Großbritannien – Glücksspieler gegen eine Bonitätsprüfung

Aktuell befinden sich die Regierungen verschiedener Länder in einer Glücksspiel-Reform oder prüfen derzeit sämtliche Glücksspiel-Regularien. Während in Deutschland der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV 2021) bereits seit dem 1. Juli 2021 greift, befinden sich andere Länder noch mitten in der Planung der neuen Regulierungen. Ähnlich ergeht es den Engländern, welche derzeit eine Glücksspiel-Reform heiß diskutieren. Einen gemeinsamen Nenner gibt es bislang noch nicht, doch britischen Glücksspielern wird es angesichts der diskutierten Ideen bereits Angst und Bange.

Nun stellt sich die Frage, ob die britische Regierung ihre Maßnahmen nochmals überdenken wird.

Es bleibt spannend abzuwarten, ob es doch noch zu anderen Maßnahmen kommen wird. ©Ali Yaqub/UNSPLASH

Briten Glücksspieler sprechen sich gegen eine Bonitätsprüfung aus

In Großbritannien steht derzeit der Spielerschutz von Glücksspiel-Süchtigen stark im Fokus, weshalb es zu einer allgemeinen Glücksspiel-Reform kommen soll. Hierbei werden verschiedene Ansätze und Maßnahmen diskutiert, die bei den britischen Glücksspielern allerdings auf taube Ohren treffen. Insbesondere die Bonitätsprüfung der Spieler durch die Glücksspiel-Anbieter wird derzeit heiß diskutiert. Laut Regierung soll die Maßnahme insbesondere die gefährdete Zielgruppe schützen, doch damit könnte sich die Regierung mit Sicherheit in das eigene Fleisch schneiden.

Der britische TV-Senders Racing TV hat bereits eine Meinungsumfrage bei über 2.000 britischen Glücksspielern durchgeführt und sich ihre Meinungen zum Thema Bonitätsprüfung angehört. Gleich 95% von ihnen lehnten eine Bonitätsprüfung durch den Glücksspiel-Anbieter vehement ab und konnten dies nicht gutheißen. Ihre privaten Kontoauszüge gehen Casino-Betreiber und Co. nichts an. Im Gegenzug fänden es allerdings ganze 74% angebracht, Bonitätsprüfungen bei Personen durchzuführen, welche über ein erhöhtes Spielsucht-Risiko verfügen. Außerdem stimmten gleich 88% der Befragten dafür, dass sich die Regierung nicht in die Höhe etwaiger Wetteinsätze einmischen solle.

Die Angst vor dem Schwarzmarkt

Zu guter Letzt steht noch das wichtigste Ergebnis der Umfrage aus. Hierbei wurden die Glücksspieler nach den geplanten Maßnahmen der Regierung befragt, doch die Antworten geben großen Grund zur Unruhe. Gleich 85% der befragten sehen die geplanten Maßnahmen der Regierung als äußerst kritisch an und befürchten, dass diese die Glücksspieler auf den Schwarzmarkt treibt und diesen somit weiter anwachsen lässt. Genau dies sollte allerdings mit aller Macht verhindert werden, denn das kann nicht das Ziel der britischen Regierung sein. Somit würden insbesondere gefährdete Glücksspieler ihrem krankhaften Hobby ohne Aufsicht und Regulierung nachkommen, weshalb der Spielsucht selbst nichts mehr im Weg stehen würde.

Auch Martin Stevenson, der Geschäftsführer der Racecourse Media Group äußerste seine Bedenken zu den geplanten Maßnahmen. Für ihn gilt das Umfrage-Ergebnis als besonders beunruhigend, weshalb er die Maßnahmen der Regierung für einen falschen Ansatz hält. Zwar würde seine Firma das Vorhaben der Regierung in Anbetracht des Schutzes von gefährdeten Spielern befürworten, doch vielmehr sollten die neuen Regularien entsprechend angepasst sein. Das Ganze muss ins richtige Verhältnis gebracht werden, während dem normalen Glücksspieler nicht der Spielspaß genommen wird.

Glücksspiel-Verband warnt Regierung vor falschen Maßnahmen

Für den britischen Glücksspiel-Verband Betting & Gaming Council (BGC) gilt das Ergebnis der Racing TV-Umfrage nicht als überraschend. Bereits die eigens durchgeführte YouGov-Studie, welche der Verband selbst in Auftrag gab, spiegelte ein ähnliches Ergebnis wider. Entsprechend hatten zum Umfragezeitpunkt (März 2021) ganze 59% der britischen Glücksspieler angegeben, auf illegale Casinos auszuweichen, wenn es zu einer Vielzahl an Restriktionen bei den lizensierten Anbietern kommen sollte. Folge dessen warnt auch der Glücksspiel-Verbandschef Michael Dugher vor den geplanten Maßnahmen. Das Ganze muss in einer gewissen Verhältnismäßigkeit stattfinden, weshalb nur Bonitätsprüfungen bei Glücksspielern mit einem gewissen Spielsucht-Risiko durchleuchtet werden sollten.

Außerdem betont er nochmals die Gefahr, die entstehen könnte, wenn die Regierung an ihren aktuell diskutierten Maßnahmen festhält. Die Glücksspieler in den Schwarzmarkt zu treiben gilt als Worst-Case-Szenario, welches zwingend verhindert werden muss. Dies wird mit einer allgemeinen Bonitätsprüfung aller Glücksspieler allerdings passieren, weshalb die Regierung auf andere Ansätze setzen muss. Dies wird allerdings noch einige Zeit in Anspruch nehmen, denn eilig haben es die Verantwortlichen meist nicht. Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag greift bereits seit Juli diesen Jahres, doch eine offizielle deutsche Lizenz an ein Online-Casino wurde seither noch nicht verteilt. Hierbei sollte die Regierung sich ein Beispiel an den Niederlanden nehmen, denn die sind dem Ganzen deutlich schneller hinterher.

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