Glücksspielgipfel in Brasilien

In der brasilianischen Metropole São Paulo findet vom 09. bis 10. Dezember der zweite „Online Gaming Summit“ (OGS) statt. Zentrales Thema der Glücksspielkonferenz ist die zukünftige Regulierung des Online Glücksspielsektors. Brasiliens Glücksspielmarkt befindet sich zurzeit in einem Liberalisierungsprozess. Welche Entwicklungen sind zu erwarten?

Die Skyline von São Paulo, Brasilien.

Zum zweiten Mal findet die Konferenz im 11 Mio. Einwohner zählenden São Paulo statt. ©pexels/Pixabay

Hochrangige Branchenvertreter erwartet

Das wichtigste Branchentreffen des brasilianischen Glücksspielsektors, OGS, geht am 09. Dezember in die zweite Runde. Auf der Konferenz finden auch in diesem Jahr die wichtigsten Vertreter aus Industrie, Politik und Gesellschaft zusammen, um über die künftigen Regularien des Online Glücksspielsektors in Brasilien und Lateinamerika zu debattieren. Standort des Gipfels ist das örtliche Konferenzzentrum Allianz Parque.

Um die Liberalisierung des schätzungsweise milliardenschweren lateinamerikanischen Marktes schnellstmöglich voranzutreiben, werden auf der OGS diesmal gleich mehrere hochrangige Vertreter der iGaming-Branche erwartet. Unter anderem haben die Branchenriesen Playtech und Sportnco ihr Erscheinen angekündigt. Dazu kommen mehrere Vertreter des britischen Interessenverbands Remote Gambling Association (RGA). Im Rahmen der Eröffnung wird außerdem der brasilianische Finanzminister Paulo Guedes zugegen sein.

Relevante Thematik

Das Thema Online Glücksspiel steht im Moment ganz oben auf der Agenda der brasilianischen Regierung. Das Land Brasilien galt bislang als sehr stringent, Glücksspielanbieter wurden hier über viele Jahre mit enormen Hürden konfrontiert. Obwohl internationale Betreiber von Online Casinos, Pokerseiten und Sportwetten bereits seit Jahren auf dem brasilianischen Markt präsent sind, gelten die Angebote offiziell immer noch als illegal. Die bis dato einzig legale Spielform sind Pferdewetten.

Erst im Dezember 2018 haben die Politiker des Landes über eine Reform des Glücksspielgesetzes abgestimmt und gleichzeitig die Ausarbeitung einer entsprechenden Novelle zur Liberalisierung auf den Weg gebracht. Infolge hat sich die brasilianische Regierung mehrfach über mögliche Glücksspiel-Regulierungen beraten. Die Inkraftsetzung neuer Gesetze soll bereits im ersten Quartal 2020 erfolgen.

Dass eine einheitliche Regulierung daher ganz oben auf der Agenda des OGS steht, verwundert kaum. Grund für die Dringlichkeit sind vor allem die aktuellen Entwicklungen am lateinamerikanischen Glücksspielmarkt. Dieser zählt zurzeit zu den weltweit am schnellsten wachsenden Absatzmärkten überhaupt. Im Jahr 2017 hat der Online Glücksspielsektor Lateinamerikas über 4,9 Mrd. US-Dollar (~ 4,4 Mrd. Euro) eingefahren. Durch eine einheitliche Regulierung könnte sich die Summe laut Finanzexperten in Zukunft erheblich steigern.

Sportwetten haben oberste Priorität

Den höchsten Stellenwert für Brasiliens Regierung haben nach wie vor Sportwetten. Die Voraussetzung, um Sportwetten nach den neuen Gesetzen anzubieten, sind entsprechende Lizenzen, weshalb eine Reihe von Experten auf der kommenden OGS anwesend sein wird. Unter dem Titel „The Regulation Of Sports Betting And The Legacy For Other Gaming Modes“ (z. dt. „Die Regulierung von Sportwetten und ihr Vermächtnis für andere Glücksspielarten) sprechen unter anderem:

Michael Pollock, Direktor des National Council of Legislators from Gaming States (NCLGS). Evandro Roman, Präsident des Subkomitees für Online Gaming und Sportwetten. Und Gutemberg Reis, Abgeordneter des brasilianischen Nationalkongresses.

