Kritik an schwedischen Auflagen

Der schwedische Wirtschaftsverband für Online Glücksspiele BOS (Branschföreningen för Onlinespel) hat die strengen Auflagen der Glücksspielbehörde Spelinspektionen für einen Rückgang der Teilnahme am lizenzierten Online Glücksspiel verantwortlich gemacht. Welche Details stecken hinter der Kritik?

Der schwedische Reichstag in Stockholm.

Trotz aller Kritik werden am schwedischen Regierungssitz noch weitere Verschärfungen geplant. ©hpgruesen/Pixabay

Sind Vorschriften zu streng?

Laut einem aktuellen Bericht der Glücksspielaufsichtsbehörde Spelinspektionen verzeichnet der schwedische Online Glücksspielmarkt derzeitig zwar wachsende Einnahmen, jedoch gleichzeitig einen Rückgang der Teilnahme am lizenzierten Online Glücksspiel. Hierfür wird die Behörde nun vonseiten des BOS, einem schwedischen Wirtschaftsverband für Online Glücksspiele kritisiert.

Laut BOS seien die Maßnahmen der Behörde gegenüber lizenzierten Online Glücksspielanbietern zu streng und damit kontraproduktiv. Demnach habe die Einführung bestimmter Beschränkungen für lizenzierte Betreiber dazu geführt, dass illegale Webseiten ihre Marktanteile erhöhen. Laut dem Bericht der schwedischen Glücksspielbehörde liegt der Anteil des lizenzierten Glücksspiels in Schweden derweil zwischen 85 und 87 Prozent.

Laut BOS habe dieser Anteil im Vorfeld bei 91 Prozent gelegen. Die Zielvorgabe der Regierung, dass mindestens 90 Prozent der schwedischen Glücksspielumsätze von lizenzierten Anbietern eingefahren werden, sei daher nicht umgesetzt worden.

Sinkende Umsatzzahlen

Unter Berücksichtigung entsprechender Lizenzbedingungen steht der schwedische Onlinemarkt seit Anfang Januar internationalen Glücksspielanbietern offen. Erste Umsatzzahlen wurden seitdem mit Spannung erwartet. Die aktuell veröffentlichten Quartalszahlen von Spelinspektionen zeigen, dass die Gesamtumsätze des Glücksspielsektors seit der Neuregulierung kontinuierlich gesunken sind, während die Umsätze in der Rubrik Online Casino zugenommen haben.

Insgesamt verzeichnet der schwedische Glücksspielsektor im dritten Quartal 2019 Umsätze in Höhe von umgerechnet rund 574 Mio. Euro, was einen Rücklauf von 3,5 Prozent gemessen am zweiten Quartal des Jahres markiert. Lediglich die lizenzierten Online Casinos können steigende Umsätze verbuchen, hier kletterten die Umsätze von rund 325 Mio. Euro im zweiten Quartal auf rund 326 Mio. Euro im dritten Quartal.

Laut Medienberichten liefert die Quartalsaufschlüsselung allerdings keine genauen Informationen darüber, bei wie vielen nicht-lizenzierten Anbietern gespielt wird. Das Marktforschungsunternehmen H2 Gambling Capital geht in diesem Zusammengang davon aus, dass zwischen 46 und 56 Mio. Euro in die Kassen irregulärer Betreiber fließen.

Kritik an Glücksspielbehörde

Mit Blick auf die mangelhafte Kanalisierung des legalen Online Glücksspiels gerät die Behörde aktuell immer mehr unter Druck. Laut BOS ist das Umsatzwachstum des nicht-lizenzierten Sektors vor allem auf die stringenten Vorschriften von Spelinspektionen zurückzuführen. Vonseiten des BOS-Generalsekretärs Gustaf Hoffstedt heißt es diesbezüglich:

“Niemand, der sich mit dem politischen Ausbruch und den astronomischen Geldbußen gegen lizenzierte Glücksspielunternehmen beschäftigt hat, kann über diese Entwicklung überrascht sein. Meine Einschätzung ist, dass der Umsatzrückgang Teil eines Trends ist. Wenn die Regierung ihre eigenen Regularien nicht entschlossen genug schützt, wird die angestrebte Kanalisierung wahrscheinlich weiter abnehmen.”

Unterstützung erhält Hoffstedt an dieser Stelle unter anderem von Douglas Roos, Inhaber des Wettanbieters Ladbrokes Norden. Roos erklärte, dass er sich bereits seit 15 Jahren für eine zeitgemäße schwedische Glücksspielregulierung einsetze. Das aktuelle Vorgehen der Regierung sei für die Branche jedoch kaum tragbar. Anstatt sich auf illegale Anbieter zu konzentrieren, greife der Staat massiv in den regulierten Markt ein und verhänge Geldstrafen in Millionenhöhe gegen lizenzierte Unternehmen – obwohl diese bereits Steuern in Milliardenhöhen zahlen müssen.

In der Tat kam es innerhalb der letzten Monate zu schweren Geldstrafen zwischen 1 bis 2 Mio. Euro gegen renommierte Anbieter wie LeoVegas oder Cherry. Aufgrund angeblicher „schwerwiegender Mängel“ hatte der Anbieter Global Gaming im Juni sogar seine Schweden-Lizenz verloren. Auch innerhalb eines Berufungsverfahrens im August war Global Gaming gescheitert, womit das Unternehmen seine erst kürzlich erworbene Lizenz endgültig abtreten musste.

Weitere Einschränkungen geplant

Trotz der Kritik gab Spelinspektionen indessen bekannt, auch in Zukunft an den strengen Vorschriften und hohen Bußgeldern des neuen Glücksspiel-Lizenzsystems festzuhalten. Obendrein werden sogar weitere Vermarktungsbeschränkungen für lizenzierte Anbieter geplant, darunter Verbote von bestimmten Glücksspielprodukten (zum Beispiel personenbezogenen Live-Wetten auf Foulspiele, rote Karten, etc.) sowie ein pauschales Glücksspielwerbeverbot nach italienischem Vorbild.

BOS-Sprecher Hoffstedt verweist unter diesen Gesichtspunkten darauf, dass die Regierung den „Ernst der Lage“ noch nicht verstehe. Demnach fungiere die Regierung derweil als „bester Freund des Schwarz- und Graumarktes“, zusätzliche Regeln könnten die Tür für illegale Anbieter demnach noch weiter öffnen. Im Wortlaut heißt es:

“Die Diskussion über Marketingbeschränkungen für lizenzierte Online Casino-Betreiber unter diesen Umständen, sowie das Verbot bestimmter beliebter Spielobjekte zeigt, dass die Regierung den Ernst der Situation nicht versteht. Solche Beschränkungen würden praktisch bedeuten, den schwedischen Glücksspielmarkt an nicht lizenzierte Betreiber zu vergeben. Die Regierung fungiert derzeit als bester Freund des Schwarz- und Graumarktes, das muss ein Ende haben.”

Laut Einschätzungen des BOS könnten weitere Regulierungen zudem dafür sorgen, dass es für lizenzierte Anbieter schwieriger wird, sich gegen den illegalen Sektor durchzusetzen. Außerdem könnte die europaweite Attraktivität des schwedischen Marktes abnehmen, sollte Spelinspektionen weiterhin an ihren Vorgaben und Verfahrensweisen festhalten. Die weiteren Entwicklungen dürfen in diesem Sinne mit Spannung erwartet werden.

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