Klage gegen Svenska Spel-Wettmarke

Das ehemalige schwedische Monopol für Pferdewetten, AB Trav och Galopp (ATG), hat eine Klage gegen das staatliche Glücksspielunternehmen Svenska Spel eingereicht. Die Markenrechte von ATG sollen durch das kürzlich eingeführte Rennprodukt Svenska Spel Trav och Galopp verletzt werden. Mit dem neuen Markennamen entziehe Svenska Spel der Pferderennindustrie wichtige Finanzmittel, so die Vorwürfe. Sind die Anfechtungen gerechtfertigt?

Rennpferde und Jockeys während eines Rennens bei Schnee.

Svenska Spel kooperiert zurzeit mir PMU, um sein Produkt Trav och Galopp zu vermarkten. ©MarcelKessler/Pixabay

Droht Prozess vor dem Patentgericht?

ATG hat eine Markenrechtsklage gegen die neue Pferderennmarke von Svenska Spel eingereicht. Der Rechtsvertreter von ATG, Per Ericsson, tätig bei der Anwaltskanzlei Gulliksson, erklärte, dass ATG den Begriffskomplex Trav och Galopp bereits 1973 beim schwedischen Firmenregisteramt eingetragen hat. Seit September wird der Name jedoch auch von Svenska Spel verwendet, das staatliche Unternehmen soll damit gegen die exklusiven Markenrechte von ATG verstoßen.

Laut Ericsson habe man Svenska Spel im Vorfeld auf den Sachverhalt aufmerksam gemacht, dennoch habe sich der Betreiber dazu entschieden, den Begriff Trav och Galopp in seinem Marketing für Pferdewetten zu verwenden. Erst nachdem die diplomatischen Bemühungen keinen Erfolg hatten, habe man sich dafür entschieden, eine Klage gegen Svenska Spel einzureichen. Diese würde nun vor dem Patent- und Marktgericht verhandelt.

Svenska Spel, seit kurzem neuer Partner von NetEnt, hatte sich im letzten September mit dem französischen Pferderenngiganten Pari-Mutuel Urbain (PMU) zusammengetan, um sein Produkt Trav och Galopp auf den Markt zu bringen. Dieser Schritt hatte unmittelbar zu einem Wortgefecht zwischen ATG-Chef Hasse Lord Skarplöth und Svenska Spel-Chef Patrik Hofbauer geführt.

Laut Skarplöth entziehe die Einführung von Svenska Spel Trav och Galopp der schwedischen Rennsportindustrie wichtige Finanzmittel, da Kunden irregeführt und von ATG abgezogen werden würden. Schwedens Regierung soll es zudem versäumt haben, eine entsprechende Abgabepflicht für die Rennwetten von Svenska Spel einzuführen. Während ATG jedes Jahr einen durchschnittlichen Jahresüberschuss von etwa 2 Mrd. Schwedischen Kronen an die Industrie zurückführe, existiere für Svenska Spel keine solche Regelung. Ohne die Förderungen gebe es jedoch kein Preisgeld, keine Forschung, keine Züchterprämien, keine Erhaltung der Rennbahnen und letztlich auch keine Wette, so die Argumentation.

Disput zwischen den CEOs

Hoffstedt reagierte auf die Vorwürfe von Skarplöth in einem Blog, bestritt darin dessen Behauptungen und argumentierte, dass Svenska Spel bezüglich einer Finanzierungsvereinbarung in Verhandlungen mit dem Dachverband des schwedischen Rennsports (Svensk Travsport) gestanden habe. Skarplöth konterte und betonte, dass ATG nichts gegen einen fairen Wettbewerb habe, dennoch müssten dabei die geltenden Regeln und Gesetze respektiert werden.

Der Schutz der ATG-Marken sei, so Skarplöth weiter, eine Pflicht gegenüber den Eigentümern, Svensk Travsport und Svensk Galopp, sowie gegenüber Zehntausenden Mitarbeitern, die in der Pferderennbranche tätig sind. ATG sei derweil das einzige Glücksspielunternehmen, das zum Wohlergehen des Pferderennsports beitrage, es gehe dabei um die Zukunft des schwedischen Pferderennens.

Trotz Skarplöths Forderung nach einer Zwangsabgabe auf Renngewinne, die für alle in Schweden lizenzierten Betreiber und nicht nur für ATG gelten soll, wies Anna-Lena Sörenson, die Vorsitzende der nationalen Glücksspielkommission (Spelmarknadsutredningen), die Anfrage im Oktober zurück. Im Vorfeld fand eine Untersuchung statt, wonach sich die Sorge, dass die derzeitige Regulierung zu geringeren Einnahmen für die Rennindustrie führe, nach fast zwei Jahren nicht bestätigt habe. ATG halte immer noch einen Marktanteil von 98 Prozent bei Pferderennen, so das Fazit.

ATG verbucht Wachstumsschübe

Sörenson wies außerdem darauf hin, dass die Gesamtgewinne von ATG seit der Neuregulierung des schwedischen Marktes gestiegen sind. Grund ist, dass das Unternehmen seit der Marktöffnung 2019 weitere Vertikalen wie Sportwetten und Casinospiele hinzufügen konnte. Unter dem Strich meldete ATG für das dritte Quartal 2020 einen Umsatzanstieg von 18,3 Prozent auf umgerechnet 133,3 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr.

Die schwedischen Renneinnahmen machten davon allerdings den Großteil aus, was darauf zurückzuführen ist, dass zurzeit gerade die Online Casinos unter Druck stehen. Grund sind strengere Auflagen in der Coronakrise. Unterdessen kletterten die Umsätze aus Pferderennen um 17 Prozent nach oben. ATG erklärte, dass die Pferderennen zu einer Zeit fortgesetzt wurden, in der alle andere Sportarten wegen Corona abgesagt wurden.

Die Casinoeinnahmen fielen dagegen um 6 Prozent, was der Betreiber auf die Einführung einer Einzahlungsobergrenze von 5.000 Schwedischen Kronen pro Woche und eine schärfere Begrenzung von Boni zurückführte. Das Unternehmen sprach von einer deutlichen Verlangsamung bei Casinospielen. Wie lange die Restriktionen noch anhalten, ist unklar. Auch eine Reaktion von Svenska Spel hinsichtlich der Klage steht bis dato noch aus.

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