Italien plant Serie A-Spielertests

In Italien bahnt sich eine Wiederaufnahme des Spitzensports an, womit der angeschlagene Sportwettsektor aus der Misere gezogen werden könnte. Laut Ministerpräsident Giuseppe Conte (55) könnte der Profisport ab Ende Mai wieder starten, zuvor sollen die Sportler jedoch auf Covid-19 getestet werden. Eine Wiedereröffnung der Wettbüros und Spielhallen ist ab 18. Mai geplant. Mit welchen Entwicklungen ist zu rechnen?

Das leere Stadion des AC Mailand.

Sollten die Testergebnisse „negativ“ ausfallen, könnten zumindest Geisterspiele stattfinden. ©Pixabay/Pexels

Gesundheit vor Wirtschaftlichkeit

Wie auch in anderen europäischen Ländern, hat das Coronavirus Italiens Glücksspielsektor lahmgelegt. Da der landesweite Lockdown mit einer Aussetzung aller Sportveranstaltungen einhergeht, leidet besonders die Wettbranche. Seit Freitag sehen die Buchmacher jedoch Licht am Ende des Tunnels. In einer Rede hat Regierungschef Giuseppe Conte hat eine Wiederaufnahme des Spitzensports für Ende Mai in Aussicht gestellt.

In besonderer Weise davon betroffen sind die Spiele der höchsten italienischen Fußballiga Serie A. Von der laufenden Saison sind 12 Spieltage verblieben. Diese könnten unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen werden, sofern alle Spieler gesund sind. Da die Gesundheit an dieser Stelle vor der Wirtschaftlichkeit stehen soll, werden für die Spieler umfassende Tests auf Covid-19 vorgesehen.

„Unser Ziel ist, die Meisterschaft 2019/20 zu Ende zu führen“, kommentierte der Präsident der italienischen Fußballvereinigung Gabriele Gravina die Pläne. Es werde ein Treffen geben, um das weitere Vorgehen zu bestimmen. Anfang Mai werde man mit den Tests beginnen, um sicherzustellen, dass die Spieler „negativ“ sind. Es sei nicht auszuschließen, dass ohne Sommerpause durchgespielt wird, um die Saison abzuschließen.

Serie A schwer angeschlagen

Inzwischen hat die Aussetzung der Sportveranstaltungen zu einem Umsatzverlust der Wettbranche von über 60 Prozent geführt. Die landbasierten Wettbüros gaben 75,3 Prozent weniger Einnahmen bekannt, während legale Online Glücksspielanbieter Verluste von 43 Prozent beklagen. Doch auch die italienische Fußballliga Serie A ist schwer angeschlagen. Es werden Verluste von über 700 Mio. Euro befürchtet, sollte die Meisterschaft ins Wasser fallen.

Die Serie A forderte daher zuletzt eine Wiedereinführung von Wettsponsoring und -werbung, um die Verluste nach der Corona-Krise auszugleichen. Partnerschaften mit Buchmachern könnten maßgeblich zur Erholung des italienischen Fußballs beitragen, denn schon jetzt sollen sich die Verluste auf mindestens 200 Mio. Euro belaufen. „Der Fußball muss aus dieser komplizierten Situation sauber herauskommen“, so das Statement von Gabriele Gravina.

Hintergrund der Forderung ist ein seit Sommer 2019 geltendes Wettsponsoring-Verbot im italienischen Spitzensport, welches in enger Verbindung zum sogenannten „Dekret der Würde“ aus Juli 2018 steht. Das Dekret beinhaltet unter anderem eines der strengsten Verbote für Glücksspielwerbung in ganz Europa. Die Maßnahme wurde branchenweit kritisiert.

Laut Luigi De Siervo, CEO der Serie A, entgehen den Teams durch den Ausfall des Wettsponsorings zwischen 100 und 150 Mio. Euro pro Jahr. Hierdurch werde die Liga gegenüber anderen großen europäischen Ligen, zum Beispiel der Primera Division (Spanien) oder Premier League (England) benachteiligt. Man sei nicht mehr konkurrenzfähig. Bisher hat sich die italienische Regierung jedoch nicht zu der Forderung geäußert.

Dennoch könnte das Werbeverbot infolge der Gesundheitskrise wieder in den öffentlichen Fokus geraten. Eine Annullierung würde dem italienischen Sportsektor zweifellos eine wichtige Einnahmequelle eröffnen. Gleichzeitig würde der Fiskus von höheren Steuereinnahmen profitieren. Vorerst bleiben allerdings die Ergebnisse der geplanten Spielertests abzuwarten.

Wann öffnen die Wettbüros?

Laut Giuseppe Conte bleiben Freizeiteinrichtungen wie Wettbüros, Bingo- und Spielhallen noch mindestens bis zum 03. Mai geschlossen. Da der Lockdown Schritt für Schritt aufgehoben werden soll, wird eine Wiedereröffnung der Einrichtungen ab 18. Mai erwartet. Die Öffnungen werden jedoch unter strengen Sicherheitsauflagen erfolgen, zum Beispiel durch das Tragen von Atemschutzmasken und die Begrenzung des Personals.

Trotz der strengen Gesetzeslage bildet der Glücksspielsektor in Italien einen bedeutsamen Wirtschaftszweig. Dieser macht rund vier Prozent des italienischen Bruttopinlandsprodukts (BIP) aus. Das Land zählt allein über 40.000 registrierte Spielautomaten. Laut Aussagen des italienischen Finanzamts (Agenzia delle Dogane) setzten die Italiener 2018 etwa 18,9 Mrd. Euro für diverse Glücksspielaktivitäten ein. Der Staat kassierte Steuern von rund 10,4 Mrd. Euro.

Keine Steuern für Glücksspielanbieter

In der Corona-Krise gibt der Fiskus der Branche nun etwas zurück. Mitte März kam es zu einer ersten Finanzspritze für die italienische Wirtschaft. Im Rahmen eines 25 Mrd. Euro schweren Rettungspakts wurden (u. a.) Glücksspielunternehmen zumindest vorübergehend von der Steuerlast befreit. Nötig ist, dass die Anbieter einen entsprechenden Antrag beim Finanzamt einreichen. Dieser kann darüber hinaus auch die Aussetzung von Sozialbeiträgen und Pflichtversicherungen beinhalten.

Laut Giuseppe Conte sind weitere Rettungspakete geplant. Es handle sich lediglich um einen „ersten Schritt“, den die Regierung zur Rettung der Industrie unternimmt. Die weiteren Entwicklungen hängen nun auch von der Unterstützung der EU ab. Nach über 21.000 Toten infolge der Pandemie scheint sich der Ausnahmezustand zumindest in Italien wieder zu normalisieren.

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