Glücksspielwachstum in Tschechien

Die Entwicklung des tschechischen Glücksspiels verlief in den letzten Jahren eher durchwachsen. Nun blickt das Land allerdings auf eine erfolgreiche Entwicklung im Jahr 2019 zurück, der Sektor verzeichnete einen Wachstumsschub von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht schlüsselt dazu die beliebtesten Spielarten auf. Wie sehen die Zahlen im Detail aus?

Der Roulette-Tisch eines landbasierten Casinos.

Etwa zwei Drittel der Einnahmen 2019 stammen aus dem landgestützten Glücksspielsektor. ©meineresterampe/Pixabay

Zugpferd Spielautomaten

Eine verbesserte Leistung von Online und landgestützten Glücksspielen sowie ein Wachstum der Lotterie- und Wetteinnahmen führten 2019 dazu, dass die Umsätze des regulierten tschechischen Glücksspielmarktes im Jahresvergleich um 16,0 Prozent anstiegen. Laut Finanzministerium kletterten die Gesamteinnahmen damit auf umgerechnet 1,36 Mrd. Euro. Diesbezüglich wurde ein Überblick zu den beliebtesten Spielarten gewährt.

Herausragender Akteur des Jahres 2019 war die Slot-Vertikale, die sich nach eher durchwachsenen Umsätzen 2018 wieder erholte – Bonusbeschränkungen und neue Kundenverifizierungsanforderungen hatten zu einem Rückgang der Einnahmen geführt. 2019 stiegen die Gesamteinnahmen in dieser Rubrik um ganze 20,9 Prozent auf umgerechnet rund 682 Mio. Euro. Der Anstieg ist größtenteils auf eine starke landgestützte Leistung zurückzuführen.

Kunden setzten in den landbasierten Casinos rund 7 Mrd. Euro ein, während Online Spielautomaten um satte 47,4 Prozent zulegten, was einen Anstieg auf rund 107 Mio. Euro markiert. Auch die regulierten Sportwetten verzeichneten im Jahresvergleich ein Umsatzwachstum von 15,8 Prozent auf 312 Mio. Euro. Im Bereich Online Sportwetten setzten Kunden rund 2 Mrd. Euro ein.

Sportwetten am zweitbeliebtesten

Wie auch 2018 bleiben Sportwetten, gemessen an den Einnahmen, damit das zweitbeliebteste Produkt auf dem tschechischen Markt. Die Rubrik steht sogar noch vor der Lotterie, in dieser Vertikale stiegen die Einnahmen um 7,5 Prozent. Hier dominierten die landgestützten Verkäufe, mit denen 563 Mio. Euro an Einsätzen generiert wurden. Online wurden dagegen lediglich 85 Mio. Euro eingesetzt.

Die Einnahmen aus anderen Casinospielen, die vom Ministerium als Live-Spiele bezeichnet werden, blieben im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Die kombinierten Online und landgebundenen Einnahmen in dieser Sparte beliefen sich auf umgerechnet rund 87 Mio. Euro, wobei der Onlinesektor etwa 8,4 Mio. Euro generierte.

Beim Bingo, einem Produkt, das in Tschechien nur in landgestützten Spielstätten erhältlich ist, fiel das Wachstum gedämpfter aus, wobei die Einnahmen geringfügig auf 293 Mio. Euro stiegen. Bei den pferderennorientierten Totalisator-Wetten, einem weiteren ausschließlich landgestützten Produkt, gingen die Einnahmen stark zurück, nämlich um ganze 46,8 Prozent auf 94,6 Mio. Euro. Kleine Einnahmen bis zu 5.000 Euro wurden außerdem durch Gewinnspiele generiert.

Weniger junge Menschen spielen

Wie aus einem Report des Nachrichtenmagazins iGamingBusiness hervorgeht, spielten im vergangenen Jahr etwa 43,3 Prozent der Tschechen im Alter von 16 Jahren und älter. Der Wert liegt dabei unter dem Niveau von 2017. Insgesamt spielten 41,4 Prozent der über 16-Jährigen an landgestützten Veranstaltungsorten und 11,9 Prozent online. Dies markiert einen Anstieg gegenüber 2018, wo 38,4 Prozent an landgestützten Veranstaltungsorten spielten und 9,1 Prozent online.

Unterschiede herrschen nach wie vor zwischen Männern und Frauen vor: Bei den Männern spielten 51,2 Prozent, während nur 35,8 Prozent der Frauen dem Glücksspiel nachgingen. Außerdem wurde deutlich, dass weniger junge Menschen spielen.

Im Gespräch mit der nationalen Anti-Drogen-Koordinatorin Jarmila Vedralová wurde deutlich, dass nur 10,5 Prozent der unter 16-Jährigen angaben, Glücksspiele 2019 gespielt zu haben. 2018 lag der Wert hingegen noch bei 11,2 Prozent. Der Rückgang sei vor allem das Ergebnis der strengeren Altersanforderungen für Spielautomaten, die seit 2017 gelten.

Der Report stellt allerdings auch fest, dass 3,7 Prozent der Spieler mindestens eine von zwei Fragen bejahten, die auf ein gewisses Risiko des problematischen Glücksspiels hindeuten. Dagegen bejahten 1,9 Prozent beide Fragen, was auf ein hohes Risiko hindeutet. Männer sind dabei laut Vedralová einer weitaus höheren Gefahr ausgesetzt als Frauen. Die Drogenbeauftragte fügte hinzu, dass in Tschechien zwischen 36.900 und 111.700 Problemspieler leben.

Glücksspielmarkt im Wandel

Der tschechische Glücksspielmarkt befindet sich derweil in einer Phase der Umstrukturierung. Unter anderem wird die Einführung höherer Glücksspielsteuern geplant. Gleichzeitig soll das problematische Glücksspiel eingedämmt werden. Um die Risiken zu minimieren, wird in den kommenden Wochen ein neues Ausschlussregisters eingeführt.

Bereits in einer Rede auf der tschechischen Glücksspielkonferenz, die am 05. November in Prag stattfand, erklärte der federführende Minister Alena Schillerová, dass das Ausschlussregister nicht nur Spieler aufnehmen wird, die sich selbst ausschließen, sondern auch Sozialhilfeempfänger, Bankrotte und Personen, die bereits einmal wegen Spielsucht in Behandlung waren. Jeder, der auf der Liste steht, wird weder online noch landbasiert spielen dürfen.

Das neue System wird vorerst eine Testphase durchlaufen. Trotz der Risiken des Glücksspiels erklärte der Minister jedoch, dass das Glücksspielgesetz der Tschechischen Republik aus dem Jahr 2017, mit dem das Online Glücksspiel des Landes zum ersten Mal reguliert wurde, ein großer Erfolg war und bei der Eingrenzung des Schwarzmarkts behilflich sei.

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