Google erlaubt Glücksspiel-Apps

Bisher waren Glücksspiel-Apps im Google Play Store nur in Großbritannien, Frankreich, Irland und Brasilien erlaubt. Nun sollen die Richtlinien in weiteren 14 Ländern gelockert werden, darunter Deutschland, Japan und die USA. Google unterscheidet dabei zwischen vier grundlegenden Arten von Glücksspiel-Apps. Die Änderungen sind länderspezifisch und nicht unumstritten. Wie sehen die neuen Richtlinien aus?

Ein Smartphone zeigt verschiedene App-Anwendungen.

In Deutschland werden vorerst nur Apps für Lotterien und Sportwetten zugelassen. ©Mohamed_Hassan/Pixabay

Glücksspiel-Apps um Echtgeld

In seinem Android Play Store wird Google ab 01. März Glücksspiel-Apps um Echtgeld in 14 weiteren Ländern anbieten. Dies geht aus einer Vorschau der Play-Store-Richtlinien hervor, welche die Firma letzte Woche veröffentlicht hat. Bisher waren Spieleangebote um Echtgeld nur in Großbritannien, Frankreich, Irland und Brasilien zulässig. Zu den neuen Ländern gehören Deutschland, Japan, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Spanien, Kanada und die USA.

In den besagten Ländern waren Glücksspiel-Apps im Play Store bislang verboten. Die Betreiber waren gezwungen, diese über alternative Stores zu vermarkten oder die eigene Webseite dafür zu nutzen. Dadurch erhielten die Apps nur wenig Aufmerksamkeit. Zudem war die Installation oft nur über Umwege möglich und beinhaltete nur allgemeine Warnhinweise für Minderjährige.

Prinzipiell unterscheidet Google in seinen Richtlinien vier Arten von Glücksspiel-Apps: Online Casinospiele, Sportwetten, Lotterien und DFS (Daily Fantasy Sports). Damit eine App als Glücksspiel-App eingestuft wird, muss um Echtgeld gespielt werden. Im deutschen Play Store sind bereits viele Casino-Apps verfügbar, allerdings gibt es dabei bisher keine Geldgewinne. Dies sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Verwirrung unter den Nutzern.

2010 hatte es Google komplett untersagt, Echtgeld-Applikationen in seinem Play Store anzubieten. Seit 2017 findet ein Umdenken statt: Für Großbritannien, Frankreich, Irland und Brasilien lockerte Google die Richtlinien und begann damit, Glücksspiel-Apps wieder im Play Store zu erlauben. Gestattet sind allerdings nur Apps von lizenzierten Glücksspielfirmen. Die Konzessionen werden von Google überprüft. Die Apps müssen auf Risiken hinweisen, ebenso wird eine Überprüfung des Alters gefordert. Da Android das meistgenutzte Betriebssystem auf mobilen Endgeräten ist, stellt die Freigabe eine enorme Veränderung für Branche und Politik dar.

Länderspezifische Vorgaben

Die Änderungen der Richtlinien erfolgen auf Basis der länderspezifischen Vorgaben. So werden in Deutschland, wo die Regulierung des Online Glücksspiels ab Juli geplant ist, vorerst nur Sportwetten- und Lotterie-Apps zulässig sein. Letztere obliegen dabei allerdings dem staatlichen Lottomonopol. In der Bundesrepublik bleiben Apps für Online Casinospiele und DFS verboten. In anderen Ländern verhält es sich ähnlich, oft sind die Vorgaben sogar noch strenger.

In Finnland, das immer noch ein Glücksspielmonopol betreibt, liegen die Rechte an Apps für Online Casinospiele, Sportwetten und Lotterien ausnahmslos beim staatlichen Betreiber. Dementgegen wird für Norwegen nicht auf staatliche Betreiber verwiesen. Dies, obwohl das Land seit Jahren mit harten Bandagen gegen Online Glücksspielfirmen aus dem Ausland vorgeht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass Norwegen seinen Kampf trotz der geänderten Play Store-Richtlinien fortsetzt.

Nur in wenigen Ländern werden alle vier Arten der Glücksspiel-Apps zugänglich sein, darunter Großbritannien, Dänemark, Spanien und Mexiko.

Besonders komplex gestalten sich die Richtlinien in den USA, wo die unterschiedlichen Regulierungen von 50 Bundesstaaten berücksichtigt werden müssen. Generell gilt: Alle Apps, die infrage kommen, müssen in jedem Fall das Prüfungsverfahren von Google durchlaufen. Zudem wird erwartet, dass die Apps alle geltenden Gesetze für jedes Land erfüllen, in dem sie angeboten werden. Zudem müssen in jedem Land staatliche Lizenzen vorliegen. Darüber hinaus dürfen die Apps im Play Store nicht kostenpflichtig angeboten werden.

Kritik von Verbraucherschützern

Obwohl Google seit 2017 darauf hinweist, dass jede Glücksspiel-App einen komplexen Prüfungsprozess durchläuft und nur Apps von seriösen Online Glücksspielbetreibern erlaubt werden, haben Verbraucherschützer den Konzern innerhalb der letzten Jahre immer wieder kritisiert. Vor allem Apps, die glücksspielähnliche Elemente wie Lootboxen enthalten, standen am Pranger.

Kritisiert wurde auch, dass bestimmte Anwendungen, zum Beispiel Coin Master, Glücksspielen ähneln und diese sogar simulieren. Dies würde vor allem Kinder und Jugendliche massiv gefährden: Auch wenn die Spiele keine Geldgewinne ausschütten, könnte eine Affinität zum Glücksspiel entstehen, so das Kredo vieler besorgte Eltern. Wegen der Spiele kam es sowohl gegen Google als auch gegen Apple bereits zu mehren Sammelklagen.

Besonders Apple wurde in der Vergangenheit regelmäßig vorgeworfen, indirekt Milliarden mit Glücksspiel oder glücksspielähnlichen Apps zu verdienen. Bei der Abrechnung der In-App-Käufe kassiert der Konzern immerhin 30 Prozent Provision. Oftmals würde Apple die Altersstufen der Spiele zu niedrig deklarieren. Trotz der Kritik von Spielerschützern, Suchtforschern und Eltern verbreiten sich die Lootbox-Spiele aber immer weiter.

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