Gauselmann startet Impfkampagne

Die Coronakrise hat die Spielhallenbranche hart getroffen. Um den Weg zurück in die Normalität zu ebnen, hat der deutsche Glücksspielriese Gauselmann nun eine Impfkampagne unter seinen Mitarbeitern gestartet. Die Aktion trägt den Titel MERKUR IMPFT und soll auch auf andere regionale Unternehmen ausgeweitet werden. Voraussetzung dafür ist allerdings die Verfügbarkeit von Impfstoffen. Sind die Maßnahmen ein Weg aus den roten Zahlen?

Eine Charge an Covid-19-Vakzinen.

Die Schutzimpfungen seien die Voraussetzung für die Rückkehr zur Normalität, so Gauselmann. ©torstensimon/Pixabay

Das Coronavirus gemeinsam besiegen

Kleiner Piks, große Wirkung – unter diesem Motto hat der Merkur-Inhaber Gauselmann (Espelkamp, NRW) eine Impfkampagne unter seinen rund 14.000 Mitarbeitern begonnen. Fast alle Angestellten hatten sich innerhalb der Pandemie in Kurzarbeit befunden. Der Startschuss für die betrieblichen Impfungen markiert für den deutschen Automatenkönig Paul Gauselmann (86) auch die letzte Biegung auf dem Weg zurück in die Normalität.

Erstmals in seiner Geschichte hatte Gauselmann im Februar rote Zahlen geschrieben, dementsprechend intensiv verliefen die Vorbereitungen für die Impfkampagne, welche inzwischen abgeschlossen sind. Die benötigten Infrastrukturen an den Standorten Espelkamp und Lübbecke seien fertiggestellt. Aktuell fungiere eine alte Gießerei noch als Testzentrum, auch diese soll nun zum Impfzentrum umgebaut werden.

Die Pläne der Gauselmann Gruppe sind hochgesteckt: Sobald genügend Impfstoffe verfügbar sind und die Betriebsärzte flächendeckend miteinbezogen werden können, wolle man nicht nur den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Impfangebot machen, sondern auch anderen Unternehmen in unmittelbarer Umgebung – diese sollen die Impfzentren mitbenutzen dürfen. Man könne das Virus nur gemeinsam besiegen, so der Unternehmensgründer und ehemalige VDAI-Vorstandschef Paul Gauselmann.

Gauselmanns Initiative ist begründet, denn das Unternehmen schrieb im Februar erstmals in seiner 63-jährigen Geschichte rote Zahlen. Der Umsatz im Jahr 2020 war gegenüber dem Vorjahr um satte 30 Prozent rückläufig. 2019 lag der Außenumsatz noch bei 2,5 Mrd. Euro, der Innenumsatz sogar bei 3,4 Mrd. Euro, doch die Coronakrise habe die letzten Reserven aufgebraucht, so ein Unternehmenssprecher. Die vom Staat zugesagten 75-Prozent-Hilfen seien stark eingeschränkt – um angemessene Hilfe zu bekommen, müsse man aufgrund von Bürokratie hart kämpfen. Mit der Impfkampagne scheint Gauselmann das eigene Schicksal nun wieder selbst in die Hand zu nehmen.

Der einzige Weg in die Normalität

Einige lokale Unternehmen haben das Impfangebot der Gauselmann Gruppe bereits angenommen: Sobald die Kapazitäten es zulassen, wolle man die Mitarbeiter|-innen der Betriebe Mittwald CM Service, Aufbaugemeinschaft Espelkamp, KADECO, Schulz Gebäudeservice, Tischlerei Lömker, Kutsche Elektrotechnik sowie LSM aus Stemwede impfen lassen. Jedes andere Unternehmen aus der Region könne sich bei Gauselmann melden, so die Unternehmensführung.

Um für die Aktion zu werben, sei bereits eine Kommunikationsoffensive gestartet worden. Damit wolle man die Mitarbeiter bei der Impfung unterstützen. Laut Gauselmann sei die Impfung der einzige Weg zurück in die Normalität. Man könne sich glücklich schätzen, dass die Vakzine so schnell entwickelt wurden. Paul Gauselmann wurde schon im Februar zweifach geimpft, nun wolle er diesen Schritt jedem ans Herz legen.

Im Zentrum von Gauselmanns Engagement stehen diesmal nicht Bäume gegen den Klimawandel, sondern die Impflotsen. Hierbei handelt es sich um Mitarbeiter, die telefonische Beratungen durchführen. Konkret geht es um die Beantwortung folgender Fragen: Welche Unterlagen sind beim Impftermin erforderlich? Wie viel Zeit sollte zwischen der ersten und der zweiten Impfung liegen? Was passiert, wenn der Impfausweis nicht auffindbar ist? Parallel fungieren die Impflotsen auch als zentrale Ansprechpartner und Vermittler. Man wolle mehr tun als nur zu impfen, so das Kredo des Unternehmens.

Damit die Impfbereitschaft unter der Belegschaft weiter ansteigt, wurde obendrein eine interne Kampagne gestartet. Diese wirbt unter anderem mit Mitarbeitern, die bereits geimpft wurden und nun auf Plakaten für die Schutzimpfung werben. Unter dem Hashtag #MERKURimpft findet sich außerdem sowohl eine eigene Seite im Intranet als auch eine Homepage, wo die Personalabteilung neue Informationen bekanntgibt.

Emotionale Botschaft von Gauselmann

Auf den Kampagnenseiten wendet sich der nunmehr 86-jährige Glücksspielmogul Paul Gauselmann mit emotionalen Worten an die Belegschaft: Die Impfstoffe hätten eine überragende Bedeutung für die Rückkehr zur Normalität, so Gauselmann. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche er Gesundheit und einen milden Verlauf im Falle einer Infektion.

Man hoffe nun darauf, dass möglichst zeitnah genug Impfstoff zur Verfügung stehen, damit die Betriebsärzte mit den Impfungen beginnen können. Man sei bestens gerüstet und warte nur noch auf den Startschuss, so das Kredo von Personalchef Lars von der Wellen im Rahme einer Pressemitteilung.

Dementgegen ließ Gauselmann an der deutschen Corona-Politik kein gutes Haar: Die Schließungen seien völlig undifferenziert und unverhältnismäßig. Es sei unverantwortlich, dass keine Rücksicht auf die Besonderheiten von Spielhallen genommen werde. In den Spielstätten stehe genügend Raum zur Verfügung, die Einhaltung des Mindestabstandes von zwei Metern sei gewährleistet. Darüber hinaus würden Maskenpflicht und Hygienevorschriften eingehalten. Die Regierung treffe aber dennoch pauschale Entscheidungen.

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