KSA: Jansen warnt vor Werbeflut

Die Regulierung des Online Glücksspiels in den Niederlanden steht in den Startlöchern, die Lizenzvergaben laufen bereits auf Hochtouren. Jüngst warnte René Jansen, Vorsitzender der niederländischen Glücksspielaufsichtsbehörde KSA (Kansspelautoriteit), vor einer massiven Reklameflut nach der Marktöffnung im Oktober. Hat der Remote Gambling Act Nachholbedarf im Bereich der Werberegulierung?

Eine niederländische Flagge auf einem Gebäude in Amsterdam.

Die KSA will vorläufig 35 Lizenzen für das Online Glücksspiel vergeben. ©LucaLago/Unsplash

Jansen: Warnung an die Lizenznehmer

Im März hatte die niederländische Regulierungsbehörde KSA einen Bericht unter dem Titel Scope of the Online Games of Chance Market veröffentlicht, in dem die Chancen und Konsequenzen der Legalisierung des Online Glücksspiels erörtert wurden. Prognostiziert wurden unter anderem ein Boom des Online Glücksspiels und hohe Steuereinnahmen. Darauf aufbauend hat der KSA-Vorsitzende René Jansen nun vor einem Werbebombardement gewarnt.

Laut Jansen sei infolge der Marktöffnung ab Oktober mit einer regelrechten Flut an glücksspielbezogenen Reklamen zu rechnen. In diesem Sinne warnte Jansen schon jetzt die lizenzierten Betreiber, ihre Marketingabteilungen zu zügeln und die Vorgaben des neuen Remote Gambling Acts für das verantwortungsvolle Glücksspiel zu beachten. Bei Verstößen sei mit Gegenreaktionen und härteren Werberegeln zu rechnen.

Oberstes Ziel des neuen Glücksspielgesetzes sei, so Jansen, die Kanalisierung der Kundschaft in den legalen Markt – es sei natürlich, dass die Lizenznehmer die Kunden mit Werbung anlocken wollen, dennoch dürfe es nicht zu einem Bombardement an Reklamen kommen. Derartige Werbefluten hätten auf anderen regulierten Märkten Europas bereits zu schärferen Regelungen geführt, so zum Beispiel in Belgien, Spanien, Großbritannien und Italien.

Um sich in Bezug auf die Regularien mit anderen Glücksspielbehörden zu verständigen, hat die KSA bereits Abkommen mit der UKGC (Großbritannien) und MGA (Malta) geschlossen. Ziele der sogenannten MoU’s (Memorandum of Understanding) sind ein intensiverer Informationsaustausch und eine engere Zusammenarbeit. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Kontrolle und Regulation des florierenden Online Glücksspiels. Dazu gehört auch eine engere Kooperation beim Verbraucherschutz sowie bei der Verhinderung von glücksspielbezogenen Schäden oder Geldwäsche.

Welche Vorgaben gelten in Holland?

Laut Jansen sei kaum vorherzusagen, ob es auch in den Niederlanden zu einem Überfluss an Glücksspielwerbung kommen wird. Bestimmte Grenzen seien bereits im Regulierungskonzept verankert worden. Um übermäßige Werbung zu verhindern, gelte zum Beispiel ein Verbot von Online Casino-Werbung zwischen 6 und 21 Uhr. Außerdem dürfen Betreiber nicht für unangemessene Spielweisen werben oder Kinder und Jugendliche ansprechen.

Diese Regeln würden laut Jansen jedoch nicht zwingenderweise eine Überflutung an Reklamen verhindern – das Gesetz sehe noch keine Begrenzung für die Menge an Werbung vor, die ausgestrahlt werden dürfe. Jansen appelliert daher an die Erfahrungen der Betreiber in anderen europäischen Ländern, die bereits strengere Werberegeln eingeführt haben. Die Industrie selbst müsse inzwischen erkannt haben, dass sie eine Verantwortung hat.

Die Lizenznehmer sollten daher angemessen und verantwortungsvoll werben, anstatt nach Lücken in der Gesetzgebung zu suchen, um die Anzahl der Reklamen in die Höhe zu schrauben. Eine ordnungsgemäße Legalisierung und Regulierung des Online Glücksspiels sei gleichermaßen im Interesse von Industrie und Behörden, so das Kredo des KSA-Vorsitzenden.

Laut Jansen sei die KSA gerade jetzt, wo die Öffnung des Online Glücksspielmarktes vor der Tür steht, wachsamer gegenüber illegalen Aktivitäten als jemals zuvor. Dies bedeute auch, dass gegen außenstehende Marketingagenturen vorgegangen wird, die für potenziell illegale Online Glücksspielanbieter werben. Zuletzt seien 44 Webseiten gemeldet und untersucht worden, die illegale Werbung geschaltet haben sollen. Man habe teils harte Sanktionen verhängt, so Jansen.

Die niederländische Gesetzesreform

Der sogenannte Remote Gambling Act ist am 01. April 2021 in Kraft getreten und sieht, ähnlich wie der GlüStV in Deutschland, die Regulierung des Online Glücksspiels in den Niederlanden vor. Der Starttermin wurde wegen regulatorischen Diskrepanzen dreimal verschoben – eigentlich sollte der Staatsvertrag bereits am 01. Juli 2020 in Kraft treten. Neuer Termin für die Marktöffnung ist der 01. Oktober.

Aktuell befindet sich die Niederlande inmitten der Lizenzvergabe. Laut KSA würden vorläufig 35 Lizenzen an europäische Anbieter vergeben. Das neue Glücksspielgesetz umfasst an dieser Stelle eine Reihe konkreter Bedingungen, welche die Unternehmen erfüllen müssen, um in den Niederlanden lizenziert zu werden wollen. Zum Beispiel müssen Präventivmaßnahmen gegen Spielsucht getroffen werden.

Werbedebatte auch in Deutschland

Das Thema Glücksspielwerbung steht momentan auch in Deutschland auf der Agenda, wo der Markt für Online Glücksspiele ab Juli öffnet. Der GlüStV sieht an dieser Stelle eine Reihe von Maßnahmen vor: Zum Beispiel dürfen keine Prominenten für Online Glücksspiele werben. Kampagnen wie die mit Oliver Kahn für Tipico sind damit vom Tisch. Außerdem gelten Werbebeschränkungen in Bezug auf die Tageszeiten.

Da Online Glücksspiele in Deutschland lange Zeit offiziell nur in Schleswig-Holstein erlaubt waren, kam es in der Vergangenheit regelmäßig zu Problemen. Grund war, dass die lizenzierten Anbieter trotzdem bundesweit geworben haben. Dies führte zum Beispiel im Saarland zu einem kompletten Verbot. Erst nach langen Debatten hatte das Bundesland dem neuen Gesetz zugestimmt.

Mit der neuen einheitlichen Regulierung könnten derartig drastische Maßnahmen vermieden werden. Experten sind sich inzwischen auch darüber einig, dass eine Kanalisierung in den legalen Markt – das höchste Ziel des GlüStV – nur erfolgreich verlaufen kann, wenn lizenzierte Anbieter auch für seriöse Produkte werben dürfen. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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