Johann Graf tritt Vermögensanteile ab

Beim österreichischen Glücksspielkonzern Novomatic AG bahnt sich ein Wechsel der Generationen an: Der Firmengründer und Alleinaktionär Johann Graf (74) wird ein Fünftel der Holdinggesellschaft Novo Invest GmbH an seinen Sohn Thomas Graf und zwei Manager, Birgit Wimmer und Ryszard Presch, abtreten. Was steckt hinter dem Schritt?

Ein Spieler an einem Flipperautomat.

Graf startete sein Glücksspielimperium ursprünglich mit dem Import von Flipperautomaten. ©Railaspindolabirds/Pixabay

Übertragung muss noch genehmigt werden

Johann Graf, Eigentümer des Glücksspielgiganten Novomatic AG (Gumpoldskirchen), hat einen Generationenwechsel eingeleitet: Der 74-jährige Multimilliardär, der sämtliche Anteile an Novomatic hält, tritt ein Fünftel seines Imperiums an seinen Sohn Thomas sowie an die Manager Birgit Wimmer und Ryszard Presch ab. Graf schenkt den benannten Vertrauenspersonen 20 Prozent der Dachgesellschaft Novo Invest GmbH. Diese hält 90 Prozent der Aktien und gehörte Graf bisher allein.

Unklar ist, wie viele Anteile die einzelnen Personen jeweils erhalten. Die beiden Manager, Presch und Wimmer, bilden bei Novo Invest ein Geschäftsführerduo. Presch ist bereits seit 2017 CEO, Wimmer stieß 2018 dazu. Graf persönlich übt neben der Rolle des Eigentümers bei Novo Invest keine weiteren Funktionen aus. Die Übertragung der Anteile muss nun von einer Reihe internationaler Glücksspielbehörden, zum Beispiel in den USA, genehmigt werden.

Laut eigenen Aussagen werde der Generationenwechsel im Rahmen des 40-jährigen Jubiläums von Novomatic vollzogen. Alle drei Personen sind bereits seit Jahrzehnten im Konzern engagiert: Wimmer ist unter anderem auch Verwaltungsratspräsidentin der Schweizer Novo Swiss AG, welche die übrigen 10 Prozent an Novomatic hält. Grafs Sohn Thomas (55) ist bereits seit 30 Jahren bei Novomatic im Einsatz. Unter anderem ist er CEO der Tochterfirma Greentube.

Das onlinefokussierte Unternehmen Greentube ist eine der absoluten Sperrspitzen von Novomatic AG und bringt sich zurzeit auch auf dem deutschen Markt in Stellung. Im Dezember hatte das Unternehmen eine Lizenz für den deutschen Online Glücksspielmarkt erhalten, der ab Juli seine Pforten öffnet. Das Online Casino der renommierten Greentube-Marke StarGames kehrt damit in die Bundesrepublik zurück und darf seine beliebten Echtgeld-Spiele wieder vermarkten. Darüber hinaus hat Greentube 2020 auch auf dem strengregulierten Schweizer Markt expandiert.

Das Imperium des Johann Graf

Mit dem Beginn der Übertragung tritt Thomas Graf in riesige Fußstapfen: Im Jahre 1974 gründete Vater Johann Graf zusammen mit dem Elektrohändler Gerhard Brodnik die Brodnik & Graf GmbH und begann damit belgische Flipperautomaten zu importieren. Diese wurden zunächst nur in Wirtshäusern und Cafés aufgestellt. 1980 gründete er die Novomatic Automatenhandels GmbH, die auf die Herstellung von Glücksspielautomaten spezialisiert war.

Das Startkapital betrug 50.000 Schilling. Ab 1982 feierte Graf erste große Erfolge: Mit einer Vertriebsfirma in der Schweiz gelang es ihm, einen Marktanteil von 70 Prozent zu beanspruchen. 1990 hatte Novomatic bereits Niederlassungen in mehr als 50 Ländern und 23.000 Mitarbeiter. Mit der Inbetriebnahme von Spielhallen, Casinos und Wettbüros erwuchs ein Milliardenkonzern, der heute weltweit über 30.000 Mitarbeiter zählt.

Im Heimatland Österreich sind es allein mehr als 3.100 Angestellte. Der Gesamtumsatz lag 2019 bei rund 2,6 Mrd. Euro. Novomatic besitzt mittlerweile über 1.600 Casinos, Spielbanken und Wettbüros sowie über 235.000 Glücksspielautomaten. Heute entwickelt, produziert und vertreibt das Unternehmen Hightech-Casino-Equipment in mehr als 80 Ländern. In Europa ist Novomatic, neben Gauselmann, unangefochtener Marktführer der Glücksspielbranche.

Die New Yorker Nachrichtenagentur Bloomberg schätzt das Vermögen von Johann Graf auf rund 10 Mrd. US-Dollar (~ 8 Mrd. Euro). Nach dem Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz steht er damit auf Platz Zwei der reichsten Österreicher. Auch Novo Invest GmbH hat einen Wert in Milliardenhöhe. Die Übertragung der Anteile diene laut eigenen Aussagen dazu, die familiäre Ausrichtung von Novomativ zu untermauern. Der Konzern spricht von einem Schritt, der die Großzügigkeit des bodenständigen Firmengründers verdeutlicht.

Novomatic AG 2020 unter Druck

Im Zuge der Ermittlungen des Ibiza-U-Ausschusses und der Coronakrise stand Novomatic 2020 im Kreuzfeuer: Erstens sorgten teils millionenschwere Geldgeschenke von Johann Graf an Tina Liebich-Oswald für Aufsehen. Diese ist die Nichte des Firmengründers und Ehefrau des Aufsichtsratschefs Bernd Oswald. Auch andere Novomatic-Mitarbeiter und Angehörige sollen hohe Geldgeschenke von Johann Graf angenommen haben. Medienberichten zufolge sollen 160 Schenkungsverträge abgeschlossen worden sein.

Ein weiterer Punkt, der Novomatic 2020 viel Kritik einbrachte, waren 120 Entlassungen am Hauptstandort Gumpoldskirchen. Grund dafür war laut Unternehmen die Coronakrise. Die Verluste lägen zurzeit bei rund 80 Prozent, so die Argumentation. Für Furore sorgte die Meldung, da der Stellenabbau erfolgte, obwohl Johann Graf sich trotz Kurzarbeit und Staatshilfe im Juni eine Dividende von 50 Mio. Euro auszahlen ließ.

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