Spielsicherheit im Fokus

Die Weiterentwicklung der Regulierungsmaßnahmen bezieht sich besonders auf die Gewährleistung von Spielsicherheit. Um einen entsprechenden Gesetzesrahmen zur Integritätswahrung und Sicherung des Spielerschutzes zu erarbeiten, hatte die brasilianische Regierung schon im Vorfeld mehrere Konsultationen gestartet, die letzte im September. Hier wurde ein Gesetzentwurf für Sportwetten mit festen Quoten zur Stellungnahme der Wettbranche veröffentlicht und diskutiert.

Ein zentrales Thema des Dekrets, welches durch das brasilianische Wirtschaftsministerium für Evaluierung, Planung, Energie und Lotterie (SECAP) ausgearbeitet wurde, war das Thema Spielerschutz. Um insbesondere Kinder und Jugendliche vor Glücksspielrisiken zu schützen, soll für Sportwetten künftig eine Altersgrenze ab 18 Jahren gelten. Zudem müssen alle getätigten Einsätze kontenbasiert ablaufen, womit das Alter der Wettkunden sichergestellt werden soll.

Um überhaupt eine Sportwettlizenz zu erhalten, müssen alle Antragsteller außerdem nachweisen können, dass sie zu keiner Zeit wegen strafrechtlicher, verwaltungstechnischer, zivilrechtlicher oder finanzieller Vergehen verurteilt wurden. Außerdem wird eine Bescheinigung über die finanzielle Lage des Unternehmens abverlangt. Die Anbieter müssen über eine Finanzreserve von umgerechnet mindestens 1,3 Mio. Euro verfügen.

Hintergrundüberprüfungen geplant

Nicht nur die Unternehmen, auch die Führungskräfte sollen zudem einer Hintergrundüberprüfung unterzogen werden. Keine Einzelperson, die in einem lizenzierten Unternehmen arbeitet, darf innerhalb der letzten acht Jahre aufgrund einer Straftat verurteilt worden sein.

Ein Grund für die Stringenz der brasilianischen Regierung ist das Gefahrenpotenzial von Geldwäsche. Die Lizenznehmer sollen daher auch Verfahren zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung präsentieren. Dies geht mit einschlägigen Kundenkontrollen, Überprüfungen der Handelsvertreter- und -partner sowie Schulungsprogrammen für das Personal einher. Jede verdächtige Aktivität und alle Zahlungen über 2.000 Euro müssen bei der Financial Intelligence Unit, der Zentralbank Brasiliens, gemeldet werden.

Betreiber, die diese Vorschriften nicht einhalten, müssen mit Sanktionen rechnen. Nach einer ersten Verwarnung kann das Ministerium Bußgelder in Höhe von bis zu 100 Prozent der Bruttoeinnahmen erheben. Wiederholungstätern kann sogar der doppelte Betrag in Rechnung gestellt werden. Im Härtefall droht den Betreibern der komplette Lizenzentzug, was ebenso die Beschlagnahmung von Geräten und Unterlagen bedeutet. Hat ein Unternehmen die Lizenz erst einmal verloren, wird eine Wiederbewerbung für einen Zeitraum von 10 Jahren untersagt.

Insgesamt spiegeln die Pläne der brasilianischen Regierung die international gängigen Sicherheitsstandards der Glücksspielbranche wider. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Regulation von Sportwetten auf der anstehenden OGS endgültig in feste Bahnen gelenkt wird, was dem florierenden Sektor zugutekommen dürfte. Ob es jedoch wirklich schon Anfang 2020 zur Marktöffnung kommt, bleibt vorerst abzuwarten.

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