Hard Rock droht griechischen Behörden

Der in Florida, USA, stationierte Glücksspiel- und Unterhaltungsanbieter Hard Rock International hat den griechischen Behörden mit einer Klage gedroht. Grund ist, dass Hard Rock aufgrund fehlerhafter Unterhalten aus dem Rennen um die Hellinikon Casino-Lizenz ausscheiden könnte. Welche Folge hätte die Klage für das Bewerbungsverfahren?

Ein Flugzeug im Sonnenuntergang.

Auf dem 2001 stillgelegten Geisterflughafen Hellinikon soll ein milliardenschweres Luxuscasino entstehen. ©MarinaHinic/Pexels

Mangelnde Bau- und Betriebserfahrung?

Das Hellinikon Casino-Projekt zählt zu den größten urbanen Bauprojekten Europas. Seit März ist klar, dass auf dem stillgelegten Athener Flughafengelände ein Glücksspiel- und Vergnügungskomplex entstehen soll. Einer der Hauptbewerber um die Lizenz ist der US-Marktriese Hard Rock International, doch laut Berichten des griechischen Online Magazins „Business Daily“ sollen die Bewerbungsunterlagen des Konzerns Fehler aufweisen. Hard Rock könnte deswegen aus dem Rennen um die Lizenz ausscheiden. Als Reaktion darauf soll die Kultfirma den griechischen Behörden nun mit einer Klage gedroht haben.

Die Berichte der HGC (Hellenic Gaming Commission) verweisen insbesondere auf Fehler in der Garantieerklärung sowie im Nachweis der erforderlichen Erfahrung im Bau und Betrieb von Glücksspieleinrichtungen. Hard Rock könne demnach zwar nachweisen, derartige Unternehmen zu verwalten, es sei jedoch nicht ersichtlich, ob Hard Rocke diese selbst gebaut oder von einem Vorbesitzer übernommen habe. Obendrein sollen die eingereichten Konzepte in punkto Finanzierung mehrere Unklarheiten aufweisen.

Bewerbungsprozess in kritischer Phase

Bereits im September 2018 hat Griechenland neue Lizenzbedingungen vorgestellt, die auch für die Vergabe der Betreiberlizenz des neuen Etablissements gelten werden. Daher haben sich schon gegen Ende letzten Jahres viele bekannte Glücksspielunternehmen um die Genehmigung für das geplante Luxuscasino beworben, darunter zum Beispiel Caesars Entertainment (Las Vegas), Genting Group (Kuala Lumpur) oder Groupe Lucien Barriere (Paris).

Ein Kopf an Kopf-Rennen liefert sich Hard Rock an dieser Stelle mit dem US-Konzern Mohegan Gaming & Entertainment. Beide Betreiber hatten ihre Bewerbungsunterlagen im letzten Oktober bei der HGC eingereicht. Nun ist der Bewerbungsprozess jedoch in eine kritische Phase eingetreten. Der angedrohte Ausschied von Hard Rock verdeutlicht, dass die HGC dabei ist, einen endgültigen Lizenznehmer zu bestimmen.

„Entschlossen bis zum Ende“

Eine Klage vonseiten Hard Rock könnte daher den gesamten Entscheidungsprozess verlangsamen. Zudem können die Baumaßnahmen erst beginnen, wenn ein endgültiger Lizenznehmer bestimmt wurde. Obendrein besteht noch eine weitere Gefahr: Die Klage von Hard Rock könnte als Beispiel für andere Unternehmen dienen, die ebenfalls aus bestimmten Gründen vom Verfahren ausgeschlossen werden. Hard Rock selbst gibt sich in diesem Punkt jedoch unberührt. Gegenüber den lokalen Medien betonte der örtliche Sprecher Michael Karloutsos:

“Wir sind dazu entschlossen, bis zum Ende zu gehen, auch vor Gericht. Wenn es notwendig ist, gehen wir auch an den Europäischen Gerichtshof.”

Strenge Lizenzauflagen

Wer erhält Griechenlands Hellinikon-Lizenz? Der Erhalt ist an eine Reihe von wirtschaftlichen und technischen Vorgaben geknüpft. Die Startgebühr beträgt mindestens 30 Mio. Euro, dazu kommen jährliche Gebühren. Außerdem müssen die Bewerber über eine Eigenkapitaleinlage von mindestens 200 Mio. Euro basierend auf den letzten drei Geschäftsjahren verfügen. Innerhalb der letzten drei Jahre müssen mindestens 400 Mio. Euro Bruttoumsatz erzielt worden sein.

Die Investitionsbeteiligung für den Umbau liegt bei etwa 500 Mio. Euro. An dieser Stelle stehen vor allem die technischen Konzepte im Vordergrund, die auf den Erfahrungswerten der Anbieter beruhen sollen. Laut HGC fällt die wirtschaftliche Bewertung bei der Auswahl zu 60 Prozent ins Gewicht, das technische Konzept hingegen zu 40 Prozent.

Dass sich die Investitionen lohnen, steht außer Frage: Der geplante Komplex befindet sich nur 10 Kilometer von der 4 Mio. Einwohner zählenden Metropole Athen entfernt und liegt dazu direkt am Meer. Darüber hinaus verzeichnet Griechenlands Glücksspielbranche zurzeit beachtliche Zuwachsraten. Allein 2017/18 hat die griechische Bevölkerung rund 17 Mrd. Euro in Glücksspiele investiert. Ein Anstieg von satten 9 Prozent gemessen am vorherigen Geschäftsjahr.

Projekt der Superlative

Bei dem 8 Mrd. Euro schweren Umbau des alten Athener Flughafens handelt sich um das zurzeit größte urbane Bauvorhaben Europas. Das Gelände umfasst über 620 Hektar und ist drei Mal so groß wie Monaco. Bis Anfang des Jahres befand sich die Ruine noch in einem verwahrlosten Zustand, jetzt ist die Errichtung eines luxuriösen Spiel- und Vergnügungskomplexes geplant.

Allein die Casinofläche soll 15.000 Quadratmeter betragen und mit 120 Spieltischen sowie 1.200 Automaten aufwarten. Obendrein ist ein Fünf Sterne-Hotel mit mindestens 2.000 Betten geplant. Verschieden Freizeitetablissements sollen eröffnet werden, darunter ein Einkaufspark, ein Theaterkomplex, mehrere Edelrestaurants, ein Museum und 8.000 Wohnungen. Das Ambiente soll von einem eigenen Hafen an der Mittelmeerküste gekrönt werden.

Die Verantwortung für das Vorhaben hat die griechische Immobilienfirma Lamda Development, zudem sind verschiedene international agierende Unternehmen in das Projekt involviert, unter anderem die Londoner Architekturbüros Foster + Partners, Charles Anderson und Arup. Obendrein wirken der chinesische Konzern Fosun und der Immobilienkonzern Al Maarbar aus Abu Dhabi mit. Der Mammutprojekt benötigt über 70.000 Arbeitskräfte. Mit einer Inbetriebnahme ist vor 2025 kaum zu rechen.

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