drei „Schlüsselprioritäten“ erfasst. Erstens die Eindämmung des Spiels von Minderjährigen. Zweitens Bemühungen zur Suchtprävention. Und drittens die Bekämpfung von illegalem Glücksspiel und spielbezogener Kriminalität.

Bei dem Drei-Punkte-Plan handelt es sich offensichtlich um eine Reduktion, denn die Regulierungsbehörde hatte traditionell immer vier Prioritäten für jedes Jahr festgelegt. Begründet wird der Schritt mit maximaler Auslastung. Ein Großteil ihrer Ressourcen richtet die KSA demnach auf die Vorbereitung der Online Lizenzvergaben und die Überprüfung aller interessierten Betreiber.

Die Durchsetzung und Einhaltung aller Vorschriften sei derzeitig von höchster Wichtigkeit. Erst vor kurzem hatte die Behörde diesbezüglich einen Korpus an Lizenzkriterien präsentiert, wobei die sogenannten Cooling-Off-Kriterien im Fokus standen. Zum Beispiel dürfen die Bewerber innerhalb der letzten zwei Jahre keine Domains mit einer .nl-Verlängerung verwendet oder illegale Werbung geschaltet haben.

Drei-Punkte-Plan im Überblick

Um Kinder und Jugendliche vor Glücksspielrisiken zu schützen, will die KSA die Werbung aller lizenzierten Betreiber auf „allen Ebenen“ überwachen. Reklamen, die für Personen unter 18 Jahren attraktiv sein könnten, sind verboten. Auch im landbasierten Sektor will die Behörde härter durchgreifen und verhindern, dass Minderjährige Zugang zu Spielautomaten erhalten. Hierfür soll enger mit den lokalen Behörden zusammengearbeitet werden.

In Bezug auf die Eindämmung problematischer Spielweisen erklärte die Regulierungsbehörde, dass die für Spielhallen und Casinos bestehenden Kundenschutzmaßnahmen möglicherweise nicht ausreichend sind. In diesem Sinne werden alle Lizenznehmer um mehr Eigeninitiative gebeten und sollen ihre „Präventionspolitik“ selbst zu überprüfen.

Trotz der geplanten Marktöffnung für internationale Online Glücksspielanbieter, plant die KSA auch weiterhin gegen illegale Webseiten vorzugehen. Zudem werden alle Seiten streng überwacht, die ihre Dienste in niederländischer Sprache oder mit niederländischen Zahlungsmethoden anbieten. Grund für die Stringenz ist, dass die KSA im Jahr 2019 Bußgelder in Höhe von 3,5 Mio. Euro verhängen musste. Mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr.

Einführung von Glücksspiel-Helpline

Dass die niederländische KSA Sicherheit und Spielerschutz großschreibt, zeigt sich an einer kürzlich gestarteten Konsultation für die Auswahl eines Anbieters zur Verwaltung einer Glücksspiel-Helpline. Finanziert werden soll der Telefondienst über die per Gesetz eingerichtete Finanzierungsstelle für problematisches Glücksspiel. Diese soll wiederum durch eine von den Lizenznehmern zu entrichtende Abgabe unterstützt werden. Wie die Situation hierzulande aussieht erfahrt ihr auf der Seite über Online Casinos in Deutschland.

Der neuen Finanzierungsstelle werden laut KSA drei Kernaufgaben zuteil. Erstens soll sie für die Vergabe von Mitteln für die Forschung und zur Umsetzung von Spielerschutz-Projekten zuständig sein. Zweitens für die Bereitstellung anonymer Behandlungsdienste für Spielsüchtige. Drittens soll sie die besagte nationale Helpline für problematische Spieler finanzieren. Hier sollen Beratungsprogramme für Betroffene und Angehörige geboten werden.

Der Telefondienst muss für die Nutzer kostenlos und leicht zugänglich sein. Außerdem muss die Anonymität der Anrufer gewahrt und gleichzeitig eine hohe Servicequalität geboten werden. Laut KSA-Sprecher René Jansen wird die Service sowohl über das Telefon als auch über eine Webseite und einen Chat-Dienst verfügbar sein und „kurzfristige präventive Maßnahmen“ anbieten, den Spielern dabei helfen, ihre Spielweisen unter Kontrolle zu halten.

Gegenüber dem Nachrichtendienst iGamingBusiness erklärte Jansen, dass der Dienst 24 Stunden am Tag sowohl in der niederländischen Sprache als auch in anderen relevanten Sprachen verfügbar sein wird. Man werde dazu in der Lage sein, „objektive Informationen auf der Grundlage der neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen“ zu liefern und jedem Anrufer „maßgeschneiderte Ratschläge“ zum Thema Glücksspiel zu geben.

In diesem Sinne lädt die KSA aktuell alle Unternehmen, die in der Lage sind, einen solchen Dienst zu entwickeln, dazu ein, ihre Konzepte für die Verwaltung des Telefondienstes vorzustellen. Das Projekt wird voraussichtlich mehr als 750.000 Euro kosten und soll bis zur Öffnung des niederländischen Glücksspielmarktes startbereit sein.

Marktöffnung 01. Juli 2021

Der voraussichtliche Starttermin für den niederländischen Online Glücksspielmarkt ist der 01. Juli 2021. Sechs Monate nach dem ursprünglichen Termin am 01. Januar. Grund für die Verzögerung waren Unklarheiten in Bezug auf die Niederlande-Lizenz und die Anzahl der potenziellen Bewerber. Bisher war der niederländische iGaming-Markt für ausländische Betreiber tabu.

Das Jahr 2019 bezeichnete Jansen daher zurecht als „historisch“ für die niederländische Glücksspielindustrie. Nach Jahren der Stagnation wurde der sogenannte Remote Gambling Act in der niederländischen Legislative verabschiedet, der Sektor kann damit in EU-konforme Bahnen gelenkt werden. Da bereits mehr als 1 Million Niederländer online spielen, sei es laut Jansen unzeitgemäß weiterhin an einem Verbot festzuhalten, es hieß:

“Die Nachfrage der Verbraucher ist da und sie wird nicht verschwinden. Die Legalisierung und Regulierung des Online Glücksspiels durch ein Lizenzsystem ist zweifellos die größtmögliche Veränderung gegenüber der derzeitigen Situation.”

Auch im Nachbarland Deutschland befindet sich die Regulierung des deutschen Online Glücksspiels derzeitig auf dem Weg. Erst vergangene Woche hatten die Ministerpräsidenten der Bundesländer den Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag bewilligt. Online Casinos, Online Sportwetten und Online Poker werden damit ab Mitte 2021 legal. Der seit Jahren boomende Markt soll somit besser kontrolliert werden.

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